Hamburg. Es ist ungewiss, wie das Gebäude nach Umzug genutzt wird. Politik fordert die Aufhebung der Sperrung und sieht eine Chance.

Eigentlich konnte kaum noch jemand glauben, dass die Amerikaner ihr Kleines Weißes Haus an der Alster wirklich verlassen und in die HafenCity umziehen. Wie berichtet, war der Umzug des US-Generalkonsulats bereits vor mehr als sechs Jahren angekündigt worden. In der vergangenen Woche hatte ein Sprecher nun schließlich bestätigt, dass „die Ausstattung dieses neuen Standorts demnächst fertig wird“.

Ein exaktes Datum für den Umzug gibt es immer noch nicht. Aber ein Ortstermin für das Abendblatt im Amundsen-Haus an der Straße Kehrwieder, das zum Hanseatic Trade Center gehört, zeigte, dass hier schon bald der Betrieb aufgenommen werden kann. Wer das lichtdurchflutete Atrium ohne Einlasskontrolle betritt, entdeckt auch gleich einen Hinweis auf den neuen Mieter. Auf einer Tafel, auf der die Firmen aufgelistet sind, die in dem Bürohaus ihre Räume haben, ist auch folgender Eintrag zu finden. „U.S. Consulate 5. OG links“.

Immobilien Hamburg: US-Konsulat wird saniert

Mit dem gläsernen Fahrstuhl gelangt der Gast in die fünfte Etage. Einfach per Knopfdruck, für die Auffahrt ist nicht etwa eine Karte notwendig. Eine Zwischentür führt zu den neuen Räumen. An der Wand hinter einer Glastür hängt bereits ein Schild mit der Aufschrift „Consulate General – United States Of America“. Im Vorraum wurde ein Fußboden in Marmoroptik verlegt, ein Kabel hängt noch aus der Wand. Und in diesem Vorraum befindet sich auch die Sicherheitsschleuse mit Glasscheibe, hier werden sich die Besucher künftig anmelden müssen, bevor es dann in die Büros und Repräsentationsräume geht. Wie groß die Fläche hier im Hanseatic Trade Center ist und wie viele Mitarbeiter dort künftig arbeiten werden, dazu äußert sich das US-Generalkonsulat nicht. Es ist geheim.

Dieses Schild hängt bereits im Hanseatic Trade Center.
Dieses Schild hängt bereits im Hanseatic Trade Center. © Privat

Die Amerikaner haben bislang auch noch nicht verraten, was eigentlich aus dem repräsentativen Gebäude an der Alster werden soll. Nur dass es in Eigenregie saniert werden soll. In der Immobilienbranche wird viel über die Nachnutzung des US-Generalkonsulats spekuliert.

Immobilie wird vermutlich verkauft

Aber die Amerikaner haben sich bislang nicht dazu eingelassen, ob die Immobilie auch nach der Sanierung in ihrem Eigentum bleiben wird. Doch das ist unwahrscheinlich. Es ist eher davon auszugehen, dass das Gebäude in absehbarer Zeit verkauft wird. Bereits im Herbst 2015 wurde der renommierte Immobiliendienstleister Cushman & Wakefield mit der Vermarktung des Kleinen Weißen Hauses beauftragt. Der Verkauf wurde allerdings wieder gestoppt.

Neues Domizil: In diesen Gebäudekomplex an der Straße Kehrwieder zieht das  Generalkonsulat ein.
Neues Domizil: In diesen Gebäudekomplex an der Straße Kehrwieder zieht das Generalkonsulat ein. © Marcelo Hernandez

„Es wird eine Vielzahl von Interessenten für diese repräsentative Immobilie in Eins-a-Alsterlage geben“, sagt An­dreas Wende, geschäftsführender Gesellschafter der Nai apollo group, die auf Immobilienberatung spezialisiert ist. Und auch an Ideen für die Nutzung dürfte es nicht mangeln. „Zum einen könnte das Gebäude zum Beispiel weiterhin von einem Konsulat, einer Privatbank oder einem Family Office genutzt werden. Aber auch für Wohnungen würde sich das Ensemble anbieten. Vielleicht ist auch eine Nachverdichtung auf dem Areal möglich, beziehungsweise es können Anbauten abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden“, sagt Wende.

Politik fordert Aufhebung der Sperre

Das US-Generalkonsulat ist seit Langem weiträumig abgesperrt und wird von der Polizei rund um die Uhr bewacht. Diese Stelle ist ein Nadelöhr für Radfahrer und Fußgänger an der Alster. Nach dem Auszug würde die Sperrung aufgehoben. Aber wann das sein wird, ist nicht bekannt. Bei der Polizei weiß man offensichtlich noch gar nichts von dem bevorstehenden Umzug. Auf Abendblatt-Anfrage sagte ein Sprecher nach Rücksprache mit dem zuständigen Polizeikommissariat 17, man könne „berichten, dass es leider so ist, dass bezüglich des US GK bisher noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden ist. Durch diesen Umstand ist derzeit keine verbindliche Planung möglich.“

Die ­Politik hofft, dass der gesperrte Straßenraum schon bald wieder öffentlich genutzt werden kann. „Wenn das US-Konsulat wegzieht, muss die Chance ergriffen werden, die sehr beliebte Fahrradstraße zu vollenden und den jetzigen Slalom-Kurs um die Sicherheitsmaßnahmen herum zu begradigen“, fordert Eimsbüttels SPD-Fraktionschef Gabor Gottlieb. „Dann wird auch der Fahrradverkehr vom Bürgersteig baulich getrennt, und damit erhält das Alsterufer an dieser Stelle auch wieder echten Flaniermeilencharakter“, sagt der Bezirkspolitiker.

Umzug des Konsulats eine Chance für Verkehrsführung

Für den CDU-Verkehrsexperten Richard Seelmaecker steht fest: „Der finale Umzug des US-Generalkonsulats in Hamburg bietet die Chance, die seit vielen Jahren aus Sicherheitsgründen unterbrochene Verkehrsführung endlich wiederherzustellen. Der Senat sollte deshalb jetzt keine Zeit verlieren und die Lücke schließen, damit alle Verkehrsteilnehmer wieder unsere Alster umrunden können, und die unnatürliche Unterbrechung nach Jahrzehnten beenden.“

Unterdessen gibt sich Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) auf Abendblatt-Anfrage noch zurückhaltend. „Durch die Umbaumaßnahmen im vergangenen Jahr haben wir an einer der beliebtesten Fahrradstrecken schon heute eine gute Lösung. Auch für die Zukunft sind wir für die Förderung des Fuß- und Radverkehrs auf alle Szenarien vorbereitet.“