Hamburg . Zwei Frauen sollen als Teil einer Bande Senioren um mehr als 100.000 Euro betrogen haben – beinahe hätte sich die Beute verdoppelt.
In einem Fall seien die beiden Angeklagten nur knapp gescheitert: Ein 80-Jähriger, dem die Enkeltrick-Bande weisgemacht habe, seine Tochter habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht und er müsse nun 100.000 Euro "Kaution" aufbringen, stand laut Staatsanwaltschaft Hamburg bereits bepackt mit Goldbarren, Schmuck und Bargeld in der Straße Newmans Park in Nienstedten. Doch die 35-Jährige und ihre zwei Jahre jüngere Komplizin hätten einen Rückzieher gemacht, weil sie sich beobachtet gefühlt hätten.
Enkeltrick-Bande erbeutete mehr als 100.000 Euro
In drei anderen Fällen von Betrug mithilfe einer Variante des sogenannten Enkeltricks, so die Staatsanwaltschaft, hätten die beiden Frauen jedoch insgesamt mehr als 100.000 Euro von drei Rentnern entgegengenommen, die zuvor am Telefon so weit manipuliert worden waren, dass sie glaubten, nur die Zahlung von Bargeld könnte Schlimmeres für ihre Kinder verhindern.
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In allen Fällen hätten die Anrufer behauptet, dass eine Tochter der 83, 80 und 71 Jahre alten Opfer einen schweren Unfall verursacht habe und dann geflüchtet sei. Sofern die Rentner aber "Schadensersatz" und "Kaution" zahlen würden, könnten sie verhindern, dass es zur Anzeige käme und ihre Tochter in Haft genommen würde.
Enkeltrick-Prozess beginnt am Dienstag
Das 80 Jahre alte Betrugsopfer übergab insgesamt 80.000 Euro an die Bande, die beiden anderen Geschädigten wurden um 17.000 beziehungsweise 8000 Euro betrogen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass in allen drei Fällen die nun angeklagten Frauen das Geld entgegennahmen.
Sie müssen sich ab Dienstag (31. Mai) vor dem Landgericht wegen der Anklage des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs verantworten. Die Mittäter und Hintermänner der Bande sind laut Staatsanwaltschaft bisher unbekannt.