Hamburg. Täter erbeuteten 2021 mit Trick-Anrufen 2,6 Millionen Euro. Polizei startet Aktionswochen. Eine Übersicht der miesen Maschen.

„Miese Masche“ nennt es die Polizei Hamburg, wenn Betrüger ältere Menschen durch Telefonanrufe in die Irre führen, manchmal sogar in eine Art Schockzustand versetzen und zu Zahlungen hoher Geldsummen bringen. 2,6 Millionen Euro erbeuteten die Täter so allein im vergangenen Jahr in Hamburg. Die Polizei registrierte rund 3600 Telefonbetrug-Taten. Die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich höher sein.

„Es sind miese Täter, die auf perfide Art und Weise die gut gemeinte Hilfsbereitschaft älterer Menschen schamlos ausnutzen“, sagt Mirko Streiber, Chef des Landeskriminalamts, zum Auftakt der Präventionswochen gegen diese Form der Kriminalität vor der Europa Passage. „Die Opfer werden durch geschickte Gesprächstaktiken überrumpelt und um ihr Erspartes für einen sorglosen Lebensabend gebracht.“

Polizei Hamburg: Telefonbetrug ist für Täter attraktiv

Denn tatsächlich ist diese Form von Kriminalität für die Täter hoch attraktiv. Nach Erkenntnissen der Polizei sind die Betrüger zwar nur bei drei Prozent der Anrufe „erfolgreich“. Bei einer Schadenssumme von 2,6 Millionen Euro macht das aber eine durchschnittliche Beute von 78.000 Euro.

Um Beute zu machen, benutzen die Täter verschiedene Varianten, die sie auch immer wieder anpassen:

  • Schockanrufe: Diese Form der Anrufe nimmt immer mehr zu. 550 Taten wurden im vergangenen Jahr angezeigt – dreimal mehr als im Vorjahr. Der Anrufer gibt sich als Polizist aus, der vorgibt, dass der Enkel des Opfers schuldhaft einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht hat und diesem jetzt Haft droht. Diese könne nur gegen die Zahlung einer hohen Kaution, in der Regel mehrere Zehntausend Euro, abgewandt werden. Um die Situation dramatisch zu machen und das Opfer noch stärker unter Druck zu setzen, „spielt“ ein Komplize den Enkel oder die Enkelin und jammert und schluchzt kurz ins Telefon. „Wie in Panik, also ohne einen klaren Gedanken fassen zu können, raffen die völlig überrumpelten Angerufenen oft ihr gesamtes Geld und Wertsachen zusammen, um ihre Angehörigen vor der vermeintlichen Haft zu bewahren“, so Streiber. Ein Ehepaar, das seinen Sohn vor einer angeblich drohenden Haftstrafe im Ausland bewahren wollte, verlor so 218.000 Euro.
  • Falsche Polizisten: Auch bei dieser Masche gibt der Anrufer vor, ein Polizeibeamter zu sein. Er erzählt, dass man Straftäter festgenommen und bei diesen einen Zettel mit Adressen gefunden hätte. Dabei sei auch die Anschrift des Angerufenen. Der angebliche Beamte suggeriert dem Opfer, dass es Ziel einer Straftat werde und seine Wertsache in Obhut der Polizei geben solle. Ein Kollege werde die Wertsachen abholen kommen. Oft werden die Opfer auch über Vermögen auf Konten oder in Schließfächern ausgefragt. Die sollen, weil ein „korrupter Bankmitarbeiter“ mit den Tätern unter einer Decke stecke, abgeholt und ebenfalls übergeben werden.
  • WhatsApp-Trick: Bei dieser ganz aktuellen Masche erhält das Opfer eine WhatsApp-Nachricht, in der der Absender vorgibt, Sohn oder Tochter zu sein, das Telefon verloren und eine neue Nummer zu haben, die sie auf diesem Weg schicke. Kurz darauf kommen Nachrichten, in denen vorgegeben wird, dass Sohn oder Tochter in eine Notsituation gekommen seien und Geld bräuchten.
  • Enkeltrick: Hier rufen die Täter an und gaukeln dem Opfer vor, ein Verwandter zu sein, der Geld für einen Auto- oder Wohnungskauf brauche. Sagt der Angerufene zu, lässt der angebliche Verwandte das Geld abholen, weil er selbst verhindert sei.
  • Corona-Trick: Diese Variante kam vor allem im vergangenen Jahr zum Einsatz. Dabei geht es um einen zumeist im Ausland erkrankten Verwandten, der nur durch eine teure, nicht durch die Krankenkasse abgedeckte Behandlung eine Überlebenschance habe.

Polizei Hamburg: Betrüger denken sich ständig neue Tricks aus

Um an ihr Ziel zu kommen, „passen die Betrüger ihre Begehungsweisen so an, dass sie jeweils maximale Erfolge erzielen“, so LKA-Chef Streiber, der sich sicher ist, dass die Betrüger sich ständig neue Tricks und Geschichten ausdenken, um ältere Menschen um ihr Vermögen zu bringen. Mit den Aktionswochen möchte die Polizei die Bevölkerung für diese Taten sensibilisieren.

Zu den Unterstützern zählen die Opferhilfe-Organisation Weißer Ring, der Polizeiverein, der Landesseniorenbeirat, mehrere Geldinstitute sowie die Bäckerinnung, die Brötchentüten mit Warnhinweisen bedrucken ließ, die auch bei der Auftaktveranstaltung in der Innenstadt verteilt wurden. Weitere sieben Informationstage sind geplant, immer mittwochs in einem anderen Bezirk. Alle Termine gibt es unter: polizei.hamburg, Stichwort Telefonbetrug in der Suche.