Hamburg. Der HVV hat bereits 145.000 Tickets verkauft. In Niedersachsen brachen zum offiziellen Verkaufsstart die Server zusammen.
Der Ansturm auf das 9-Euro-Ticket geht unvermindert weiter – zumindest im Gebiet des HVV: Der Verkehrsverbund hat bis Montagnachmittag bereits 145.000 der verbilligten Monatskarten abgesetzt. Bei den Verkehrsverbünden in Schleswig-Holstein und Niedersachsen war die Nachfrage deutlich geringer.
Beim Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) waren zum Start am Montag die Server zusammengebrochen – rund eineinhalb Stunden lang ging gar nichts mehr. Bis zum Nachmittag wurden dann 10.100 Tickets verkauft, sagte Sprecher Eckhard Spliethoff. Der Nahverkehrsbund Schleswig-Holstein (NAH.SH) berichtete von 4000 Verkäufen bis 14 Uhr über die App – der Verkauf war erst am Montag gestartet worden. Der HVV hat das 9-Euro-Ticket bereits am vergangenen Freitag angeboten.
HVV: VBN von technischen Problemen betroffen
Die tatsächlichen Zahlen im Hamburger Verkehrsverbund sind sogar noch höher, denn die am Montag an den Automaten oder direkt bei Busfahrern gekauften Fahrkarten sind noch gar nicht eingerechnet. Der VBN war zum offiziellen Verkaufsstart am Montagmorgen von technischen Problemen betroffen – rund eineinhalb Stunden konnten aufgrund hoher Serverauslastungen keine 9-Euro-Tickets auf den Seiten des VBN erworben werden, so Sprecher Eckhard Spliethoff.
Bis 12 Uhr am Montag konnten dann immerhin schon 8000 Tickets verkauft werden, bis 16 Uhr kamen dann noch einmal gut 2.100 dazu. Auch hier wurden die meisten Tickets über die App gekauft. Aufgrund der technischen Störung am frühen Morgen zeigte sich Spliethoff aber mit den bisherigen Verkaufszahlen zufrieden.
Viele Kunden sorgen schon für Juli und August vor
Für die im Vergleich mit dem HVV eher geringen Zahlen gebe es laut Spliethoff zwei Erklärungen: Zum einen habe der HVV deutlich mehr Kunden. Zum anderen habe er durch seinen früheren Vorverkaufsstart eventuell schon einige Kunden des VBN bedienen können, so Spliethoff.
Das sei aber keinesfalls ein Problem: „Es ist am Ende egal, über welche Plattform das Ticket gekauft wird. Denn die Mindereinnahmen, die jetzt erzielt werden, werden den Verkehrsunternehmen vom Bund erstattet.“ Die Kunden des VBN deckten sich am Montag aber oftmals gleich mit mehreren 9-Euro-Tickets ein: „Wir beobachten, dass viele Kunden sich das Ticket nicht nur für den Monat Juni holen, sondern dann gleich auch schon für den Juli und August“, so Spliethoff.
Auch Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein zufrieden
Auch der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein zeigte sich zufrieden. Geschäftsführer Arne Beck: „Das Interesse am 9-Euro-Ticket ist schon am ersten Verkaufstag groß. Das freut mich.“ Er appellierte an die Kundinnen und Kunden, vor allem den Berufsverkehr innerhalb des Aktionszeitraums zu meiden, damit es keine überfüllten Züge gibt. „Mittelfristig müssen wir die Kapazitäten im Nahverkehr deutlich erhöhen. Das bedeutet auch, dass wir deutlich mehr Geld vom Bund brauchen“, so Beck.
Die extrem verbilligten Monats-Fahrkarten werden vom Bund mit rund 2,5 Milliarden Euro finanziert. Von Juni bis August gelten sie in allen Nahverkehrsangeboten. Ausgenommen sind ICE- und IC-Züge sowie der Euro-City. Vor allem in den Ballungsräumen ist die Nachfrage groß – so wurden in Berlin bis Montagmorgen rund 150.000 Tickets abgesetzt.
„Wir sind aber auf keinen Fall in Panik"
Wie stark das zusätzliche Fahrgastaufkommen dann tatsächlich sein wird, ist für alle Beteiligten ein großes Rätsel. Für Sylts Bürgermeister Nikolas Häckel (parteilos) ist ein möglicher Ansturm von Tagestouristen wegen des 9-Euro-Tickets durchaus eine Herausforderung. „Wir sind aber auf keinen Fall in Panik. Wir richten uns darauf ein und schauen es uns dann an“, sagte der Politiker.
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Zudem geht Häckel davon aus, dass sich das Thema noch ein wenig abkühlen wird: „Ich glaube außerdem nicht, dass wirklich alle kommen, die das gerade im Internet ankündigen.“ Vielmehr würden vermutlich Menschen aus der näheren Umgebung das Ticket verstärkt nutzen. Er erwarte – auch schon wegen der sehr langen Reisezeiten von bis zu elf Stunden – keinen Ansturm aus ganz Deutschland. Dennoch bereite sich die Insel auf deutlich mehr Tagesgäste vor. Die Kapazitäten auf der Marschbahn seien bereits ausgeweitet worden, das soll auch noch im Nahverkehr passieren.
HVV: Sylt kämpft seit Jahren mit Tourismus
Die Insel hat seit Jahrzehnten mit einem Ungleichgewicht zwischen Touristen und Einheimischen zu kämpfen. Deshalb hat die Politik hier inzwischen die Reißleine gezogen und will nun für mehr dauerhaft bewohnten Wohnraum sorgen und die Anzahl der Gästebetten nicht mehr erhöhen.