Hamburg. Ein Ticket für den ganzen deutschen Nahverkehr, das gab's noch nie. Wie der HVV sich für den digitalen und analogen Ansturm rüstet.
Für nur 9 Euro im Monat beliebig oft mit Bus und Bahn von der Innenstadt in die Außenbezirke Hamburgs und zurück – und das ganze drei Monate lang. Seit Freitag können Kundinnen und Kunden des HVV das 9-Euro-Ticket, das ab dem 1. Juni gilt, im Vorverkauf erwerben. Und die Nachfrage ist gewaltig: Bis 15.30 Uhr wurden allein über den Onlineshop und die HVV-App rund 37.000 Tickets verkauft. Mit dem 9-Euro-Ticket können Kundinnen und Kunden sowohl den Nahverkehr innerhalb des HVV nutzen als auch den Regional- und Nahverkehr in ganz Deutschland.
Der erste Verkaufstag hatte mit kleinen Problemen begonnen, um 8 Uhr war die Seite kurzfristig nicht zu erreichen. Dennoch gab es schon um 10 Uhr 14.000 Verkäufe. Der Rest des Tages verlief dann technisch reibungslos. „Der HVV hat die vergangenen Monate genutzt, um seine Internetsysteme zu ertüchtigen“, hatte HVV-Sprecher Rainer Vohl dem Abendblatt bereits im Vorfeld gesagt. Der Verkaufsstart lag übrigens vor der Zustimmung des Bundesrats am Freitagmorgen, ohne die es keine Einführung gegeben hätte.
HVV: Auch Abonnenten profitieren von 9-Euro-Ticket
Nicht nur Neukunden profitieren von dem Angebot: Auch Abonnenten werden das 9-Euro-Monatsticket nutzen können. Die Preise für alle Abo-Produkte und damit auch für Profitickets, Schüler- und Semestertickets sowie Bonuskarten für Auszubildende werden für die drei Monate Juni, Juli und August auf je 9 Euro abgesenkt. Für Abonnenten liegt die Ersparnis im Durchschnitt bei über 170 Euro für drei Monate, im Vollzeitabo sogar über 250 Euro für drei Monate
HVV-Sprecher Vohl entwarnte vor dem Vorverkauf: „Jeder, der eines haben möchte, bekommt auch ein Ticket. Niemand muss Angst haben, nicht zum Zug zu kommen“. Die Zahl der Fahrkarten sei ja nicht begrenzt.
9-Euro-Ticket für ÖPNV und Regionalverkehr gültig
Der Vorverkauf findet bisher über den HVV-Onlineshop, die HVV-App und bei allen Servicestellen in Hamburg sowie bei einigen im Umland statt. Zusätzlich kann das Ticket seit Freitag bereits in einigen Buslinien erworben werden – eine genaue Auflistung der Buslinien gebe es laut Vohl aber nicht.
Das 9-Euro-Ticket kann aber nicht nur im Voraus gekauft werden – ab dem 1. Juni 2022 wird es dann, zusätzlich zu den bisherigen Verkaufsstellen, in allen Buslinien, Fahrkartenautomaten und allen Servicestellen, auch im Umland, angeboten. Mit dem günstigen Monatsticket können Fahrgäste zwar sowohl den ÖPNV in Hamburg und Umland für nur 9 Euro nutzen sowie mit dem Regionalverkehr bundesweit verkehren. Ausgenommen sind allerdings alle Fernverkehrszüge wie beispielsweise die ICE, IC und EC- Züge der Deutschen Bahn. Das 9-Euro-Ticket gilt für jeweils einen Kalendermonat – es kann nicht beliebig vier Wochen, beispielsweise von Mitte Juni bis Mitte Juli, genutzt werden.
HVV: Erster Tag des Vorverkaufs übertraf Erwartungen
Von den Servicestellen gab es am Freitag noch keine Zahlen zu Käufen des Tickets – „der Löwenanteil kommt aber sowieso von der App“, so Seibel gegenüber dem Abendblatt. Er zeigte sich erfreut über die hohe Zahl der Verkäufe: „Das ist auf jeden Fall schon ganz schön viel.“ Der erste Tag des Vorverkaufs hat jedenfalls die Erwartungen deutlich übertroffen.
- Ansturm durch 9-Euro-Ticket? "Wir richten uns darauf ein"
- Viele Linien betroffen – bei U- und S-Bahn nahen Sperrungen
- Konzept geändert: Diesen Komfort bieten die neuen VHH-Busse
Wie sich das günstige Angebot auf die Fahrgastzahlen auswirken wird, darüber gibt es keine verlässlichen Prognosen. Aktuell liegt die Auslastung im HVV bei 80 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Gleichzeitig sei das Fahrplanangebot besser denn je, betont man bei dem Unternehmen: Drei Angebotsoffensiven in Folge hätten für deutlich dichtere Takte, größere Fahrzeuge und viele neue Linien gesorgt. Damit sei der HVV gut aufgestellt, um in den kommenden Monaten zusätzliche Fahrgäste aufnehmen zu können, versicherte Unternehmenssprecher Vohl.