Hamburg. Galerist Christian Pfaff befasst sich nicht nur beruflich mit dem Thema. Seine Wohnung in Altona ist quasi eine private Ausstellung.

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Wer in seiner Berufsbezeichnung Texter, Autor, Schreiber, Kunstraumbetreiber und Kunstsammler stehen hat, bei dem liegt es nahe, dass er sich auch privat mit Kunst umgibt. Bei Christian Pfaff kommt man somit nicht umhin, sich schon beim Betreten der Wohnung in einer Kunstwelt zu wähnen. Bereits im Flur fällt der Blick auf die zahlreichen Kunstwerke, die links und rechts die Wände säumen. Der 57-Jährige hat sich in Altona-Altstadt auf 80 Quadratmetern quasi eine private Ausstellung erschaffen.

Woher die Leidenschaft für Kunst kommt? „Ich komme aus einer künstlerisch angehauchten Familie. Kunst war eigentlich schon immer irgendwo bei uns vorhanden.“ Ein Vater, der Bildhauerei betrieben hat, eine Schwester, die Musik macht, eine Tante und eine Cousine, die Kunst studiert haben – die Liste der kreativen Verwandtschaft ist lang. „Ich selbst bin mit 16 in eine Künstlergruppe reingestolpert und habe denen geholfen, Ausstellungen zu machen“, sagt Pfaff.

Kunst: Galerist kaufte als Jugendlicher sein erstes Bild

Auch heute noch befasst er sich mit diesem Thema. In der Nähe seiner Wohnung betreibt Pfaff die kleine Galerie Oberfett. Er selbst bezeichnet sie jedoch lieber als Kunstraum. Warum? „Ein Galerist ist ein Kunsthändler. Natürlich verkaufe ich auch Bilder in meiner Galerie, aber das ist nicht der Hauptzweck.“ Durch seine Arbeit als freier Texter und Schreiber quersubventioniere er das Oberfett. Das habe einen entscheidenden Vorteil: „Ich zeige Kunst, die unbedingt gezeigt werden muss, in Abgrenzung zu Kunst, die unbedingt verkauft werden muss.“

Früher sei er auch selber künstlerisch aktiv gewesen, erzählt Pfaff. „Anfang der 2000er-Jahre habe ich dann gemerkt, dass es mir mehr Spaß macht, mit anderen Künstlern Projekte zu realisieren.“ Durch das Interesse an Kunst kam er auch zum Sammeln. „Ich bin ein leidenschaftlicher Kunstliebhaber und sammel eigentlich schon immer Kunst.“ Mit 16 oder 17 Jahren habe er sein erstes Bild gekauft, schätzt er. „Da hat mich das erste Mal etwas angesprungen, das ich unbedingt haben wollte.“ Ob Siebdruck, Gemälde oder Fotografie – auf ein Medium ist er dabei nicht festgelegt. „Es muss mir einfach gefallen. Oder meiner Frau. Oder uns beiden.“

Galerist: Kunst muss keineswegs teuer sein

Kunst müsse auch keineswegs teuer sein, betont Pfaff. Was es dann mit den Werken von Picasso und Banksy an der Bilderwand im Flur auf sich hat? „Den Picasso hat die zweite Frau meines Vaters in den 1960er-Jahren mal direkt von Picasso bekommen. Das ist letztendlich nur eine Katalogseite, die er ihr signiert hat, als er sie mal in einem Restaurant getroffen hat, wo sie als Kellnerin gearbeitet hat. Und den hat sie mir dann irgendwann vermacht.“ Und eine schöne Anekdote noch dazu.

Der gerahmte Türanhänger im Banksy-Stil wiederum komme aus dem Hotel von Banksys Walled Off Hotel in Palästina. „Das hing da an meiner Tür, und das habe ich mitgenommen. Das ist ein echter Siebdruck und wahrscheinlich das Naheste zu einem Banksy-Original, an das ich jemals rankommen werde“, sagt er und lacht.

Ein Tipp für alle, denen Originale zu teuer sind

Einen ähnlich kreativen Tipp hat der Kunstkenner auch für Sammeleinsteiger. So gebe es eine gedruckte Werbeanzeige des Künstlers Joseph Beuys aus den 1980er-Jahren, in der dieser für einen japanischen Whiskey wirbt. „Wenn man sich nun keinen original Beuys leisten kann, aber den Künstler interessant findet, dann recherchiert man das halt so lange, bis man diese Anzeige hat, und rahmt sich die schön.“

Bei Christian Pfaff findet sich die Kunst jedoch nicht nur an den Wänden. So thront vor der in kräftigem Grün gestrichenen Wohnzimmerwand ein goldener Buddha auf einem neongrünen Sockel. Einen Raum weiter bleibt der Blick an einem gewaltigen präparierten Elchkopf hängen. „Das ist Norbert, den habe ich von einem guten Freund aus Schweden bekommen, dessen Vater den geschossen hat“, sagt Pfaff und fügt hinzu: „Es gibt hier auch viele Objekte, die schweben so zwischen Kunst und Trash.“

Ob er eigentlich seine Frau fragt, bevor er einen großen Buddha in die Wohnung schleppt? „Ja, das muss ich. Es gibt mittlerweile auch die Absprache, dass etwas Altes gehen muss, wenn etwas Neues kommt.“ Das sei jedoch nicht so schlimm. „Ich kann das ja glücklicherweise in der Galerie zwischenlagern.“

In der Wohnung wechselt regelmäßig die Wandfarbe

Doch nicht nur die Kunst wechselt regelmäßig, sondern auch die Wandfarbe. „Die Wohnung war schon in jeder Farbe gestrichen.“ Das aktuelle dunkle Grün habe sein Sohn ausgesucht. „Da hatten wir überhaupt noch nicht dran gedacht und haben festgestellt, dass es eine tolle, sehr beruhigende Farbe ist.“

An den Wänden im Flur gibt es nur noch wenig Platz.
An den Wänden im Flur gibt es nur noch wenig Platz. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Pfaff wohnt bereits seit 1971 in dem Altbau in Altona-Altstadt, seit 51 Jahren in derselben Wohnung. Den Wechsel vom Arbeiterviertel bis hin zur „knallharten Gentrifizierung“ hat er hautnah mitbekommen. Ob er dort auch alt werden möchte? „Wenn nicht irgendein Investor kommt, wäre das schon erstrebenswert.“ Seine Frau wünsche sich allerdings einen Balkon. „Es ist also durchaus möglich, dass ich noch mal umziehe, aber dann sollte das auch eine Verbesserung darstellen.“ Und im Viertel sein.