Hamburg. Fraktion will Wege, Plätze und Märkte in Hamburg umgestalten. Das Echo ist geteilt. SPD hält viele der Vorschläge für bekannt.
Die grüne Bürgerschaftsfraktion hat mit ihrem Ideenpapier „#Stadträume“ zur Stadtentwicklung einen Stein ins Wasser geworfen, der Wellen schlägt. „Hamburg muss sich als klimagerechte Stadt neu erfinden, aber auch Orte schaffen, die eine Atmosphäre des menschlichen Miteinanders fördern – im Sinne eines guten gesellschaftlichen Klimas“, heißt es darin.
Als Konsequenz daraus will die Fraktion Plätze neu gestalten, Wege für Fußgänger und Radfahrer schaffen und Märkte beleben, um kleine Läden und soziale Projekte im Quartier zu unterstützen.
Grüne Ideen für Hamburg – Handelskammer begrüßt Vorstoß
Positiv reagierte die Handelskammer auf den Vorstoß. „Wir begrüßen grundsätzlich jeden Vorschlag, um die Stadt attraktiver zu machen. Diese Diskussion haben wir mit dem Projekt ,Hamburg 2040 – wie wollen wir künftig leben und wovon‘ angestoßen“, sagte Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer. „Hamburgs Quartiere und die Innenstadt bedürfen einer weiteren Attraktivitätssteigerung.“ Nun müssten aus den Ideen aber Projekte werden. Eine klare Absage erteilt die Kammer der Idee, Hauptverkehrsachsen zurückzubauen – dies würde den Standort schwächen.
Interessant liest sich das „Lob“ der SPD. „Als SPD-Fraktion begrüßen wir den Ansatz des Koalitionspartners, nun ebenfalls die ganze Stadt in den Blick zu nehmen – davon kann die Arbeit der Koalition nur profitieren“. sagte Fraktionschef Dirk Kienscherf. „Viele der vorgetragenen Ideen sind seit Längerem bekannt.“ Die bunten Computergrafiken der Grünen-Fraktion unterstützen „den von uns eingeschlagenen Weg für noch mehr Lebensqualität in Hamburg“.
Stadtentwicklungsbehörde hält viele Vorschläge für bekannt
Die Stadtentwicklungsbehörde von Dorothee Stapelfeldt (SPD) begrüßt das Papier, sieht die Themen aber „bereits in vielen Planungen und Konzepten des Senats als integrativer Bestandteil mit angelegt“. Gemischt ist das Echo des BUND.
Die Umsetzung der Ideen wären ein „Meilenstein für eine zukunftsfähige Stadt“, sagt deren Vorsitzende Christiane Blömeke. „Aber wir sehen, dass die politischen Ideen der Grünen nicht mit der gelebten Praxis zusammenpassen.“
Anke Frieling, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, verweist auf das eigene Innenstadtkonzept. „Es ist erfreulich, dass inzwischen einzelne Planungen der CDU mit in die stadtentwicklungspolitischen Ideen von Rot-Grün fließen. Opposition wirkt.“ Bedauerlich sei hingegen, dass Verkehr, Mobilität und Wirtschaft immer noch nicht gemeinsam gedacht werden. Frieling vermisst ein aktuelles, einheitliches Verkehrskonzept für die Innenstadt. Zur Wahrheit gehöre auch, dass es in der Stadt gerade die Grünen sind, die eine alternative Nutzung von Stadtteil- und Marktplätzen häufig aktiv verhinderten – wie zuletzt in Blankenese.
- Bezahlbare Wohnungen – Genossenschaften schlagen Alarm
- Neuer Stadteingang mit Markthalle – Grünen-Pläne für Hamburg
- Tschentscher: "Sollten urbane Verdichtung akzeptieren"
Grüne Ideen für Hamburg – Kritik vom Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen
Scharfe Kritik kam vom Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen. „Wer in einer Stadt wie Hamburg in der Neugestaltung wichtiger Teile der Stadt zuvorderst das Thema Wohnen nicht mitdenkt, disqualifiziert sich für jede stadtentwicklungspolitische Debatte und versündigt sich an Hamburgs Zukunft“, sagte Verbandsdirektor Andreas Breitner.
Unter dem Titel „#Stadträume“ nehmen die Grünen Märkte, Plätze und Wege in den Blick. Quartiere lebten von einem Mix aus lokalem Einzelhandel und Marktplätzen, Orten der Kultur und der Begegnung. Die Plätze versteht die Fraktion als Spiel- und Lebensräume. Mehr Grün soll in die Stadt, etwa über Fassadenbegrünung aber auch mittels „wilder Ecken für mehr Biodiversität“. Unter dem Stichwort Wege verfolgen die Grünen die Verlagerung von Verkehr. Wege sollen Flaniermeilen, Straßen zurückgebaut werden und in den Quartieren Umstiegspunkte für Mobilität entstehen.