Hamburg. Das Reetdachhaus in Wellingsbüttel und ein Vereinshaus am Alsterlauf sind nach der Zerstörung noch unberührt – aber nun gibt es Pläne.

Zwei Wassersportstätten unmittelbar am Alsterlauf und ein denkmalgeschütztes Reetdachhaus in Wellingsbüttel – das sind die drei prominentesten Gebäude, die im Alstertal in den letzten Jahren durch Brände vernichtet wurden. Während die Anfang 2021 abgebrannte Bootshalle am Ratsmühlendamm in Fuhlsbüttel schnell abgetragen wurde, wartet ein Stück weiter die Brandruine des Wassersportvereins Oberalster seit vier Monaten auf ihren Abriss. Bereits seit vier Jahren bieten die verkohlten Überreste der ehemaligen Räucherkate an der Saseler Chaussee einen traurigen Anblick. Jetzt gibt es für alle drei Grundstücke konkrete Planungen.

Das im 19. Jahrhundert errichtete Fachwerkhaus mit seinem steilen Reetdach hatte schon seit 2012 leer gestanden und war zunehmend verwahrlost. Spekulationen von Nachbarn, denen zufolge es sich bei dem Brand im September 2018 um einen „warmen Abbruch“ – sprich: eine Brandstiftung – gehandelt haben könnte, haben sich in den Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft nicht bestätigt.

Brandruinen: Pläne wurden wieder verworfen

Offenbar gab es aber Pläne, das Haus abzureißen oder umzubauen. So teilt das Bezirksamt Wandsbek auf Abendblatt-Anfrage mit, dass dem Bauherrn im Zuge einer Bauberatung die Auskunft erteilt worden sei, dass er sich für alle baulichen Überlegungen zunächst an das Denkmalamt zu wenden habe. Drei Jahre später, im August 2020, sei ein Vorbescheid für die „Beseitigung Brandruine, Neubau eines Einfamilienhauses oder zwei Einzelhäuser“ eingereicht worden und im März darauf abgelehnt worden: Die Brandruine stelle nämlich weiterhin ein Baudenkmal dar – und ohne eine vorgelegte Abrissdokumentation der Ruine sei kein Neubau möglich.

Ein im Oktober 2021 gestellter weiterer Vorbescheidsantrag für die „Errichtung eines Wohnhauses“ wurde im Januar dieses Jahres abgelehnt. Dieses Mal nicht wegen denkmalschutzrechtlicher Angelegenheiten, sondern weil der geplante Neubau zu massiv war. Ein weiterer Vorbescheidsantrag von Februar für den „Neubau eines Wohnhauses mit Flachdach“ befindet sich momentan in der Prüfung. Laut Denkmalschutzamt hat der Bauherr die geforderte Abrissdokumentation für den Sommer in Aussicht gestellt, danach könnte über das Vorhaben entschieden werden.

Verein hatte schon vor dem Brand Neubaupläne

Die Antrag des Wassersportvereins Oberalster wurden bereits abgesegnet. Wie berichtet, hatte der Verein schon vor dem Brand, der am 22. Dezember in der Gastronomie ausbrach, Neubaupläne. Bootsschuppen und Clubhaus des 1911 gegründeten Oberalster Vereins für Wassersport waren schon länger marode – nicht zuletzt wegen des von der vorbeifließenden Alster verursachten hohen Grundwasserstands.

Weil sich das Grundstück mitten in einem Landschaftsschutzgebiet befindet, darf die überbaute Fläche zwar nicht größer werden, und der Neubau muss auf den Grundmauern des alten Gebäudes entstehen. „Dafür dürfen wir aber eine zweite Etage bauen, die zwar etwas zurückspringen muss, uns aber im oberen Bereich trotzdem zwei Drittel mehr Platz bieten wird“, sagt der Vereinsvorsitzende Ulrich Kudlek. Jetzt müsse noch ein Nutzungskonzept erarbeitet werden.

Ermittlungen noch nicht abgeschlossen

Wann es mit dem Neubau losgehen kann, ist aber noch ungewiss. Die Staatsanwaltschaft hat nach eigener Aussage ihre Ermittlungen zur Brandursache noch nicht abgeschlossen. Und vorher wird die Versicherung den Schaden nicht anerkennen, und die hässliche, nach kaltem Rauch stinkende Ruine darf nicht abgerissen werden. Theoretisch könnte die Versicherung, sobald die Staatsanwaltschaft das Verfahren einstellt, auch selber Ermittlungen beginnen – bei einem Schadensbetrag von rund einer Million Euro hält der Vereinschef Kudlek das durchaus für möglich.

Dass jemand die Neubaupläne durch Brandstiftung voranbringen und dabei auf eine Kostenübernahme durch die Versicherung gesetzt haben könnte, hält er aber nach wie vor für unwahrscheinlich. „Das würde keinen Sinn machen“, so Kudlek, „und wäre, würde das rauskommen, auf jeden Fall ein Schuss nach hinten.“

Brandruinen: Bootshalle soll wieder aufgebaut werden

Auch die Bootshalle an der Ratsmühlenbrücke, in der Tretboote und Ruderboote zum Ausleihen lagerte, soll wieder aufgebaut werden. Laut Bezirksamt gebe es derzeit einen Austausch mit der Betreiberin über mögliche Konzepte und Handlungsperspektiven. Dem Vernehmen nach interessieren sich Verwandte des früheren Bootsvermieters Wolfgang Töns und des früheren Betreibers des Lokals „Zur Ratsmühle“ für den Wiederaufbau. Klingt, als wäre die Kooperation der beiden benachbarten und beliebten Institutionen auch künftig gesichert.