Hamburg. Vor einem Monat brannte das Clubhaus des Oberalster V.f.W. ab. Die Boote werden wieder genutzt, aber Gastronomie und Duschen fehlen.

Die Brandruine am Alsterlauf bietet einen traurigen Anblick. Das Areal, auf dem sich sonst Mitglieder des Wassersportvereins Oberalster tummeln, in normalen Zeiten Spaziergänger zu Kaffee und Kuchen einkehren, Geburtstags- oder Grillpartys steigen, ist von einem Bauzaun umgeben. Kurz vor Weihnachten, am 22. Dezember, zerstörte ein Feuer Clubhaus und Gastronomie des 1911 gegründeten Oberalster V.f.W. im Alstertal. Während die Holzgebäude vollständig abbrannten, konnte die Feuerwehr ein Über­greifen der Flammen auf das Steinhaus mit den Sanitärräumen und den Bootshallen verhindern.

Inhaberin Dana Müller, die 2016 den Betrieb des „Bootshauses“ übernommen hat und es seitdem erfolgreich führt, ist noch immer „in einer Art Schockstarre“, wie sie sagt. Ihre Alarmanlage hatte am Morgen des Unglückstages einen Einbruch vermeldet. „Als mir das Securityunternehmen das mitteilte, habe ich die Kamera aktiviert und Rauch gesehen“, erinnert sich die Köchin. Zum Glück hatte sie nach einigen kleineren Einbrüchen, bei denen aber nur Alkohol geklaut worden war, die Sicherheitsanlage installiert. So konnte sie sofort die Feuerwehr rufen, die zehn Minuten nach dem Alarm vor Ort war.

Feuer im Wassersportverein: Ermittlungen zur Brandursache laufen noch

Ob die Flammen durch einen technischen Defekt, menschliches Versagen oder Brandstiftung verursacht wurden, weiß derzeit keiner. Die Brandruine wurde zwar inzwischen von den Brand­ermittlern des Landeskriminalamts freigegeben, die Ermittlungen für die Brandursache sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Daher kann auch mit dem Abriss der Ruine und der Säuberung des Steinbaus noch nicht begonnen werden.

Warum ihre Existenz abgebrannt ist, wird Dana Müller wohl erst in paar Wochen wissen. „Nach unserem momentanen Kenntnisstand wird die Feuerkasse die Kosten für die Brandschäden und mögliche Übergangslösungen unabhängig von der Schadensursache übernehmen“, so der Vereinsvorsitzende Ulrich Kudlek, der sein Amt im August vergangenen Jahres übernommen hat. Laut mündlicher Aussage des Schadengutachters seien die Räume der Gastronomie mit der Küche und dem Lager als Totalschaden einzustufen. Die Schäden am Steinbautrakt könnten dagegen recht schnell beseitigt werden.

Die Gastronomie ist ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für den Verein

Die Bootsschuppen und die Boote werden bereits wieder genutzt – doch die Wassersportler müssen die Zähne zusammenbeißen, denn nach dem Training können sie sich nirgends aufwärmen. Als schnelle Lösung für die dringlichsten Probleme wurden erst mal Dixi-Klos aufgestellt. Auch ein provisorischer Kiosk als Ersatz für das „Bootshaus“ ist geplant, denn die Gastronomie ist ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für die Finanzierung des Vereins.

„Ich werde mir demnächst mal ein paar Container ansehen und gucken, was ich darin realisieren kann“, sagt Dana Müller. Glücklicherweise deckt die Versicherung einen Teil ihres Verdienstausfalls. Aber für die 45-Jährige ist der Brand ein sehr schwerer Schlag. Nachdem sie zunächst als einzige Angestellte für den früheren Betreiber des „Bootshauses“ gearbeitet hat, brachte sie den Betrieb mit 50 Innen- und mehr als 100 Außenplätzen in den vergangnen sechs Jahren so nach vorne und, dass sie zum Schluss vier Angestellte beschäftigte. „Für mich ist eine Welt zusammengebrochen, in die ich viel Zeit und Herzblut gesteckt habe“, sagt sie.

Bis mit dem Neubau begonnen werden kann, dauert es noch

Auch dem 72-jährigen Kudlek, der seit 20 Jahren Vereinsmitglied ist, merkt man seine Traurigkeit an. Der Verlust des charmanten, wenn auch alten Vereinshauses sei für Generationen von Vereinsmitgliedern ein hoher emotionaler Verlust, sagt er. Dennoch: Die vor eineinhalb Jahren vorgestellten Pläne, es wegen seines schlechten baulichen Zustands abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen, hätten alle 600 Mitglieder akzeptiert. Wollte vielleicht jemand den Neubau durch Brandstiftung voranbringen und hat dabei auf eine Kostenübernahme durch die Versicherungs gesetzt? „Das würde keinen Sinn machen“, so Kudlek, „und wäre, würde das rauskommen, auf jeden Fall ein Schuss nach hinten.“

Außerdem dauert es noch, bis mit dem Neubau begonnen werden kann, denn momentan ist nicht einmal die Bauvoranfrage beschieden – es gab sogar die Empfehlung der Behörde, einen neuen Antrag für einen Ersatzneubau zu stellen. Dieser solle sich in seiner Ausdehnung an den bestehenden Grundmauern des Vereinshauses orientieren, um das umliegende Landschaftsschutzgebiet nicht zu beeinträchtigen.

Vier Brände in Bootshallen in den letzten eineinhalb Jahren

„Sobald die schriftlichen Schadensgutachten von den Versicherungen vorliegen, werden wir das mit unseren Architekten besprechen“, so der Vereinsvorsitzende Kudlek. Ende Februar werde sich wohl die Bezirkspolitik mit dem Vorhaben befassen. Danach könnten „vorsichtige Schätzungen“ zu den Bauzeiten abgegeben werden. Ist die Baugenehmigung erteilt, muss die Finanzierung geklärt werden, bei der der Verein auf öffentliche Fördermittel, Spenden und Kredite angewiesen ist.

Der Brand im Wassersportverein Oberalster ist bereits der vierte, dem in den vergangenen eineinhalb Jahren Bootshallen und -werften zum Opfer gefallen sind. Am 29. Januar 2021 war ein technischer Defekt die Ursache dafür, dass das Bootshaus Töns an der Ohlsdorfer Scheune abbrannte. Die Bootswerft Gustävel wurde im September 2020 durch Brandstiftung zerstört, nur einen Monat später wurden eine Bootshalle und Fahrzeuge am Holzhafenufer in Moorfleet in Brand gesetzt. In diesem Stadtteil waren schon im Jahr 2012 innerhalb von neun Monaten zwei Bootshallen abgebrannt.