Hamburg. Touristiker sehen sich in Konkurrenz zum Ausland. Ein neues Konzept soll die Branche nun zukunftsfähig machen.

Der Wettbewerb um Urlauber und Städtereisende wird wieder zunehmen – darin sind sich die verantwortlichen Touristiker der Metropolregion Hamburg einig. „Auch vor der Pandemie lief es nicht schlecht, die Metropolregion kommt aus einer Position der Stärke“, sagt Karsten Heinsohn von der dwif-Consulting GmbH. Doch darauf könne man sich nicht ausruhen.

Bei der Vorstellung des geplanten Tourismusentwicklungskonzeptes 2030 für die Region, an dem sich alle 20 Tourismus-Organisationen der vier Bundesländer, der Kreise und Städte der Metropolregion Hamburg sowie die Handelskammern beteiligen, wurden erstmalig Zahlen zum Wirtschaftsfaktor Tourismus für die gesamte Region veröffentlicht. Sie belegen die Bedeutung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor.

Urlaub: Die Zahlen zu Übernachtungs- und Tagesgästen 2019

Die Federführung für das Projekt, das zum Ziel hat, die touristische Wertschöpfung zu erhöhen und die Angebote für Gäste und die Menschen vor Ort zu verbessern, liegt beim Amt für Regionale Landesentwicklung Lüneburg. Fachlich begleitet wird der Prozess durch die dwif-Consulting GmbH.

Als Basis-Daten dienen laut Heinsohn die Zahlen aus dem Vor-Corona-Jahr 2019. Gut 336 Millionen Tage verbrachten Übernachtungs- und Tagesgäste 2019 in der Metropolregion Hamburg und gaben dabei täglich zwischen 31 und 144 Euro pro Person aus. Damit wurde ein Bruttoumsatz von gut 15,6 Milliarden Euro erwirtschaftet. „Dies entspricht einem Umsatzplus von 35 Prozent verglichen mit dem Jahr 2013. Die Umsätze verteilen sich je zur Hälfte auf Tages- und Übernachtungsreisen“, so Heinsohn.

Attraktive Städte, Küste, Geheimtipps: "Metropolregion hat Topspektrum aus"

Mit über sieben Milliarden Euro profitierte seinen Angaben zufolge das Gastgewerbe davon am stärksten. Der Einzelhandel nahm dadurch gut fünf Milliarden und die Dienstleistungsbranche, wozu auch die Kultur- und Freizeiteinrichtungen zählen, knapp 3,5 Milliarden Euro ein. „Umgerechnet ergibt sich in der Region aus den Umsätzen für über 257.000 Menschen ein Jahreseinkommen von 28.500 Euro“. Aus dem Tourismus fließen laut Heinsohn fast 1,5 Milliarden Euro Steueraufkommen in die öffentlichen Haushalte. „Die Metropolregion hat ein Topspektrum aus attraktiven Städte, der Küste, der Heide, aber auch Geheimtipps.“

Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, betonte, wie wichtig es sei, dass diese Zahlen erstmals erhoben wurden: „Nur was man gemessen hat, kann man verbessern und steuern.“ Und die Fakten seien wichtig, um der Politik, aber auch bei der Bevölkerung die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus zu verdeutlichen.

Urlaub: Großer Wunsch nach Naturerlebnissen

Die Pandemie habe natürlich deutliche Auswirkungen auf den Tourismus in der Metropolregion gehabt, sagt Heinsohn: Personalnot, Inflation, Lieferengpässe, der Ukraine-Krieg, aber auch eine allgemeine Konsumzurückhaltung seien als Risiken festzustellen, „aber die Reiselust ist ungebrochen und die Reisebudgets sind vorhanden, wir sehnen uns alle nach einem Ausbruch aus dem Alltag.“ Das Inland habe durch die Pandemie profitiert, aber jetzt werde der Wettbewerb mit dem Ausland wieder härter.

Was indes auch nach der Corona-Krise bleibe, sei der Wunsch der Gäste nach Sauberkeit und Hygienekonzepten und nach Besucherlenkung. Groß sei auch der Wunsch nach Outdoor-Angeboten und Naturerlebnissen, aber es gebe auch wieder das Bedürfnis nach Städtereisen und Erlebnissen. Wichtig: die Angebote müssten digital buchbar und bezahlbar sein.

Fertigstellung des Konzeptes für Anfang 2023 geplant

„Der Outdoor-Hype bleibt, Städtereisen und Events kommen wieder“, so Heinsohns Prognose. Großes Potenzial sehen die Touristiker beim Aktivtourismus vom Wasser über das Radfahren und Wandern. Zudem sollen in der Metropolregion zentrale Zukunftsthemen wie Arbeitskräftemangel, Nachhaltigkeit und Mobilität angegangen werden. „Wir sind zuversichtlich, dass die Metropolregion an die Erfolge von vor der Pandemie anknüpfen kann“, sagt Heinsohn.

Pandemiebedingt stehe die Branche vor zusätzlichen Herausforderungen: Mit der steigenden Nachfrage vor allem aus dem Inland gehe einher, dass die Belange der Menschen vor Ort stärker berücksichtigt werden müssen, um die Akzeptanz für den Tourismus zu erhalten. Ein Credo für die künftigen Maßnahmen werde daher sein, über den Tourismus einen Beitrag zur Steigerung der Lebens- und Aufenthaltsqualität zu leisten.

„Das Tourismusentwicklungskonzept für die Metropolregion eröffnet die Möglichkeit, gemeinsam kreative Projekte für den künftigen Tourismus zu entwickeln“, sagte Bettina Bunge. Aufbauend auf den verschiedenen Analysen würden nun gemeinsame Ziele, eine Strategie und konkrete Maßnahmen für die künftige Zusammenarbeit erarbeitet. Die Fertigstellung des Konzeptes werde für Anfang 2023 geplant.