Hamburg. Ukrainerin wegen Veranstaltung zum Jahrestag der Befreiung von Neuengamme verstimmt. Das weitere Programm in Hamburg.

Sie haben einander geschrieben und miteinander gesprochen, aber die Verstimmung ist geblieben: Iryna Tybinka, die Generalkonsulin der Ukraine, hatte Planung und Programm der zentralen Gedenkveranstaltung zum 77. Jahrestag der Befreiung des KZ Neuengamme am 3. Mai kritisiert. Die Generalkonsulin hat nun entschieden, an der Veranstaltung auf dem Gelände des ehemaligen KZ nicht teilzunehmen.

Unter anderem hatte Tybinka in einem offenen Brief an die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte befürchtet, der Programmpunkt „Stimmen aus der ukrainischen/russischen Zivilgesellschaft“ könne als Versöhnungsgeste in Zeiten des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine inszeniert werden.

Woche des Gedenkens: Vertreter Russlands ausgeladen

„Es war weder eine Versöhnungsgeste geplant, noch wird es eine geben“, schrieb Stiftungsvorstand Prof. Detlef Garbe der Generalkonsulin. Die Vertreter Russlands und Belarus’ seien zudem ausgeladen worden. Die Kränze, die zum Gedenken an die russischen und belarussischen Opfer der NS-Verfolgung niedergelegt würden, trügen keine Schleifen in den Nationalfarben dieser Staaten.

Umstimmen ließ sich Iryna Tybinka nicht. „Da dieser für uns doch unbehagliche Austausch nun stattgefunden hat, wird die Generalkonsulin nicht an der Gedenkveranstaltung teilnehmen“, sagte Alexander Blümel, Sprecher des Generalkonsulats (GK). Es sei versichert worden, dass „die Veranstaltung nun entsprechend unseren Anmerkungen verlaufen wird“. Geprüft werde, ob ein Vertreter des GK einen Kranz niederlegen wird. „Dieser wird dann auch den jetzigen Opfern des totalitären russischen Regimes gewidmet sein“, sagte Blümel.

Vielfältiges Programm in Hamburg geplant

Zum Jahrestag der Befreiung von der NS-Diktatur erinnert auch die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte an die Gräueltaten der Nazis und lädt bis zum 8. Mai zur Woche des Gedenkens ein. Mehr als 60 Lesungen, Vorträge und Ausstellungen sind geplant.

Zentral bei der Woche des Gedenkens ist die Feier am Dienstag, 3. Mai, um 19 Uhr im Museum für Hamburgische Geschichte: Zu Ehren von Esther Bejarano wird erstmals der nach ihr benannte Preis „Verantwortung – damals und heute“ vergeben. Die Holocaust-Überlebende engagierte sich bis zu ihrem Tod 2021 unermüdlich, um die Erinnerung wachzuhalten.

Sonderausstellung zeigt Widerstand auf

Auch Zeitzeugen sind Teil des Programms – dafür haben sich Schülerinnen und Schüler mit Betroffenen verabredet und ein Onlineangebot auf die Beine gestellt. In der Vortragsreihe „Junge Aspekte“ wird berichtet, wie ein 1938 geborener Hamburger mitten im Krieg in Hammerbrook aufgewachsen ist.

Das Museum für Hamburgische Geschichte hat eine Sonderausstellung konzipiert („Was konnten sie tun?“), die bis zum 8. Mai gezeigt wird. Dort steht der Widerstand gegen das Nazi-Regime im Mittelpunkt. Das Hafenmuseum präsentiert die Ausstellung „Zeitkapsel Lagerhaus G“. Das Gebäude Lagerhaus G im Stadtteil Kleiner Grasbrook wurde während der NS-Zeit als Außenlager des KZ Neuengamme genutzt, um dort Zwangsarbeiter unterzubringen.

Woche des Gedenkens: Lesung in Neuengamme

Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme lädt am Donnerstag, 28. April, zu einer musikalischen Lesung ein: Um 19 Uhr spielt ein Kammerorchester unter anderem Stücke von Paul Hindemith. Schauspieler Roman Knižka trägt Texte von Tucholsky, Kästner, Brecht, der jüdischen Schriftstellerin Mascha Kaléko und französischen Häftlingen aus dem KZ Buchenwald vor. Zur Veranstaltung am 3. Mai versammeln sich um 17 Uhr Überlebende und Angehörige am Westflügel des ehemaligen Klinkerwerks zu Kranzniederlegungen, Vorträgen und Musik.

Das gesamte Programm mit allen Details ist online unter gedenken-hamburg-mitte.de und kz-gedenkstaette-neuengamme.de zu finden.