Hamburg. Bei einer Gedenkfeier gibt es ein literarisches Kammerkonzert in den ehemaligen Walther-Werken. Lesen wird ein bekannter Schauspieler.

Die Befreiung des Konzentrationslagers Neuengamme jährt sich Anfang Mai zum 77. Mal. Als Auftakt zu den Gedenkfeierlichkeiten präsentiert die Stiftung Hamburg Gedenkstätten am Donnerstag, 28. April, 19 Uhr, ein literarisches Kammerkonzert in den ehemaligen Walther-Werken, einem der historischen Gebäude des ehemaligen Lagers am Jean-Dolidier-Weg.

Roman Knižka wird dazu erneut in Neuengamme zu Gast sein. Der Schauspieler, bekannt aus diversen deutschen TV-Filmen und Kinoproduktionen, gestaltet gemeinsam mit dem Bläserquintett Ensemble OPUS 45 eine Collage aus Musik und Literatur.

KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Gedichte und Musik

Der Abend ist jenen mutigen Menschen gewidmet, die sich bis zuletzt hartnäckig gegen den nationalsozialistischen Terror zu behaupten versuchten: Zu Gehör kommen unter anderem Paul Celans „Todesfuge“ sowie Gedichte französischer Häftlinge des KZ Buchenwald. Kurt Tucholskys bitterböser „Ode an Das Dritte Reich“ stehen die ironisch-melancholischen Exil-Gedichte der jüdischen Schriftstellerin Mascha Kaléko gegenüber.

„Den Nazis eine schallende Ohrfeige versetzen“ wollte der überzeugte Pazifist Konrad Reisner und setze 1935 die sogenannte Nobelpreiskampagne in Gang – eine Aktion, um die Verleihung des Friedensnobelpreises für Carl von Ossietzky zu erwirken und ihn damit aus dem KZ Papenburg-Esterwegen zu befreien. Auch diese Geschichte wird, zusammen mit vielen weiteren mutigen Zeugnissen des Widerstands gegen das NS-Regime, an diesem literarischen Kammermusikabend zu hören sein.

Auch die Komponisten waren Opfer des Nationalsozialismus

Musikalisch umrahmt wird die Lesung durch teils lange Zeit vergessene Werke für Bläserquintett. Sie stammen von Komponisten, die zu Opfern der nationalsozialistischen Diktatur und des Holocausts wurden. Der Eintritt zu dem 90-minütigen Konzert (ohne Pause) kostet 12 Euro, ermäßigt 6 Euro. Eine Vorab-Anmeldung ist möglich im Internet www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/veranstaltungskalender.

Die Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers und an das Kriegsende mussten in den vergangenen beiden Jahren wegen der Pandemie ohne Zuschauer stattfinden. 2021 sprach Bürgermeister Peter Tschentscher im ehemaligen Klinkerwerk vor 1000 leeren Stühlen, was live ins Internet übertragen wurde.

Auch interessant

Nach Corona-Pause gibt es wieder öffentliche Veranstaltungen

In diesem Jahr wird es nun wieder einige öffentliche Veranstaltungen geben: Am Sonntag, 1. Mai, 16 bis 17 Uhr, gibt es ein feierliches Gedenken an die spanischen Häftlinge des KZ Neuengamme. Am Gedenkhain, in der Nähe der Bushaltestelle KZ-Gedenkstätte – Mahnmal, werden ein Bronzerelief sowie eine Tafel mit Widmung präsentiert.

Am Montag, 2. Mai, 15 bis 16 Uhr, werden am Ort der Verbundenheit nahe des Plattenhauses Plakate präsentiert, die Angehörige aus aller Welt in Erinnerung an ehemalige KZ-Häftlinge gestaltet haben. Die Angehörigen erzählen von den Geschichten ihrer Familien, zeigen und erklären ihre Plakate.

Claudia Roth spricht Grußwort bei Gedenkfeier im Klinkerwerk

Ebenso am Montag, 2. Mai, 16 bis 17 Uhr, wird am Marktplatz (Am Markt) in Neustadt in Holstein der Bombardierung der Schiffe „Cap Arcona“ und „Thielbek“ in der Neustädter Bucht gedacht. Die Schiffe waren vor 77 Jahren in der Lübecker Bucht von der Royal Air Force bombardiert worden, wobei Tausende KZ-Häftlinge umkamen. Die Briten hatten fälschlicherweise gedacht, mit den Schiffen würden SS-Leute vor dem Einmarsch der Alliierten fliehen.

Am Dienstag, 3. Mai, beginnt um 17 Uhr die Gedenkfeier anlässlich des 77. Jahrestages des Kriegsendes und der Befreiung der Konzentrationslager im Westflügel des ehemaligen Klinkerwerks. Unter anderem werden Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien, sowie Dr. Dorothee Stapelfeldt, Hamburgs Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, dabei Grußworte sprechen. Im Anschluss gibt es eine Kranzniederlegung am Internationalen Mahnmal.

Infos zum weiteren Rahmenprogramm wie Zeitzeugengesprächen gibt es im Internet unter www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de