Hamburg. Das Kulturzentrum im Schanzenpark bietet ab sofort einen Begegnungsort für Flüchtlinge. Zur Eröffnung gab es einen Riesenandrang.

Was für ein friedliches und hoffnungsvolles Bild: Kinder, die jonglieren, sich schminken lassen, Zuckerwatte essen, auf der Hüpfburg toben und einfach nur Kind sein können. Die umherrennen, lachen und ausgelassen sind. Weit mehr als 1000 Geflüchtete aus der Ukraine kamen am Ostermontag zur Eröffnung des Schrødingers City Kids im Schanzenpark, dem neuen Begegnungsort für geflüchtete Familien.

Kindern ist es egal, wer da gerade auf der Bühne steht und redet. Und so kommt ein kleiner Junge geradewegs auf die ukrainische Generalkonsulin Dr. Iryna Tybinka zu und fragt sie auf Ukrainisch, wo denn seine Mama sei. Die wird per Mikrofon ausgerufen, schnell gefunden und dann innig umarmt. Es wird nicht das einzige Kind sein, das an diesem Tag nach seiner Mutter sucht.

Schrødingers City Kids: Generalkonsulin hält Rede

Die Generalkonsulin, die die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen hat, sieht die Unterbrechung locker und führt dann ihre Rede fort. „Was wir heute in Hamburg erleben, diese offene Umarmung für unsere Staatsbürger und Kinder, die beeindruckt sehr. Das ist sehr wichtig für uns alle“, sagt sie. „Während unsere Landsleute leiden, gibt diese Menschlichkeit, die wir hier erfahren, Hoffnung, dass wir das gemeinsam überwinden werden.“

Einen unbeschwerten Tag erlebten viele Geflüchtete, auch mit ihren Gastfamilien, bei Sonnenschein in dem Begegnungszentrum im Schanzenpark.
Einen unbeschwerten Tag erlebten viele Geflüchtete, auch mit ihren Gastfamilien, bei Sonnenschein in dem Begegnungszentrum im Schanzenpark. © HA | Roland Magunia

Für die vielen Mütter mit Kindern und die Gastfamilien, die gekommen sind, ist es vor allem eine Abwechslung und ein Tag, um unbeschwert sein zu können. „Das ist wichtig, etwas zu unternehmen, um auf andere Gedanken als an den Krieg zu kommen“, sagt Magrit Looft aus der Nähe von Elmshorn, die Svetlana und ihre elfjährige Tochter Katja aus der ukrainischen Stadt Irpin vor fünf Wochen bei sich aufgenommen hat.

„Es gefällt mir alles sehr. Das ist cool“

„Katja kommt langsam aus sich heraus, vor allem, seitdem sie zur Schule geht“, berichtet Frau Looft. Dem Mädchen seien die Schrecken des Krieges anzumerken. Hier und heute geht es nur darum, eine Bratwurst zu essen, sich mit anderen auszutauschen und Spaß zu haben.

Trommeln, jonglieren, hüpfen – die Kinder hatten viel Spaß.
Trommeln, jonglieren, hüpfen – die Kinder hatten viel Spaß. © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt

„Es gefällt mir alles sehr. Das ist cool“, sagt der zwölfjährige Vova aus Kie­w, der sich gerade darin versucht, Plastikteller zu jonglieren. Dieses und auch das Gehen auf Stelzen zeigen ihm die jugendlichen Artisten des Kinderzirkus Zartinka. Vova, seine achtjährige Schwester, und seine Mutter sind in Tangstedt untergebracht. Seit vergangenem Dienstag geht Vova zur Schule. „Es tut gut, andere Kinder zu treffen.“

Möglichkeit zum Deutsch lernen

Das Schrødingers City Kids bietet den Familien aus der Ukraine und deren Gastfamilien ab sofort eine Oase, täglich von Montag bis Freitag von jeweils 11 bis 16 Uhr. Es soll ein Ort zum Austausch sein. Hier gibt es Hilfe bei Behördenformularen, und hier können die Mütter eine Auszeit nehmen, während die Kinder basteln, Deutsch lernen, tanzen, Musik machen oder auf dem Abenteuerspielplatz spielen.

John Schierhorn, Generalkonsulin Iryna Tybinka und Sabine Tesche (v.l.).
John Schierhorn, Generalkonsulin Iryna Tybinka und Sabine Tesche (v.l.). © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt

Die Mütter können auch mit ihren Kindern Deutsch lernen. Dafür sorgt Leyla Oehlrich, Geschäftsführerin von Mamalies gGmbH. Das soziale Unternehmen hat ein Sprache-Lernbuch und eine App mit den wichtigsten 1000 deutschen Wörtern entwickelt und wird jeden Tag dreimal 45 Minuten mit seinen Honorarkräften Deutschunterricht im City Kids geben.

Schrødingers City Kids: Ehrenamtliche gesucht

John Schierhorn, Leiter des gemeinnützigen Kulturzentrums Schrødingers: „Wir wissen, dass es unheimlich viel Leid in der Ukraine gibt. Wir sind mit dem Herzen bei den Menschen, die das Land verteidigen, aber wir freuen uns, wenn die Familien hier ein Zuhause finden, in der Zeit, in der sie hier sind.“

Hauptkooperationspartner des Schrødingers City Kids ist der Verein „Hamburger Abendblatt hilft“. Abendblatt-Redakteurin Sabine Tesche, die Vorstandsvorsitzende des Vereins, sagt: „Ich bin überwältigt von der Hilfsbereitschaft. So viele Menschen haben sich nach unserem Bericht als ehrenamtliche Helfer für das Programm bei den City Kids angemeldet – von Erzieherinnen, Lehrern, Sporttrainern bis hin zu Künstlern und Musikerinnen. Gemeinsam mit ihnen werden das Team von Schrødingers und unser Abendblatt-Verein alles dafür tun, dass ukrainische Geflüchtete und ihre Kinder hier einen wunderbaren Ort haben, an dem sie sich sicher und geborgen fühlen.“

  • Es werden noch Ehrenamtliche gesucht für Behördenhilfen, Kinderprogramm und Ausflüge. Registrierung unter: citykids.hamburg. Dieses Projekt ist nur mit Spenden finanzierbar. Spenden gern unter dem Stichwort: City Kids an Hamburger Abendblatt hilft e. V., Kto.: IBAN: DE25 2005 0550 1280 1446 66. Paypal unter: abendblatt-hilft.de