Hamburg. Ex-Chef des Impfzentrums appelliert: “Impfpflicht jetzt!“. “Nur“ 6000 neue Fälle – Inzidenz im Norden sinkt deutlich. Der Newsblog.
Wie lange bleibt Hamburg noch ein Corona-Hotspot? Momentan deutet sich an, dass die Hansestadt die seit vergangenen Sonnabend geltende Regelung zum Monatsende auslaufen lassen wird. Ein Grund für diese sich anbahnende Entscheidung dürfte sein, dass die Krankenhäuser und vor allem die Intensivstationen trotz verhältnismäßiger hoher Inzidenzen nicht überlastet sind. Ungeachtet dieser Ankündigung hat die AfD einen Eilantrag gegen die Hotspot-Regelung eingereicht.
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Die Corona-News für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am 6. April 2022:
- "Nur" 6000 neue Fälle – Inzidenz im Norden sinkt deutlich
- Ex-Chef des Impfzentrums fordert: "Impfpflicht jetzt!"
- Verfassungsschutz: Wer hier teilnimmt, "marschiert mit Extremisten"
- Fundbüro erstmals wieder mit Präsenzauktion
- Quarantäne: Niedersachsen begrüßt Rolle rückwärts
- Inzidenz in Hamburg sinkt deutlich – elf Tote
- Inzidenz geht in Niedersachsen und Bremen zurück
- AfD reicht Eilantrag gegen Hotspot-Regelung ein
- Hamburger Senat deutet ein Ende der Hotspot-Regelung an
- Weniger Ungeimpfte im Gesundheitsbereich als erwartet
"Nur" 6000 neue Fälle – Inzidenz im Norden sinkt deutlich
Schleswig-Holstein meldet am Mittwoch 5988 neue Corona-Fälle – die Inzidenz sinkt trotzdem deutlich um mehr als 100 Punkte auf nun 1178,1. Denn vor einer Woche hatte das Land noch 9453 Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Die höchste Inzidenz haben die Kreise Dithmarschen (1455), Ostholstein (1392) und Rendsburg-Eckernförde (1316), am niedrigsten liegt der Sieben-Tage-Wert in Pinneberg (764), Stormarn (1016) und Steinburg (1085),
Auch die Situation in den Krankenhäusern des Landes bleibt stabil: Derzeit werden 610 Covid-19-Infizierte behandelt, davon 46 auf Intensivstationen. Am Mittwoch vor einer Woche waren es noch 628, davon 41 in intensivmedizinischer Behandlung.
Die Zahl der Toten steigt erneut deutlich um fünf Fälle. Seit Beginn der Pandemie sind 2328 Menschen in Schleswig-Holstein im Zusammenhang mit dem Virus gestorben, allein 442 seit Jahresbeginn.
Ex-Chef des Impfzentrums fordert: "Impfpflicht jetzt!"
Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Verbands der niedergelassenen Ärzte und ehemaliger Chef des zentralen Impfzentrums der Stadt Hamburg in den Messehallen, hat sich erneut für eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen. Via Twitter teilte der Hamburger Hals-Nasen-Ohren-Arzt mit, Solidarität sei "keine Einbahnstraße und alle im Gesundheitswesen verdienen es, auch durch die Gesellschaft weitgehend geschützt zu werden".
Dass von Geimpften eine geringere Ansteckungsgefahr ausgehe als von Ungeimpften schütze auch das medizinische Personal. Sollte keine allgemeine Pflicht zur Impfung gegen das Coronavirus beschlossen werden, müssten Ärzte, Pflegende und medizinisches Personal das im Herbst "ausbaden": "Die Bereitschaft dazu sinkt – Impfpflicht JETZT!", so Heinrich weiter.
Verfassungsschutz warnt: Wer hier teilnimmt, "marschiert mit Extremisten"
Der vom Hamburger Verfassungsschutz als demokratiefeindlich eingestufte Verein UMEHR ("United Movement for Equal Human Rights") hat am Wochenende erneut eine Demonstration in der Hamburger Innenstadt angemeldet, zu der rund 3000 Teilnehmer erwartet werden. Marco Haase, Sprecher des Hamburger Landesamts für Verfassungsschutz, warnt auf Abendblatt-Anfrage vor der Teilnahme: "Wer an den Versammlungen von UMEHR e.V. teilnimmt, marschiert Seite an Seite mit Extremisten."
Der Verein wird bereits seit Ende Februar vom Verfassungsschutz beobachtet, er wird zum vergleichsweise neuen extremistischen Bereich der sogenannten "Delegitimierer" gezählt. Diese lassen sich nicht dem bislang bekannten links-rechts-Spektrum oder religiös geprägtem Extremismus zuordnen, lehnten vielmehr den Staat und seine Repräsentanten insgesamt ab. Bei UMEHR zeige sich diese Haltung in einer "offen artikulierten Feindschaft gegenüber dem demokratischen Verfassungsstaat", die "zusätzlich mit einem ausgeprägten Widerstandsnarrativ unterlegt wird", sagt Haase.
Sympathien werden nicht nur für Reichsbürger und rechtsgerichtete "alternative" Medien, sondern auch für gewaltorientierte linksextremistische Organisationen gezeigt – zudem gibt es laut Verfassungsschutz ein "ausgesprochen pro-russische Haltung".
Bereits am Vormittag werden bis zu 500 Teilnehmer bei einer Corona-Demo in Bergedorf erwartet. Diese werde zwar nicht von UMEHR organisiert, weise aber ebenfalls Bezüge zu dem verfassungsfeindlichen Verein auf, erklärt Haase.
- Rechter Provokateur heizt Querdenker-Marsch in Bergedorf an
- Extremisten-Demo in der City: 3000 Teilnehmer erwartet
Fundbüro erstmals wieder mit Präsenzauktion
Nach knapp zwei Jahren Corona-Pause veranstaltet das Zentrale Fundbüro Hamburg wieder eine Präsenzversteigerung. Am 27. April kommen rund 200 Artikel, darunter Handys, Werkzeug und Kleidung unter den Hammer. "Diese Präsenzversteigerung ist eine echte Premiere! Die letzte Vor-Ort-Versteigerung hat im Februar 2020 noch im Vivo an der Bahrenfelder Straße stattgefunden – daran merkt man, dass das ganz schön lange her ist", sagt Stefanie von Berg, Bezirksamtsleiterin in Altona.
Mittlerweile ist Hamburgs Schatzkiste in der Luruper Chaussee beheimatet. Ab 8 Uhr können die Fundstücke dort betrachtet werden, die Versteigerung selbst beginnt um 9 Uhr und dauert bis etwa 14 Uhr. Eine Anmeldung im Vorfeld ist nicht erforderlich. Interessierte können sich vor Ort anmelden, um eine Bieternummer zu erhalten und an der Versteigerung teilzunehmen.
Um die Veranstaltung coronakonform durchführen zu können, ist das Tragen einer FFP2-Maske Pflicht. Zudem werden die Türen offengehalten und das Belüftungssystem der Veranstaltungshalle auf voller Stärke betrieben, damit es eine ausreichende Luftzirkulation geben kann.
Quarantäne: Niedersachsen begrüßt Rolle rückwärts
Die nun doch geplante Beibehaltung der Corona-Isolationsregel stößt in Niedersachsen auf Zustimmung. „Da wir gestern schon nicht begeistert waren, finden wir jetzt diesen neuen Move ganz beruhigend“, sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen. Endgültig entscheiden werde dies wohl die Gesundheitsministerkonferenz am kommenden Montag.
Nach Beratungen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Montag mitgeteilt, dass Corona-Infizierte und Kontaktpersonen ab 1. Mai in der Regel nur noch freiwillig und für kürzere Zeit in Isolierung oder Quarantäne müssen. Infizierten sollte demnach nur noch „dringend empfohlen“ werden, sich für fünf Tage zu isolieren und Kontakte zu meiden – für Kontaktpersonen von Infizierten sollte es entsprechend gelten. Eine Anordnung des Gesundheitsamts sollte wegfallen.
Am späten Dienstagabend hatte Lauterbach dann seine Meinung geändert. In der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ sagte er: „Diesen Punkt, dass die Infizierten, dass die sich selbst isolieren, und nicht mehr durch das Gesundheitsamt aufgefordert werden, den werde ich wieder einkassieren.“ Bleiben solle aber eine verkürzte Isolation von fünf Tagen.
Lauterbach ergänzte, die ursprünglichen Pläne wären zur Entlastung der Gesundheitsämter auch sinnvoll gewesen. Das Signal aber, dass ein Infizierter selbst über eine Isolation entscheide, sei „so negativ, so verheerend“, dass es an diesem Punkt eine Veränderung geben müsse. Der „symbolische Schaden“, Corona sei nicht gefährlich, sei so verheerend, dass man diese Isolationsordnung so nicht machen könne.
Inzidenz in Hamburg sinkt deutlich – elf Tote
Am Mittwoch ist die Inzidenz in Hamburg den zweiten Tag in Folge gesunken. Wie die für das Ressort Gesundheit zuständige Sozialbehörde mitteilte, wurden in den vergangenen 24 Stunden 4788 neue Corona-Fälle registriert. Das sind knapp 17 Prozent weniger als vor einer Woche (5763), wodurch der Sieben-Tage-Wert von 1440,4 auf 1389,2 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gesunken ist. Allerdings sind auch elf weitere Menschen an oder mit dem Virus gestorben. Insgesamt hat die Pandemie nun schon 2409 Hamburgern das Leben gekostet.
Die Zahl der in Kliniken behandelten Corona-Patienten stieg um sechs Personen auf 476. Davon werden 42 auf Intensivstationen behandelt, also einer mehr als am Dienstag.
Inzidenz geht in Niedersachsen und Bremen zurück
Die Corona-Infektionslage in Niedersachsen erholt sich leicht. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte, liegt die landesweite Inzidenz bei 1564,6, das ist etwas niedriger als am Vortag (1658,0). Am Mittwoch wurden 25.028 neue Fälle registriert. Die Zahl der Corona-Toten stieg um 43 Personen auf 8199. Die Hospitalisierungsinzidenz steigt leicht auf 14,5 (Vortag: 14,4) Patienten je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen.
In Bremen liegt die Inzidenz nun bei 1413,8. Auch hier ist der Wert nach 1567,8 am Vortag gesunken. Es wurden 1440 neue Corona-Fälle registriert (Vortag 1197) und zwei neue Todesfälle (6).
AfD reicht Eilantrag gegen Hotspot-Regelung ein
Vier Mitglieder aus dem Landesvorstand der AfD Hamburg sind wie angekündigt gerichtlich gegen die Hotspot-Regelung in der Hansestadt vorgegangen. Beim Verwaltungsgericht Hamburg sei ein Eilantrag gegen die Regelung eingereicht worden, teilte die AfD mit. Die vier Antragsteller „bestreiten konkret, dass in Hamburg eine Überlastung der Krankenhäuser drohe“, heißt es in der Mitteilung. „Damit fehlt es an der vom Infektionsschutzgesetz verlangten Rechtfertigung für umfassende Maskenpflichten in Innenräumen sowie die 2G-plus-Regel in Tanzlustbarkeiten.“ Die Lage in den Kliniken zeigt aus Sicht des stellvertretenden AfD-Vorsitzenden Krzysztof Walczak, „dass Hamburg im bundesweiten Vergleich kein Hotspot, sondern ein Coldspot ist“.
Hamburg deutet ein Ende der Hotspot-Regelung an
Ist Hamburg ab Mai kein Corona-Hotspot mehr? Senatssprecher Marcel Schweitzer bekräftigte, dass auch in der Hansestadt alle Corona-Schutzmaßnahmen Ende April auslaufen sollen. Eine Verlängerung der bis zum 30. April geltenden Hotspot-Regelung sei zwar theoretisch möglich, aber nicht geplant. "Im Moment planen wir damit, dass Ende April alle Maßnahmen auslaufen", sagte Schweitzer. Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern sind momentan die einzigen beiden Länder, die sich zum Hotspot erklärt haben.
Inzidenz in Schleswig-Holstein leicht gesunken
Nach 8007 neuen Fällen ist die Inzidenz in Schleswig-Holstein auf 1290,2 gesunken – nach 1341,7 am Montag. Vor einer Woche hatte der Sieben-Tage-Wert 1478,8 erreicht. Auch in Kiel fiel die Inzidenz unter 2000, der Wert ist mit 1741,7 aber landesweit weiter am höchsten. Am niedrigsten ist die Inzidenz in Pinneberg (1015,2). Die Zahl der Corona-Toten stieg um neun Menschen auf 2323. Die Hospitalisierungsinzidenz sank auf 5,67. 614 Corona-Patienten werden in Kliniken behandelt, einer mehr als tags zuvor. Davon liegen 49 auf einer Intensivstation.
Weniger Ungeimpfte im Gesundheitsbereich als erwartet
Seit Einführung der Corona-Impfpflicht im Gesundheitswesen am 16. März haben die niedersächsischen Gesundheitsämter weit weniger ungeimpfte Personen registriert als erwartet. 4.208 Unternehmen, Einrichtungen und Betriebe aus dem Gesundheitsbereich hätten den Behörden 12.813 Personen mit ungeklärtem Impfstatus oder ohne vollständigen Impfschutz gemeldet, sagte die stellvertretende Leiterin des Corona-Krisenstabs der Landesregierung, Claudia Schröder, am Dienstag in Hannover. „Das ist eine deutlich niedrigere Zahl, als wir vermutet hatten. Das heißt, dass die Impfquote in dieser Berufsgruppe mittlerweile sehr gut ist“, erläuterte Schröder.
Im niedersächsischen Gesundheitssystem arbeiten nach Angaben der Gesundheitsministeriums rund 240.000 Menschen, davon 90.000 in der Pflege. Knapp 98 der Krankenhaus-Beschäftigen waren Anfang März vollständig geimpft, in der ambulanten Pflege waren es den Angaben zufolge mehr als 95 Prozent.
Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick
- Corona in Hamburg – die aktuelle Lage
- Die Corona-Lage für ganz Deutschland im Newsblog
- Interaktive Corona-Karte – von China bis Hamburg
- Überblick zum Fortschritt der Impfungen in Deutschland
- Interaktiver Klinik-Monitor: Wo noch Intensivbetten frei sind
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- So wird in Deutschland gegen Corona geimpft
Mecklenburg-Vorpommern kippt vor Ostern 3G-Regel in Gastronomie
Mecklenburg-Vorpommern streicht zum 14. April die 3G-Regel in der Gastronomie. Die Lockerung der Corona-Maßnahmen kündigte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in Schwerin an. In einer Woche will die Landesregierung entscheiden, ob die 3G-Regel auch in weiteren Bereichen fällt – etwa bei Kulturveranstaltungen im Innenbereich.
Nach Angaben Schwesigs bleiben die Masken- und die Abstandspflicht in öffentlichen Einrichtungen bis zum 27. April bestehen. Außer Mecklenburg-Vorpommern behielt nur Hamburg sogenannte Hotspotregeln über das Auslaufen der strengen Vorschriften des Infektionsschutzgesetzes hinaus bei.