Hamburg. Ein Autofahrer soll einem Mann absichtlich über den Fuß gefahren sein. Doch der Angeklagte ist sich keiner Schuld bewusst.
Ein Parkplatz direkt an der Binnenalster, vormittags an einem gewöhnlichen Donnerstag: Das kommt einem seltenen Glückstreffer gleich. So eine Gelegenheit wird nicht so ohne weiteres hergegeben. Und vielleicht sogar besonders brachial verteidigt? Ist ein Streit um diesen Parkplatz am Neuen Jungfernstieg am Ende derartig eskaliert, dass schließlich ein Mann mit einer Fußfraktur im Krankenhaus landete?
Diese Frage soll jetzt im Prozess vor dem Amtsgericht geklärt werden. Polo-Fahrer Abdul A. wird vorgeworfen, im Zuge eines Streits um die begehrte Parklücke einem anderen Verkehrsteilnehmer über den Fuß gefahren zu sein. Weil der 60-Jährige mit seinem Verhalten vom 9. September vergangenen Jahres erreichen wollte, dass der andere Autofahrer ihm den Stellplatz überlässt, habe sich Abdul A. nicht nur wegen gefährlicher Körperverletzung, sondern auch noch wegen versuchter Nötigung schuldig gemacht, so die Staatsanwaltschaft.
Prozess Hamburg: Parklücken-Streit – Angeklagter spricht von Versehen
Doch Abdul A. ist sich keiner Schuld bewusst. In einem fulminanten Wortschwall schildert der gedrungene Angeklagte, wie ein anderer Mann als Fußgänger die Lücke blockiert habe. „Derjenige hat das Parken nicht zugelassen“, beteuert der Mitarbeiter eines Pflegedienstes. „Sein Auto war auch nicht da. Wollte er mir Angst machen?“
Er selber sei während der Auseinandersetzung nicht aus seinem Auto ausgestiegen. „Vielleicht bin ich ein bisschen nach vorn gefahren. Wenn etwas geschehen sein sollte, dann war es aus Versehen.“
Streit um Parklücke an Binnenalster – Opfer erleidet Fußfraktur
Moussa C. indes erzählt von seinen Schmerzen, die er seit dem Vorfall habe. Ein Arztbericht bescheinigt dem 42-Jährigen den Bruch eines Knochens im rechten Fuß. Er habe gesehen, dass direkt am Neuen Jungfernstieg eine Dame in ihr Auto stieg, und geglaubt, sie wolle losfahren, schildert der Zeuge. Er habe kurz sein Fahrzeug verlassen, um sie zu fragen, ob sie die Parklücke wirklich frei macht. Doch sie habe noch auf ihren Mann warten wollen.
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Also habe er sich geduldet, bis sie wegfuhr, erzählt Moussa C. Ein Mercedes-Fahrer, der ebenfalls auf einen freien Stellplatz spekuliert hatte, habe noch respektiert, dass Moussa C. eher da war und ein Anrecht auf den Parkplatz habe.
„Dann kam ein anderer Fahrer, der wollte da rein“, erinnert sich der 42-Jährige. Als er diesen Mann darauf hingewiesen habe, dass er schon eine Weile auf die freie Lücke warte, sei dem Polo-Fahrer das offenbar „egal gewesen. Er ist da reingefahren. Da bin ich zu Boden gegangen“, erzählt der Zeuge und demonstriert, wie er gestrauchelt und dann hingefallen sei. „Der Mercedes-Fahrer sagte noch: ,Jetzt ist er ihm über den Fuß gefahren!’“ Der Prozess wird fortgesetzt.