Hamburg. Angst und Hoffnungslosigkeit: Als immer weiter Bomben fallen, entschließt sich die Ukrainerin zur Flucht. Hier berichtet sie.
Es ist der Morgen des 24. Februar. Normalerweise wache ich um 6.45 Uhr auf, aber heute ist nichts normal. Mein Mann, der russisches Radio hört, um sich über die Lage zu orientieren, dreht um 6 Uhr das Statement der russischen Führung zur Invasion auf volle Lautstärke. Unsere Nachrichtensender berichten noch nicht, aber die Bombardierung einer Militärbasis und von Fabrikgebäuden in der Nähe unserer Stadt ist bereits hörbar. Ich liege im Bett und verstehe nichts. Was ist das? Ein Traum oder wirklich Realität? Ich höre: „Demilitarisierung und Denazifizierung“.
Und denke: Ist dies der Dritte Weltkrieg? Der Gedanke macht, dass ich mich noch schlechter fühle. Ich begreife, dass unsere moderne Welt am Ende sein könnte. Viele Frauen neigen dazu zu übertreiben oder zu dramatisieren. Aber was, wenn dies der Anfang vom Ende ist? Die Kinder kommen ins Schlafzimmer, sie sind in Panik. Dies lässt mich selbst panisch werden. Von diesem Tag an hören wir fast stündlich Bombenalarm.
Krieg in der Ukraine: Alle planen zu fliehen
Ich gehe nicht mehr hinaus, ich telefoniere nur noch mit Freunden. Alle planen zu fliehen. Aber ich bin noch nicht bereit. Ich kann nicht glauben, dass der Krieg weitergeht und wir wirklich fliehen müssen, dass wir unser Zuhause verlassen müssen, unsere Wohnung, für die wir 15 Jahre im Ausland arbeiten mussten, um sie uns leisten zu können. Damit unsere Kinder einen Raum haben zu Hause, unter einem friedlichen Himmel. Und nun werden wir und dieses Zuhause angegriffen.
Warum? Was haben wir falsch gemacht? Wo bleibt die Gerechtigkeit? Warum müssen Landsleute von mir sterben, warum Kinder, Mutter oder Vater verlieren? Warum müssen die Ukrainer immer wieder leiden? Warum müssen wir für Stunden in Schutzräumen sitzen, die eigentlich gar keine Schutzräume sind, sondern bloße Keller? Warum musste dieses Grauen beginnen? In meinem Kopf sind endlose Fragen, aber keine Antworten.
Krieg in der Ukraine: Verzweiflung greift um sich
Von einem Moment zum anderen zieht es mir den Boden unter den Füßen weg. Menschliches Leben scheint kaum noch einen Penny wert. Ein Meer von Tränen. Trauer, Anspannung, Verzweiflung nimmt von uns Besitz. Ich fühle mich wie die Figur in Edvard Munchs Bild „Der Schrei“.
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Ende Februar ist brutal. Jeden Tag verschärfen sich der Krieg und die Tragödie. Angst und Hoffnungslosigkeit wachsen. Es gibt keine Hoffnung mehr, dass dieser Albtraum rasch vorbeigeht. Anfang März packen meine Kinder und ich also unsere Rucksäcke und fliehen.