Hamburg. Radio Hamburg hatte die Vertretung in den ukrainischen Farben beleuchtet. So erlebte der Programmdirektor die Aktion.

Marzel Becker war schwer beschäftigt am Mittwochvormittag. "Ich weiß nicht, wann ich alle WhatsApp-Nachrichten abarbeiten soll, die ich bekommen habe", sagt der Programmdirektor von Radio Hamburg, als ihn das Abendblatt am Telefon erreicht. Am Dienstagabend hatte der Sender das russische Generalkonsulat in Blau und Gelb, den Farben der Ukraine, für rund 25 Minuten hell erleuchet. Zudem ertönte über Lautsprecher vom Dach eines gegenüberliegenden Gebäudes die ukrainische Nationalhymne.

"Wir haben uns in der Redaktion überlegt, was wir noch tun können und was über Spenden oder Solidaritätskundgebungen hinausgeht", erzählt Becker über die Entstehung der Idee. "Wir wollten etwas an dem Ort machen, an dem Russland in Hamburg repräsentiert wird."

Russisches Konsulat in Hamburg beleuchtet: Mitarbeiter filmten Aktion

Kurz nachdem um 19.36 Uhr der Licht-Projektor angeworfen wurde, reagierten bereits die Konsulatsmitarbeiter. "Wir wurden von russischen Konsulatsmitarbeitern gefilmt. Ich muss zugeben, dass sich das komisch angefühlt hat. Es ist nicht so, dass mir das nichts ausgemacht hat", sagt der Programmdirektor. Weiteren Kontakt mit Mitarbeitern des Konsulats habe es nicht gegeben.

Die vor dem Konsulat stationierten Polizisten hätten zudem vier Streifenwagen zur Verstärkung angefordert. Probleme habe es aber nicht gegeben. "Die Polizisten vor dem Konsulat waren aufmerksam, aber sehr entspannt", sagt Becker. "Wir haben dann ein sehr nettes Gespräch geführt, nachdem wir die Aktion von uns aus schon beendet hatten."

Radio Hamburg hatte sich vorher rechtlich beraten lassen

Die Frage, ob man die Aktion wiederholen werde, habe er gegenüber den Beamten verneinen können. Nach einer kurzen Feststellung der Personalien und der Telefonnummer war die Formalie beendet. "Wir haben uns vorher rechtlich beraten lassen. Nach der Auskunft unserer Anwälte ist die Aktion nicht strafbar", sagt Becker.

Sollte der Sender dennoch eine Anzeige erhalten, weil sich ein Anwohner beispielsweise gestört gefühlt habe, werde man das für die gelungene Aktion gerne in Kauf nehmen, sagt er. "Wir haben in der Geschichte von Radio Hamburg noch nie so ein bundesweites Presseecho gehabt. Das war der helle Wahnsinn", berichtet Becker.

"Dass es Wellen schlägt, war uns schon klar, weil es eine ungewöhnliche Aktion ist. Am Ende des Tages waren wir aber überrascht, wie groß die Resonanz tatsächlich war." 99 Prozent des Feedbacks sei positiv, nur sehr wenige Menschen sahen die Aktion kritisch.