Hamburg. Hamburg-Nord startet Kampagne gegen Rassismus. Auftakt ist ein Gespräch mit Ibrahim Arslan, der 1992 in Mölln mehrere Verwandte verlor.

Nachdem er sich lange dafür eingesetzt hatte, dass im vergangenen Jahr ein Gedenkstein für den 1985 in Langenhorn erschlagenen Mehmet Kaymakçı aufgestellt wurde, setzt Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz (Grüne) seinen Kampf gegen Rassismus jetzt fort. Das Thema soll in diesem Jahr ein besonderer Schwerpunkt in Hamburg-Nord werden.

„Als ich 2020 als Bezirksamtsleiter angetreten bin, habe ich klar gesagt, dass die Positionierung gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus für mich handlungsleitend ist. Nachdem es uns im vergangenen Jahr endlich gelungen ist, einen Gedenkstein für Mehmet Kaymakcı zu errichten, möchte ich in diesem Jahr weitere Schwerpunkte setzen. Wir machen uns gemeinsam stark dafür, dass die Vergangenheit nicht wiederholt wird: denn rassistisches und rechtsextremes Gedankengut haben in unserer Gesellschaft keinen Platz!“

Hamburg-Nord: Kampf gegen Rassismus geht weiter

Sowohl intern als auch extern wird das Bezirksamt diverse Maßnahmen ergreifen, um Mitarbeitende rassismuskritisch zu schulen und die Öffentlichkeit für Rassismus zu sensibilisieren. Die Schulungen sollen sich unter anderem mit „Diskriminierung durch Sprache“ befassen und die Mitarbeitenden im Umgang mit Sprache sensibilisieren, um so Diskriminierung vorzubeugen. Sie richtet sich an alle Mitarbeitenden des Bezirksamtes Hamburg-Nord. Die konkreten Planungen dazu laufen noch. Im Herbst soll die Ausstellung „Die Angehörigen“, die den Opfern rechter Gewalt gewidmet ist, im Bezirksamt an der Kümmellstraße gezeigt werden.

Den Auftakt zur Kampagne „Bezirksamt Hamburg-Nord gegen Rassismus“ bildet ein eindrucksvolles Gespräch mit Ibrahim Arslan, einem der Überlebenden des rassistischen Brandanschlags 1992 in Mölln. Zu sehen und zu hören ist es in der neuen YouTube-Folge des im September gestarteten Formats „Im Gespräch mit …“, zu der Werner- Boelz­ einmal im Monat bekannte Persönlichkeiten aus Hamburg-Nord auf sein rotes Sofa einlädt. Ibrahim Arslan berichtet über seine Erinnerungen an die Anschlagsnacht, die Verarbeitung seiner Trauer sowie das staatliche Versagen im Umgang mit den Betroffenen. So habe die Stadt Mölln seinerzeit etliche Briefe und Hilfsangebote nicht an die Familie weitergeleitet – und ihm und seine Eltern zugemutet, zurück in das Haus zu ziehen, auf das der Brandanschlag verübt worden war, weil sie angeblich nicht in der Lage war, eine andere Unterkunft für die Familie zu finden.

Das Video ist auf Youtube zu finden.