Hamburg. Ukraine-Flüchtlinge: So will Senat die Aufnahme koordinieren +++ Menschenkette gegen Ukraine-Krieg auf Helgoland +++ Der Newsblog.

Vor dem ersten Treffen der Außenminister aus Russland und der Ukraine seit Beginn des Kriegs vor zwei Wochen haben Truppen beider Seiten auch in der Nacht zum Donnerstag gegeneinander gekämpft. Derweil fliehen weiterhin Tausende Ukrainer aus den belagerten Städten – auch nach Hamburg. Nach Angaben der Innenbehörde wurden bisher etwa 3000 Vertriebene in Hamburg registriert. Der große Andrang stellt die Behörde vor Probleme.

Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert: Hier geht es zu den aktuellen Reaktionen aus Hamburg und dem Norden auf den Ukraine-Krieg.

Der Krieg in der Ukraine hat auch Auswirkungen auf die Museen. Die Kunsthalle Hamburg lässt den Kontakt zu der Eremitage in St. Petersburg vorerst ruhen.

Die Reaktionen zum Krieg gegen die Ukraine aus Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik dokumentiert das Abendblatt an dieser Stelle:

  • Menschenkette gegen Ukraine-Krieg auf Helgoland
  • Bonprix stellt Onlinehandel in Russland komplett ein
  • Osnabrück sammelt 60.000 Euro – Baskets füllen Bus mit Spenden
  • Benefizkonzert im Michel und kostenloser Turmbesuch für Ukrainer
  • Kirchen in Niedersachsen sammeln für Menschen aus der Ukraine
  • Ukraine-Flüchtlinge: So will der Senat die Aufnahme koordinieren
  • Hamburg: Weiter großer Andrang vor der Zentralen Ausländerbehörde
  • Gegen die hohen Spritpreise: Autokorso in Hamburg geplant
  • Wintershall Dea will mehr Öl im Wattenmeer fördern
  • Diakonie warnt: Hilfsgüter nicht selbst an die Grenze bringen
  • Prien sieht Deutschland gut auf Aufnahme ukrainischer Kinder vorbereitet
  • Trotz Ukraine-Krieg: Hapag-Lloyd hält Gewinnsteigerung für möglich
  • Kunsthalle: Kontakt zur Eremitage in St. Petersburg ruht

Menschenkette gegen Ukraine-Krieg auf Helgoland

 Auch auf Helgoland wird gegen den Ukraine-Krieg demonstriert. Rund 300 Insulaner und Gäste bildeten am Donnerstag eine 200 Meter lange Menschenkette und gedachten der Opfer mit einer Schweigeminute, wie der Tourismus-Service mitteilte. Rund 20 Prozent der Menschen auf Helgoland beteiligten sich an der Friedensaktion.

Aufgerufen dazu hatten Schüler und Schülerinnen der James-Kruess-Schule. Auf Helgoland seien etwa 34 Nationen vertreten, sagte Tourismusdirektor Stephan Hauke. Sie zeigten, „dass ein Zusammenleben ohne Konflikte möglich ist“.

Ärzte helfen freiwillig in den Hamburger Messehallen

Die medizinische Versorgung der ukrainischen Flüchtlinge in den Hamburger Messehallen wird zunächst von freiwilligen Ärzteinitiativen geleistet. Bis zur Herstellung einer Regelversorgung in der Unterkunft habe sich eine Gruppe von 178 Kinderärzten bereiterklärt, für die nächsten 14 Tage im Schichtdienst in der Unterkunft zu arbeiten, sagte am Donnerstag Markus Kaminski vom Deutschen Roten Kreuz, das die Einrichtung betreibt.

In den Hamburger Messehallen ist eine Notunterkunft für Ukraine-Flüchtlinge entstanden.
In den Hamburger Messehallen ist eine Notunterkunft für Ukraine-Flüchtlinge entstanden. © Christian Charisius/dpa | Unbekannt

Auch mehrere Gruppen von niedergelassenen Ärzten beteiligten sich an der Aktion, sodass ab der kommenden Woche alle Fachbereiche in der Unterkunft vertreten seien. Die Ärztegruppen hätten sich schon während der Flüchtlingskrise 2015/2016 gebildet und medizinische Hilfe geleistet, sagte Kaminski.

Bonprix stellt Onlinehandel in Russland komplett ein

Bonprix, Tochter des Hamburger Konzerns Otto, stellt den Onlinehandel in Russland ein. Damit verschärft der Modeanbieter seine Reaktion auf Wladimir Putins Angriffskrieg abermals. "Die Entscheidung ist das Ergebnis einer Neubewertung der Zukunftsfähigkeit des eigenen Handelsgeschäfts vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine", teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

Bonprix-Chef Richard Gottwald begründet den Rückzug aus Russland.
Bonprix-Chef Richard Gottwald begründet den Rückzug aus Russland. © Andreas Laible | Andreas Laible

Die neuerliche, massive Rubelabwertung, die verhängten Sanktionen und die unsicheren Finanzströme sowie der stark eingeschränkte Warenverkehr Bonprix auch auf lange Sicht "die Grundlage für ein wirtschaftliches Geschäftsmodell in Russland", teilte das Unternehmen mit. Von der Schließung seien knapp 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort betroffen. Für sie würden derzeit "sozialverträgliche Lösungen erarbeitet", heißt es. Mit dem Schritt beende Bonprix seine langjährige Handelsaktivität in Russland.

"Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, aber da wir keine Möglichkeit sehen, das Geschäft mittel- und langfristig zurück in die Wirtschaftlichkeit zu führen, beenden wir leider unsere E-Commerce-Aktivitäten in Russland", begründet Richard Gottwald, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Bonprix und verantwortlich für den internationalen Vertrieb, den Schritt.

Osnabrück sammelt 60.000 Euro – Baskets füllen Bus mit Spenden

Fußball-Drittligist VfL Osnabrück hat 60.000 Euro für Opfer des Kriegs in der Ukraine gesammelt. „Das Geld kommt unmittelbar vielen notleidenden Menschen zugute, die auf unser aller Hilfe in einer akuten Notsituation angewiesen sind“, teilte VfL-Geschäftsführer Michael Welling am Donnerstag mit.

Auch Basketball-Bundesligist EWE Baskets Oldenburg will die Menschen in der Ukraine mit Sachspenden unterstützen. Vor dem Heimspiel am Sonntag gegen die Niners Chemnitz (15.00 Uhr/ Magenta Sport) können Fans auf dem Parkplatz an der EWE Arena den Baskets-Teambus mit Sachspenden befüllen. Nach der Sammelaktion sollen die eingegangenen Spenden an die Initiative „Oldenburg hilft der Ukraine“ geliefert werden, teilte der Verein mit.

Benefizkonzert im Michel und kostenloser Turmbesuch für Ukrainer

Mit einem Benefizkonzert im Hamburger Michel wollen zahlreiche Künstler und Sänger ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine setzen und Spenden sammeln. Am kommenden Sonnabend (19. März, 18.00 Uhr) treten in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater ukrainische Sängerinnen und der Kammerchor der russisch-orthodoxen Kirche des Heiligen Prokop auf, wie die Hauptkirche St. Michaelis am Donnerstag mitteilte. Der Eintritt an dem Abend ist frei. Es werde aber eine Kollekte erbeten. Das Geld soll an den Nothilfefond der Hochschule sowie die Diakonie Katastrophenhilfe für die Ukraine gehen.

Blick auf den Hamburger Michel und die Elbphilharmonie in der Innenstadt (Archivbild).
Blick auf den Hamburger Michel und die Elbphilharmonie in der Innenstadt (Archivbild). © picture alliance/dpa | Unbekannt

Zudem können Menschen mit einem ukrainischen Ausweis den Michel-Turm kostenlos besteigen, um die Stadt aus luftiger Höhe kennenlernen zu können. Außerdem dürfen geflüchtete Ukrainer von mittwochs bis freitags (15.00 bis 18.00 Uhr) im Second-Hand-Laden des Michel kostenlos Kleidung für den Eigenbedarf abholen.

Kirchen in Niedersachsen sammeln für Menschen aus der Ukraine

Evangelische und katholische Kirchen in Niedersachsen wollen in ihren Gottesdiensten am kommenden Sonntag (13. März) Kollekten für Geflüchtete aus der Ukraine sammeln. „Den Preis für diesen Krieg zahlen so viele Menschen – nicht nur Frauen und Kinder, Ältere und Bedürftige, die jetzt unverschuldet ihre Sicherheit und ihr Zuhause verlieren“, sagte der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit am Donnerstag als Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen .

Der Hildesheimer katholische Bischof Heiner Wilmer betonte, dass in einer gemeinsamen Anstrengung alles dafür getan werden solle, um die Flüchtlinge schnellstmöglich mit dem Lebensnotwendigen zu unterstützen. Der effektivste und derzeit sinnvollste Weg, den Geflüchteten und den Menschen in der Ukraine zu helfen, seien Geldspenden an die Hilfsorganisationen, die koordiniert und bedarfsgerecht arbeiteten. „Deshalb haben wir den Zweck unserer Kollekte am kommenden Sonntag geändert und empfehlen unseren Gemeinden, mit den Kollekten die Arbeit der Hilfsorganisationen zu unterstützen“, erläuterte Wilmer.

Zu den Soforthilfen der evangelischen Diakonie Katastrophenhilfe sowie des katholischen Hilfswerks Caritas International gehören unter anderem Nahrungsmittel, Trinkwasser, Notunterkünfte oder die Betreuung kriegstraumatisierter Menschen durch geschulte Mitarbeitende.

Ukraine-Flüchtlinge: So will der Senat die Aufnahme koordinieren

Immer mehr Vertriebene kommen infolge des Kriegs in der Ukraine nach Hamburg. Um die Aufnahme von Geflüchteten schneller bearbeiten zu können, sollen Leistungen wie die Unterbringung, Versorgung und das Aufenthaltsrecht besser koordiniert werden. Bereits vor zwei Wochen wurde ein Krisenstab ins Leben gerufen, der sich grundsätzlich mit den Auswirkungen und Folgen des Krieges in der Ukraine auf Hamburg beschäftigt.

Gegen Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) ist eine weitere anonyme Anzeige bei der Bußgeldstelle eingegangen (Archivbild).
Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) (Archivbild). © Roland Magunia/Funke Foto Services | Unbekannt

"Viele Flüchtlinge kommen nach Deutschland", sagte Innensenator Andy Grote (SPD). Die meisten kämen nach Berlin, aber sehr viele auch nach Hamburg. Seit dem 24. Februar seien 5800 Flüchtlinge aus der Ukraine in Hamburg angekommen. "Allein gestern waren es 1100 Flüchtlinge." Man unternähme alles, um die Menschen bestmöglich aufzunehmen und zu versorgen. Grote verwies auf die Flüchtlingskrise 2015/2016, bei der innerhalb eines Monats rund 6500 Flüchtlinge nach Hamburg gekommen sind.

Das Geschehen in den Messehallen und dem Ankunftszentrum sei sehr stark in Bewegung. Fast jede Stunde würden sich die Zahlen ändern, so Grote.

Kapazitäten zur Aufnahme von Flüchlingen sollen aufgestockt werden

Aktuell würden die Kapazitäten für die Unterbringung der Flüchtlinge aufgestockt. Kommende Woche gebe es zusätzlich 1000 Plätze, die Woche drauf weitere 1000. Auch am Standort Schnackenburgallee, wo die Vorbereitungen heute beginnen, sollen Container und Zelte aufgebaut werden. "Es handelt sich nicht um exakte Berechnungen", so Grote. Die Zahl der benötigten Unterbringungen könnten sich von Tag zu Tag ändern.

Darüber hinaus sollen Hotelkapazitäten, Hostels und auch leere Schulgebäude für Unterbringungen geprüft werden. Privat seien rund 1000 Flüchtlinge untergebracht worden, so Grote. "Darauf können wir stolz sein", sagte der Innensenator, der sich bei allen engagierten Hamburger bedankte. "Solch einen Ansturm von Geflüchteten haben wir seit Jahrzehnten nicht erlebt."

Zahlreiche Menschen warten am Montag vor dem Ankunftszentrum am Bargkoppelweg in Rahlstedt.
Zahlreiche Menschen warten vor dem Ankunftszentrum am Bargkoppelweg in Rahlstedt. © Michael Arning | Unbekannt

Im Ankunftszentrum Rahlstedt und auch an der Hammer Straße sei das Personal massiv aufgestockt worden, sagte Grote. Nach der Registrierung haben die ukrainischen Kriegsflüchtlinge sofort Anspruch auf Leistungen, wie eine Arbeitsgenehmigung und auch eine Krankenversicherung.

Die Integrationsklassen an den Schulen sollen verdoppelt werden, auch der Versorgungsbedarf in Kitas werde sich deutlich erhöhen. Neben vielen Frauen und Kindern kämen auch viele vulnerable Personen in Hamburg an, die in Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen gebracht werden müssen.

Nach dem Verteilungsschlüssel unter den Bundesländern habe Hamburg die Aufnahmezahl von Flüchtlingen bereits mit 1400 übererfüllt, erklärte Grote. "Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht überfordern, wenn wir die Menschen gut versorgen wollen", sagt Grote und verwies auch auf die vielen privaten Busse mit Flüchtlingen, die nach Hamburg kommen. Wenn das bundesweite Verteilverfahren beginnt – voraussichtlich am Freitag – werden weitere in Hamburg ankommende Flüchtlinge an andere Standorte in Deutschland verteilt. Privat untergebrachte Flüchtlinge gehen nicht in die Verteilung, aber in die Berechnung mit ein, so Grote.

Es kommen zudem auch laufend Menschen an, die in der Ukraine leben, aber derzeit im Urlaub waren. "Die Zahl ist nicht unerheblich", sagte Grote. Diese Menschen hätten den gleichen Status wie die Flüchtlinge, die direkt aus der Ukraine kommen.

Grote: "Leben seit dem 24. Februar in einer anderen Welt"

"Es geht jetzt erst mal darum, möglichst schnell viele Plätze für Unterbringungen zur Verfügung zu stellen", erklärte der Innensenator. Dafür werde man alle in Frage kommenden Flächen nutzen. "Wir leben seit dem 24. Februar in einer anderen Welt. Und wir werden alles tun, alle Kriegsflüchtlinge, die kommen, zu versorgen". Und wenn dazu gehöre, Flächen wiederzubeleben, die eigentlich nicht wiederbelebt werden sollten, "machen wir das", so Grote zum Standort Schnackenburgallee.

Er wies zudem darauf hin, dass neben den Flüchtlingen aus der Ukraine jeden Tag auch andere Flüchtlinge in Hamburg ankämen. "Jetzt haben wir eine Vervielfachung der Ankünfte." Allein am Mittwoch habe es 930 Registrierungen gegeben. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr seien in Hamburg laut Grote so viele Flüchtlinge angekommen, wie nun in zwei Wochen.

Zum Standort Hammer Straße sagte Grote, dass dieser eigentlich erst am Mittwoch hätte öffnen sollen. Doch wegen des Ansturms hätte man eher geöffnet. "Eine Riesenleistung", so Grote. "Am ersten Tag gab es 358 Registrierungen." Am Mittwoch seien bereits 682 Flüchtlinge registriert worden – nahezu doppelt so viele wie am Vortag. Er betonte dabei noch einmal, dass die Ankunftszahlen nichts mit den Registrierungen zu tun haben. "Das vollständige Registrierungsverfahren ist insgesamt bei 3000 Menschen vollzogen worden." Jedoch habe es insgesamt 5800 Ankünfte gegeben.

Er warnte in solch einer angespannten Situation zudem vor falschen Gerüchten, die sich schnell verbreiteten. "Gestern Abend gab es beispielsweise die Nachricht, das Ankunftszentrum sei geschlossen." Der Hintergrund: Ein Busfahrer habe Kollegen erzählt habe, dass das Tor geschlossen sei. Aber das Ankunftszentrum sei natürlich nicht geschlossen worden, versicherte Grote.

Erfahrungen aus der Flüchtlingskrise 2015 helfen

Alle Flüchtlinge werden im Ankunftszentrum getestet. Positiv Getestete werden isoliert. Die Gesundheitsbehörde organisiere derzeit mobile Teams, die in Einrichtungen Kriegsflüchtlinge impfen. Grote weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass auch jeder, der privat untergekommen sei, das städtische Impfangebot in Anspruch nehmen könne. Derzeit sei der Stand, dass die ukrainischen Flüchtlinge noch sehr überzeugt werden müssten von den Impfungen. Auch der Impfstatus bei den Kriegsflüchtlingen sei "nicht so gut". Bei einem positiven Testergebnis gebe es noch im Ankunftszentrum einen PCR-Test.

Zudem sei Cybersicherheit derzeit ein großes Thema. Alle Unternehmen werden aufgefordert, ihre IT-Sicherheit zu überprüfen und zu aktualisieren. Bisher wurden keine Cyberattacken festgestellt. "Aber es ist eine hohe Gefahr", so Grote. Und es werde Beratung nachgefragt.

Grote kann sich noch gut an die Flüchtlingskrise 2015 erinnern: "Vieles begegnet uns jetzt wieder – in einer ganz anderen Dimension. Ich möchte nicht wissen, wo wir jetzt wären, wenn wir nicht die Erfahrungen und Strukturen seit 2015 hätten." Es bleibe dennoch sehr herausfordernd, weil die Zahlen jetzt wesentlich höher seien.

Dem widerspricht die Hamburger FDP. "Innensenator Grote und Rot-Grün haben offenbar aus der letzten Flüchtlingskrise wenig gelernt: Obwohl der große Zustrom von Kriegsflüchtlingen seit dem 24. Februar absehbar war, werden Flüchtlinge  wieder in Massenunterkünften und  Containern untergebracht", kritisiert die Abgeordnete Anna v. Treuenfels-Frowein. Um alternative Unterkünfte in leerstehenden oder umnutzbaren Gebäuden habe man sich offenbar nicht rechtzeitig gekümmert. Auch müsse eine Online-Registrierung möglich gemacht werden.

Hamburg: Weiter großer Andrang vor der Zentralen Ausländerbehörde

Vor der Zentralen Ausländerbehörde in der Hammer Straße in Wandsbek herrscht nach wie vor ein hoher Zulauf an Ukrainern, die sich registrieren lassen wollen. Im Vergleich zum Vortag sind es jedoch weniger Menschen, die sich in der Warteschlange befinden. Dies liegt auch daran, dass die Polizei einige Wartende am Vormittag erneut weggeschickt hat. „Die Menschen standen in den Morgenstunden fast bis Höhe Rantzaustraße“, berichtet ein Polizist.

Die Stadt hat derweil Vorkehrungen getroffen, um die Lage an der Hammer Straße weiter zu entspannen. Während am Vortag lediglich eine Toilette auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand, sind nun acht Toiletten vor der Behörde aufgestellt. Vor Ort sind zudem Sanitäter vom Malteser Hilfsdienst. „Die Stadt hat reagiert, um die Ver- und Entsorgung vor Ort zu verbessern. Wir haben außerdem Zettel verteilt, dass die Registrierung auch zu einem späteren Zeitpunkt möglich ist. Dafür wurden die Öffnungszeiten verlängert. Die Behörde hat nun von acht bis 17 Uhr geöffnet. Registrierungen sind auch am Wochenende möglich“, sagte ein Sprecher der Innenbehörde.

Hunderte ukrainische Flüchtlinge warteten am Mittwoch vor der neuen Registrierungsstelle in der Hammer Straße.
Hunderte ukrainische Flüchtlinge warteten am Mittwoch vor der neuen Registrierungsstelle in der Hammer Straße. © Michael Arning | Unbekannt

Der Andrang war vor allem in den Morgenstunden besonders hoch, wie ein Mitarbeiterin des Malteser Hilfsdienstes berichtet: „Wir sind hier seit sieben Uhr. Die Menschen standen zu diesem Zeitpunkt bis zur Rantzaustraße. Gegen Vormittag wurden viele der Wartenden dann mit Shuttlebussen an den Bargkoppelweg nach Rahlstedt gebracht, weil es hier einfach zu viele waren.“

Der Malteser Hilfsdienst hat vor der Behörde ein Zelt aufgestellt, in dem vor allem warme Getränke ausgeschenkt werden. „Wir versuchen hier alles, um den Leuten zu helfen. Was wir leider nicht genug haben, sind wärmende Rettungsdecken.“ Die Mitarbeiterin lobt unterdessen das Engagement der vielen Freiwilligen. „Die Hilfsbereitschaft ist wirklich überwältigend. Viele Menschen bringen spontan Lebensmittel vorbei.“

Gegen die hohen Spritpreise: Autokorso in Hamburg geplant

Am Sonnabend ist ein Autokorso durch Hamburg gegen die hohen Spritpreise geplant. Der Veranstalter rechnet nach Angaben der Polizei mit 500 Fahrzeugen und 1000 Teilnehmern. Der Autokorso startet um 20 Uhr am Wilhelm-Iwan-Ring in Allermöhe und endet gegen 1 Uhr am Elbring in Wedel.

Darüber hinaus finden am Wochenende noch weitere Demos in Hamburg statt:

Wintershall Dea will mehr Öl im Wattenmeer fördern

In der Debatte über die Sicherung der Energieversorgung nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte Schleswig-Holsteins Energie- und Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) eine vorübergehende Steigerung der Ölförderung im Wattenmer ins Spiel gebracht. Zusätzliche Mengen seien wegen des gesetzlich verankerten Schutzes des Nationalparks aber nur genehmigungsfähig, wenn zugleich ein frühes und festes Enddatum festgelegt würde. Am Freitag sprechen Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Finanzministerin Monika Heinold in Kiel mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) über Energiepolitik.

Ein Luftbild der Bohrinsel Mittelplate im Nationalpark Wattenmeer (Archivbild).
Ein Luftbild der Bohrinsel Mittelplate im Nationalpark Wattenmeer (Archivbild). © imago/blickwinkel | Unbekannt

Der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea hält eine Ausweitung der Ölförderung auf der Plattform Mittelplate im schleswig-holsteinischen Wattenmeer in wenigen Jahren für möglich. „Für die vorgeschlagene Erschließung des südlichen Teils der Lagerstätte von der bestehenden Mittelplate aus sind erhebliche Investitionen von mehr als 100 Millionen Euro notwendig“, sagte ein Konzernsprecher am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Bei zügiger Genehmigung noch 2022 könnte die zusätzliche Ölförderung ab 2025 beginnen. „Dadurch würden wir bis 2041 weitere zwei Millionen Tonnen Erdöl in Schleswig-Holstein fördern, eine für den heimischen Markt relevante Menge.“

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Kassel sei bereit, von Mittelplate aus auch den südlichen Teil der Lagerstätte zu erschließen, in der genehmigten Laufzeit bis 2041, sagte Sasse. „Den Bau von weiteren Fördereinrichtungen im Wattenmeer schließen wir allerdings aus, diese werden hierzu auch nicht benötigt.“ Mit dem Erdöl aus Mittelplate wird traditionell die Raffinerie in Heide-Hemmingstedt in Schleswig-Holstein beliefert.

Diakonie warnt: Hilfsgüter nicht selbst an die Grenze bringen

Die Diakonie in Niedersachsen hat die Menschen in Deutschland aufgefordert, für die Ukraine lieber Geld zu spenden als selbst mit Autos voller Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze zu fahren. Die Lage an den Grenzen sei nach Berichten der Diakonie Katastrophenhilfe „absolut katastrophal“, sagte der Vorstand des Diakonischen Werkes in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke, am Donnerstag. „Und wir wissen von hier aus gar nicht, was die Menschen in der Ukraine gerade brauchen.“

Eine Helferin des Deutschen Roten Kreuzes sortiert in den Hamburger Messehallen Hygieneartikel.
Eine Helferin des Deutschen Roten Kreuzes sortiert in den Hamburger Messehallen Hygieneartikel. © Michael Arning | Unbekannt

Die Partner der hiesigen Hilfsorganisationen in der Ukraine könnten den unter Umständen täglich wechselnden Bedarf hingegen gut einschätzen und die Hilfe sinnvoll koordinieren, betonte Lenke. „Deshalb ist es besser, etwa an die Diakonie Katastrophenhilfe zu spenden, damit die Experten kaufen können, was vor Ort gebraucht wird.“ Er könne den Impuls, in der verstörenden Kriegssituation eigenhändig etwas gegen das Unrecht tun zu wollen, gut verstehen. „Aber wir wollen ja nicht in erster Linie uns selbst helfen, sondern den Menschen in der Ukraine.“

Der Diakonie-Chef empfahl hilfsbereiten Bürgern, die hier ankommenden Flüchtlinge aus der Ukraine zu unterstützen. Die Zahl der zu erwartenden Vertriebenen steige fast täglich rasant an. „Man ahnt, welche Herausforderung das bedeuten wird.“ Es würden zum Beispiel ganz dringend Menschen gebraucht, die Ukrainisch oder Russisch sprächen. Auch die Kirchengemeinden könnten den Neuankömmlingen den Start in einem für sie fremden Land erleichtern, sagte Lenke: „Sie könnten zum Beispiel Begegnungscafés oder Kleiderbörsen organisieren.“

Prien sieht Deutschland gut auf Aufnahme ukrainischer Kinder vorbereitet

Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Karin Prien (CDU), sieht Deutschland gut vorbereitet auf die Aufnahme von geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine. „Es ist unsere moralische Verpflichtung, ihnen nicht nur ein Dach über dem Kopf und ein warmes Essen, sondern vor allem auch den Kontakt mit anderen Kindern so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen“, sagte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin am Donnerstag im ZDF-„Morgenmagazin“.

Karin Prien (CDU), die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (Archivbild).
Karin Prien (CDU), die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (Archivbild). © imago/Chris Emil Janßen | Unbekannt

„Wir werden sie in unsere etablierten Strukturen, die wir ja haben seit 2015, integrieren“, fügte sie mit Blick auf die damalige Flüchtlingskrise hinzu. „Wir sind gut darauf vorbereitet.“ Die KMK werde dazu eine Taskforce einrichten, „damit wir auch unsere Aktivitäten koordinieren“.

Sie rechne damit, dass „viele hunderttausend Kinder“ in Deutschland Zuflucht suchen werden, sagte Prien. Unterstützung sollen sie auch durch ukrainische Erzieherinnen und Lehrkräfte erhalten. Es werde geprüft, wie Fachkräfte aus der Ukraine „möglichst unkompliziert in unser System integriert werden können“, sagte Prien.

Trotz Ukraine-Krieg: Hapag-Lloyd hält Gewinnsteigerung für möglich

Die Container-Reederei Hapag-Lloyd rechnet 2022 mit keiner wesentlichen Entspannung in den Lieferketten und hält eine weitere Gewinnsteigerung für denkbar. Erst in der zweiten Jahreshälfte sollte sich die angespannte Lage in den globalen Lieferketten verbessern und eine Normalisierung der Ergebnisse einleiten, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Hamburg mit. Angesichts der andauernden Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs sei die Prognose jedoch mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.

Den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) erwartet das Hapag-Lloyd-Management in diesem Jahr in einer Bandbreite von 8,9 bis 10,7 Milliarden Euro. Damit könnte das Ergebnis sowohl unter als auch über dem Vorjahreswert von 9,4 Milliarden Euro liegen.

Im vergangenen Jahr verdiente das Hamburger Unternehmen dank einer starken Nachfrage und kräftig gestiegener Transportpreise deutlich mehr als 2020. Der Konzerngewinn verzehnfachte sich nahezu auf rund 9,1 Milliarden Euro.

Kunsthalle: Kontakt zur Eremitage in St. Petersburg ruht

Der Krieg in der Ukraine, er hat selbstverständlich auch Auswirkungen auf die Museen, deren Arbeit auf weltweiter Vernetzung basiert. Die Hamburger Kunsthalle habe bis Ende Februar mit den russischen Kolleginnen und Kollegen in der Eremitage in St. Petersburg über die geplante Kooperation zur Caspar-David-Friedrich-Ausstellung im Jahr 2024 Kontakt gehabt, wichtige Leihgaben waren bereits für dieses groß angelegte Projekt angefordert. „Die Ausstellung wird stattfinden – nur der Kontakt zur Eremitage muss nun ruhen“, sagt Direktor Alexander Klar.

Hamburgs Kunsthallen-Direktor Alexander Klar stellt seine Lieblingswerke vor.
Der Kontakt zur Eremitage in St. Petersburg müsse nun ruhen, sagt Hamburgs Kunsthallen-Direktor Alexander Klar (Archivbild). © Roland Magunia | Unbekannt

„Kultureller Austausch mit einem Land, das einen Krieg vom Zaun gebrochen hat, kann während dieses Krieges nicht stattfinden. Wann und wie wir wieder mit russischen Institutionen kooperieren werden, müssen wir davon abhängig machen, wie sich die kommenden Wochen gestalten. Unsere Solidarität gilt jetzt der überfallenen Ukraine.“

Die Eremitage in St. Petersburg hat indes bekannt gegeben, dass ihre beiden Leihgaben für die Kunsthallen-Ausstellung „Klasse Gesellschaft“ nicht in die Verlängerung gehen können. Die Werke bleiben nur bis zur ursprünglich vereinbarten Laufzeit, also bis zum 27. März, in Hamburg. Dabei handelt es sich um Pieter Janssens „Raum in einem holländischen Haus“ (1660–1670) und Pieter de Hoochs „Frau und Magd mit Eimer“, um 1660. In „Klasse Gesellschaft“ begegnen niederländische Meister den Fotografien des Schauspielers Lars Eidinger und den Schriftbildern von Stefan Marx. Die Ausstellung wurde wegen des großen Erfolgs bis zum 24. April verlängert.

2098 Flüchtlinge bislang in Hamburg registriert.

Nach Angaben der Innenbehörde wurden seit dem russischen Angriff auf die Ukraine 2098 Vertriebene in Hamburg registriert. Allerdings seien die Registrierung noch nicht in allen Fällen abgeschlossen. Es ist davon auszugehen, dass weit mehr Kriegsflüchtlinge in der Stadt sind, wie Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) bereits Dienstag betonte.

Inzwischen seien mehr als 1100 Menschen in städtischen Unterkünften untergebracht worden, meldete die Innenbehörde am Mittwoch. In den Messehallen wurde die Kapazitätsgrenze von 950 Plätzen erreicht. 250 weitere Plätze würden in einer angrenzenden Halle geschaffen, sagte Markus Kaminski vom Deutschen Roten Kreuz. Er sprach von einer Notlösung. „Das ist im Prinzip ein Lager aus Feldbetten. Wir hoffen, dass wir es in diesem Maße nicht brauchen.“

Bereits zum Wochenende und zu Beginn dieser Woche wurden zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Registrierung der Ankommenden herangezogen. Aktuell kümmern sich rund 60 Personen rund um die Uhr um die Erfassung der Geflüchteten. In jedem Registrierungsprozess sind häufig wichtige und detaillierte Fragen zur Lebenssituation und Zukunft der Betroffenen zu beantworten, weshalb jedes Gespräch Zeit in Anspruch nimmt.

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Behörden reagieren auf Flüchtlingsansturm in Registrierungsstelle

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 Nach dem Ansturm Hunderter ukrainischer Kriegsflüchtlinge auf eine neue Registrierungsstelle in Hamburg-Wandsbek haben die Behörden die Notbremse gezogen. „Am Standort des Amts für Migration an der Hammer Straße kommt es zu längeren Wartezeiten bei der Registrierung“, twitterte der Senat am Mittwochnachmittag. „Schutzsuchende, die privat untergebracht sind, werden gebeten, in den kommenden Tagen vorzusprechen. Nachteile entstehen dadurch nicht.“

Bereits am Vormittag hatten sich lange Schlangen vor der neuen Registrierungsstelle gebildet. Die Behörden hatten Flüchtlinge, die bereits über eine private Unterkunft verfügen, aufgefordert, sich dort registrieren zu lassen, nachdem es in der zentralen Ankunftsstelle in Rahlstedt am Wochenende bereits zu stundenlangen Wartezeiten gekommen war.

Lesen Sie hier Reaktionen aus Hamburg zum Ukraine-Krieg vom Vortag