Tangstedt. 100 Tonnen Hilfsgüter hat das Team an die ukrainische Grenze gebracht. Nun werden schon neue Pläne gemacht.
Sie haben es geschafft. Genau fünf Minuten vor Mitternacht ist Hauke Rüsbüldt mit seinem Transporter auf den Parkplatz von Gut Wulksfelde gefahren. Schnell hat er den Wagen mit seinen Kolleginnen ausgeladen und ist dann zu Hause ins Bett gefallen. „Wir waren einfach nur k. o.“, sagt er. K. o., aber auch glücklich, es heil nach Hause geschafft zu haben.
„Die Strecke hat sich gerade am Ende echt gezogen. Und der Zoll hat uns auch noch rausgewinkt. Keine Ahnung, was die mit unserem leeren Transporter wollten.“ Dennoch, den Zeitplan habe er einhalten können. „Das mussten wir übrigens auch, denn der Wagen war heute wieder verplant.“ Eigentlich wird er nämlich dazu genutzt, die Bio-Kisten auszufahren.
Krieg gegen die Ukraine: Gut Wulksfelde sammelt 40.000 Euro Spenden
Matthias Gfrörer war mit seinem Lkw erst um zwei Uhr in der Nacht wieder zu Hause. Ein bisschen stolz sind alle Beteiligten auf ihren Trip, wobei stolz in diesem Zusammenhang vielleicht der falsche Ausdruck ist, sagen sie. „Das war eine unglaubliche Erfahrung, und ich glaube, wir konnten richtig helfen“, sagt Gfrörer. Das sei auch durch den engen Kontakt zu den Rotary Clubs möglich gewesen. „Wir wissen sicher, dass die Hilfe da ankommt, wo sie ankommen soll.“
Besonders wichtig ist beiden, auf die eingegangenen Spenden zu verweisen. Knapp 40.000 Euro sind in nur einer Woche auf dem Konto von Gut Wulksfelde zusammengekommen. Am Donnerstag soll die Überweisung auf das Konto von Rotary Ukraine erfolgen. „Die wissen vor Ort genau, was zu tun ist“, so Rüsbüldt. Ihn hat das Engagement der Menschen begeistert. „Wir haben spontan ein Konto von Gut Wulksfelde genutzt. Deshalb konnten wir auch keine Spendenquittungen ausstellen, da wir kein eingetragener Verein sind.“
Auch interessant
Das habe aber keinen der Unterstützer interessiert. „Die Menschen wollten etwas tun. Da war ihnen die Spendenquittung egal.“ Bereits jetzt erreichen die beiden Anfragen, ob sie nicht weitere Hilfe organisieren können. „Aber der Konvoi war für uns eine einmalige Aktion.“ Der Geschäftsführer des Guts ist überzeugt: „Jetzt sollten die Profis ran.“
50 Flüchtlinge aus der Ukraine in Tangstedt angekommen
Zu Beginn habe er gemeinsam mit Gfrörer und seinem Team schneller reagieren können als die eine oder andere Hilfsorganisation. „Nun läuft die professionelle Hilfe an. Und das ist auch gut so.“ Unterwegs seien sie an einem riesigen Feld vorbeigekommen, auf das viele freiwillige Helfer ihre Hilfsgüter einfach kippen würden. Ein komisches Bild, sagt der 50-Jährige. „Ich glaube, dass das nicht gut ist.“ Zum einen sei die Verteilung so nicht gesichert. Zum anderen tue es den wertvollen Dingen nicht gut, auf einem Feld herumzuliegen. „Das hat mir auch vor Augen geführt, dass so etwas gut organisiert sein muss.“
Rüsbüldt will aber dennoch gern weiterhelfen. Derzeit sind er, Gfrörer und das gesamte Team dabei, zu überlegen, wie man die Menschen aus der Ukraine unterstützen kann. „Wir möchten uns in Zukunft hier im Norden einbringen“, sagt Gfrörer. Wie genau das aussehen soll, wissen sie einen Tag nach ihrer Rückkehr noch nicht. Gerade seien 50 ukrainische Flüchtlinge in Tangstedt gleich um die Ecke angekommen. „Hier können wir vielleicht direkt etwas tun.“
Das Fazit des Teams um Gfrörer und Rüsbüldt: Die spontane Aktion war ein voller Erfolg. „Wir wollten schneller und unkomplizierter helfen. Jetzt machen wir den Weg frei für die Profis, die vor Ort mehr erreichen können.“ Ihre Aktion habe aber auch gezeigt, dass jeder helfen könne, wenn er nur wolle.