Hamburg. Dr. Tina Maghsoudi klärt zu Speiseröhrenkrebs auf. Bis zu sechs Stunden dauert es, wenn ein Teil der Speiseröhre ersetzt wird.
Die einigermaßen gute Nachricht vorweg: Krebs in der Speiseröhre komme vergleichsweise selten vor, sagt Dr. Tina Maghsoudi. Doch sehr tückisch sei, dass die Erkrankung häufig leider erst recht spät erkannt werde. „Oft gehen die Betroffenen nämlich erst dann zum Arzt, wenn das Schlucken starke Beschwerden macht. Und dann, das kann man sich leicht vorstellen, muss der Tumor schon eine gewisse Größe erreicht haben“, so die Oberärztin aus dem Department für Chirurgie an der Asklepios Klinik Barmbek.
In der Speiseröhre gebe es verschiedene Zellarten, von denen ein Karzinom, also ein bösartiger Tumor, ausgehen könne. Man unterscheide zwischen dem sogenannten Plattenepithelkarzinom, das vor allem durch Tabak- und Alkoholkonsum verursacht werde, und dem mittlerweile deutlich häufiger vorkommenden Adenokarzinom. „Letzteres befindet sich im unteren Bereich der Speiseröhre, am Übergang zum Magen“, so die Expertin, die das Asklepios-Kompetenzzentrum für die Chirurgie des Magens und der Speiseröhre leitet und auch junge Assistenzärzte zu Chirurgen ausbildet. Risikofaktor für ein Adenokarzinom sei unter anderem eine Reflux-Erkrankung. „Natürlich leiden viele Menschen unter Sodbrennen und das ist auch nicht gleich gefährlich. Aber wenn das Sodbrennen über einen längeren Zeitraum anhält, dann sollte das schon mal ärztlich abgeklärt werden“, sagt die Chirurgin.
Speiseröhrenkrebs: falsche Ernährung und Stress als Risikofaktoren
Ernährung und Stress spielten eine zentrale Rolle bei der Entstehung eines Adenokarzinoms, so die Expertin. Früher sei das Plattenepithelkarzinom häufiger gewesen. „Damit sehe ich jetzt höchstens noch zehn Patienten pro Jahr. Mit Adenokarzinom sind es allein in Barmbek mehrere pro Woche.“ Ursache könne manchmal auch eine genetische Disposition sein: „Dazu wird viel geforscht, aber es ist noch wenig bekannt.“
Für die Diagnostik werde zunächst eine Probe entnommen, um herauszufinden, um welches Karzinom es sich handele. Mit einer Computertomografie könne man dann sehen, wie fortgeschritten der Krebs sei. „Häufig hat der Speiseröhrenkrebs glücklicherweise noch nicht gestreut, die anderen Organe sind also noch nicht von Metastasen befallen. Aber die Lymphknoten können betroffen sein und müssen dann auch bei einem Eingriff entsprechend mitentfernt werden.“ Vor der Operation werde dann eine Bestrahlung/Chemotherapie vorgeschaltet. „Das machen wir auch dann, wenn der Tumor recht groß ist und wir ihn durch diese Behandlung vorab schrumpfen können.“
Speiseröhren-Operation ist äußerst komplex
Die Operation selbst sei „sehr komplex“, sagt die erfahrene Chirurgin. „Das sind schon sechs Stunden Bastelarbeit, wenn man das mal so salopp formulieren darf.“ Denn der befallene Teil der Speiseröhre müsse ja nicht nur entfernt, sondern auch wieder ersetzt werden. „Dazu eignet sich der Magen, der ja sehr dehnbar ist. Bloß: Von allein macht der Magen da nicht mit.“ Man müsse also zunächst einen Schlauchmagen formen und den Magen dann auch von einigen Gefäßen trennen, um ihn „mobil“ zu machen.
Unterstützt werden die Chirurgen an der Asklepios Klinik Barmbek bei der Entfernung von Tumoren aus der Speiseröhre mittlerweile von einem Da-Vinci-OP-Roboter. „Aber keine Sorge: Der operiert nicht automatisch, sondern tut natürlich nur, was wir ihm sagen“, sagt Dr. Tina Maghsoudi , die mit einem Chirurgen verheiratet ist. Der Roboter sei eine große Hilfe, weil er mit seinen feinen Instrumenten „bis in den letzten Winkel“ vordringen könne und der Patient insgesamt weniger blute. „Das ist also insgesamt schonender für den Patienten, der ja ohnehin diesen großen Eingriff über sich ergehen lassen muss.“
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Viele Patienten hätten durch die Erkrankung schon mehr als zehn Kilo abgenommen, wenn sie ins Krankenhaus kämen. „Das heißt, in der Regel müssen wir vor der Operation zusehen, dass die Patienten erst einmal wieder zu Kräften kommen“, sagt die leidenschaftliche Chirurgin, die sich eigentlich zu Beginn ihres Medizinstudiums an der Universität Lübeck später eher in der Forschung sah. „Aber dann hat mir die Arbeit am Patienten wahnsinnig viel Freude gemacht – und sie tut es bis heute“, so die Norddeutsche, die in Scharbeutz aufgewachsen ist und in Timmendorf Abitur gemacht hat.