Hamburg. Der Vorstoß, das Osterfeuer am Elbstrand abzuschaffen, stößt auf erbitterten Widerstand. Doch nun scheint eine Einigung möglich.
Ein mit Spannung erwartetes Gespräch zwischen Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) und den Blankeneser Feuerbauern über die Zukunft der Osterfeuer am Elbstrand ist offenbar konstruktiv verlaufen. Inoffiziell war von einer „deutlichen Annäherung der Interessen“ die Rede, ansonsten äußerte sich vonseiten des Bezirksamtes niemand zum Inhalt. Von Berg hatte zwei der Feuerbauer als Abordnung zu einer knapp einstündigen Unterredung empfangen. Wie berichtet, will die Bezirksamtsleiterin eine Verkleinerung der Veranstaltung am Elbstrand erreichen. Sie dringt auf eine Reduzierung der Besucherzahlen, auch sollen die Feuer niedriger als zuletzt aufgebaut werden.
Die Feuerbauer errichten traditionell die vier abzubrennenden Stapel am Strand. Sie sind keine homogene Gruppe, was sich auch in der Haltung zu von Bergs Vorstoß widerspiegelt. Während einige Feuerbauer die Veranstaltung in der traditionellen Form fortsetzen wollen, unterstützen andere den Ruf nach der Verkleinerung.
Osterfeuer Hamburg: Ist eine Einigung im Streit möglich?
Nach Abendblatt-Informationen soll von Berg bei den Formalien – Anmelde- und Genehmigungsverfahren – Kompromissbereitschaft signalisiert haben. Dieser Punkt ist besonders kompliziert. Der Hintergrund: Nach einer Änderung des Gesetzes zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung (SOG) sind in Hamburg Veranstaltungen, zu denen mehr als 10.000 Teilnehmer erwartet werden, genehmigungspflichtig. Voraussetzung dafür ist unter anderem, dass es einen Veranstalter und ein abgestimmtes Sicherheitskonzept gibt. Ob die Osterfeuer aber – formell – überhaupt eine genehmigungspflichtige Veranstaltung sind, ist unter Juristen umstritten.
In der Vergangenheit hatte das Bezirksamt das Fest toleriert, einen offiziellen Veranstalter gab es nicht. Als Alternative hatten der frühere stellvertretende Bezirksamtsleiter Kersten Albers und die Feuerbauer den „Altonaer Kompromiss“ ausgehandelt, der unter anderem genaue Vorgaben beim Aufbau der Feuer regelt.
Osterfeuer: Auch Hamburg Port Authority eingebunden
Dass von Berg diesem Kompromiss zuletzt unter anderem als „zu dünn“ bezeichnet hatte, war auf Kritik gestoßen, zumal sich die Feuerbauer streng daran gehalten hatten. Dem Vernehmen nach haben sich von Berg und ihre Gesprächspartner bei den Formalien jetzt angenähert. Das bedeutet mutmaßlich, dass es für die Fortsetzung der Veranstaltung in den kommenden Jahren zumindest keine formellen Einwände mehr geben könnte. Die Altonaer FDP-Fraktionschefin Katarina Blume sieht die Feuer „scheinbar gerettet“, und glaubt: „Die grüne Bezirksamtsleitung scheitert an schwer erziehbaren Bürgern.“
Unklar ist dagegen allerdings dem Vernehmen nach weiterhin, wie eine Verkleinerung der Besucherzahlen vor Ort erreicht werden könnte.
Eingebunden in die Beratungen hinter den Kulissen, wie es mit den Osterfeuern weitergehen kann, ist auch die Hamburg Port Authority (HPA). Sie ist zuständig für die Flächen – und damit auch betroffen, wenn es darum geht, diese nach den Feuern wiederherzustellen. Nach Angaben der HPA fielen dafür in den vergangenen Jahren jeweils Kosten in Höhe von rund 60.000 Euro an. Rund 200 Kubikmeter verschmutzter Boden habe ausgetauscht und entsorgt sowie etwa 200 Quadratmeter Rasenfläche neu ausgesät werden müssen. Bislang seien diese Kosten mit Haushaltszuschüssen für „hafenfremde Aufgaben“ der HPA beglichen worden.
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„Unter dem Klima-Aspekt ist jedes Feuer kritisch zu sehen“
In Zukunft soll das aber nicht mehr möglich sein: „Alle Tätigkeiten, die nicht dem Hafenbetrieb zuzuordnen sind, sollen demnach vom jeweiligen Verursacher / Bedarfsträger übernommen werden“, heißt es von der HPA. Mit anderen Worten: Diese Aufräumarbeiten wird künftig jemand anderes übernehmen müssen. Auch dafür gilt es jetzt, eine Lösung zu finden, zumal diese Kosten auch nicht vom Bezirk Altona übernommen werden können.
In diese Richtung zielt der Antrag von Altonas CDU und Grünen, der am Donnerstagabend im bezirklichen Hauptausschuss zur Abstimmung stand. Wie berichtet, setzen sich die Fraktionen dafür ein, die Stadt bei den im Zusammenhang mit den Osterfeuern entstehenden Kosten stärker als bisher in die Pflicht zu nehmen. „Unser Hauptadressat ist ganz klar die Finanzbehörde“ so Grünen-Fraktionschefin Gesche Boehlich, „von dort muss jetzt etwas kommen.“ Und CDU-Fraktionschef Sven Hielscher sagt: „Bei den Fußballspielen von HSV und St. Pauli werden die Kosten für Sicherheit und Reinigung auch automatisch eingepreist. Mir ist schleierhaft, warum das bei den Osterfeuern nicht auch möglich sein soll.“
Und wie sieht es mit der oft angesprochenen Umweltbelastung durch die Osterfeuer aus? „Unter dem Klima-Aspekt ist jedes Feuer kritisch zu sehen“, sagt BUND-Sprecher Paul Schmid. Es wäre demnach besser, das Holz zu kompostieren. Grundsätzlich seien wenige öffentliche Feuer aber besser als viele kleine, weil mehr darauf geachtet werde, dass keine Tiere in den Holzstapeln nisten. Wenn der BUND wählen könnte, dann würde man lieber die Silvesterfeuerwerke verbieten, so Schmid: „Diese sind deutlich schlimmer und giftiger als die Osterfeuer.“