Hamburg. Angebote mit Verweis auf seriöse Plattformen wie Airbnb können eine Falle sein. So lassen sich dubiose Wohnungsanzeigen erkennen.
Die Fälle werden immer bizarrer: In Hamburg macht sich bei der Suche nach Wohnungen und Häusern vor allem in den beliebtesten Stadtteilen eine neue Betrugsmasche breit. Sie gaukelt den potenziellen Mietern Immobilien vor, die es zum Teil nicht gibt, und verweist zum Beispiel auf seriöse Internet-Plattformen wie Airbnb oder Immoscout und Immowelt, über die die Verträge angeblich abgewickelt würden. Der Mieterverein warnt vor solchen Betrügereien. Die Polizei Hamburg spricht von „Urkundenfälschung“ im Zusammenhang mit den augenscheinlich manipulierten Personalausweisen von Anbietern, die sie zur Erhöhung ihrer Glaubwürdigkeit als Bild per E-Mail an Interessenten schicken.
In einem exemplarischen Fall, der dem Abendblatt vorliegt, geht es um eine Zweizimmerwohnung an einer Adresse, an der offenkundig gar keine Wohnungen zur Vermietung stehen. Das Inserat wurde bei Ebay-Kleinanzeigen eingestellt, einem der inzwischen größten Internet-Marktplätze für private und auch gewerbliche Wohnungsangebote. Noch bevor eine Besichtigung stattfindet, soll die Kaution plus die erste Monatsmiete auf ein „Treuhandkonto“ überwiesen werden. Bei der Besichtigung mit einem „Agenten“ könne sofort der Mietvertrag unterschrieben und der Schlüssel ausgehändigt werden. Gefalle das Objekt dem Interessenten nicht, werde am selben Tag das Geld zurücküberwiesen.
Wohnungssuche in Hamburg: Was man beachten sollte
Dieses Vorgehen sei „die einzige Option“. Der Anbieter arbeite mit der internationalen Wohnungsplattform Airbnb zusammen. „Ich habe einen Vertrag mit dem Unternehmen und sie bieten die besten verfügbaren Sicherheitsmethoden. Ich warte auf Ihre Antwort, da ich auch andere Mieter habe, die an der Wohnung interessiert sind.“
Das sei vermutlich ein Betrug, teilte Airbnb dem Abendblatt mit. Interessenten für Wohnungen auf Zeit oder Ferienwohnungen würden explizit gebeten, die Kommunikation und den Geldtransfer ausschließlich über die Plattform abzuwickeln, sagte eine Sprecherin. Airbnb habe eine Sicherheitsregel eingebaut, nach der ein Anbieter das Geld eines Wohnungsinteressenten erst 24 Stunden nach dessen Eintreffen in der Wohnung bekomme. Um mögliche Ungereimtheiten vor einer Zahlung aufzuklären, bleibe also noch Zeit. „Das hat nichts mit Airbnb zu tun. Wir bitten darum, uns verdächtige Websites zu melden, damit wird das prüfen lassen können und informieren unsere Nutzer zugleich umfangreich, warum sie nur über die Airbnb-Plattform kommunizieren und Zahlungen abwickeln sollten.“
Airbnb und Mieterverein geben Tipps gegen Betrüger
Die Polizei bestätigte, dass es sich bei den Portalen um die einschlägigen Seiten für Wohnungssuchende handele: „In den überwiegenden Fällen nutzen die unbekannten Täter die üblichen Internetplattformen wie zum Beispiel Immoscout, Immowelt, Kleinanzeigen-Portale, Airbnb, Fewo-Direkt oder auch Facebook, um ihre angeblichen Wohnungsangebote zu lancieren. Schon bei diesem Aufgeben von Anzeigen werden falsche bzw. missbräuchlich erlangte Daten (anderer real existierender Personen) genutzt. Die geschalteten Anzeigen sind im ersten Moment nicht von seriösen Angeboten zu unterscheiden, da häufig Bilder von ,echten‘ Angeboten genutzt werden.“ Wie ein Sprecher sagte, würde oft auch nur per Whatsapp kommuniziert oder ein Link auf eine Fake-Seite im Internet geschickt.
Der Mieterverein zu Hamburg hat von einigen neuen Betrugsmaschen gehört, sagte dessen Geschäftsführer Rolf Bosse. „Man kann nicht auf den ersten Blick sagen: Das ist seriös oder betrügerisch.“ Manche Angebote seien allerdings „zu gut, um wahr zu sein“. Das sollte schon den Argwohn von Interessenten wecken, so Bosse. Der Mieterverein bietet auf seiner Internetseite Tipps für Wohnungssuchende.
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Bei dem betreffenden Angebot kommen mehrere auffällige Aspekte hinzu: Der Anbieter behauptet, dem Interessenten zu erklären, wie Airbnb funktioniert und dass diese Form der Abwicklung auf die „Corona-Situation“ zurückzuführen sei. An einigen Stellen des Schreibens holpert der Text etwas, als sei er mit Google Translate ins Deutsche übersetzt. Auf der anderen Seite war der Wohnungsinteressent jemand, der selbst nicht perfekt Deutsch spricht. Möglicherweise haben Zugewanderte bei solchen betrügerischen Angeboten keine so großen Zweifel. Möglicherweise kontaktieren Betrüger auch zielsicher die Menschen, von denen sie annehmen, sie seien widerstandsunwillige Opfer.
Hamburg: Personalausweis für Wohnungsangebot gefälscht?
Hinzukommt, dass der behauptete Bezug zu Airbnb sowie das per Mail mitgeschickte Foto des Personalausweises eine Authentizität vorgaukeln, die die Falle nur noch besser verschleiert. Der „Perso“ wirkt bei genauer Betrachtung bis ins Detail der Schriften und Abstände perfekt – und ist offenbar doch eine Fälschung. Man könnte argwöhnen, dass das Alter der Person nicht mit dem Foto übereinstimmt, jedoch kann das trügen. Erst beim zweiten oder dritten Blick fällt auf, dass Geburtsdatum und Ablaufdatum mit dem Jahr beginnen und nicht mit Tag und Monat wie in Deutschland üblich und bei allen Personalausweisen die Regel. Ein Polizeisprecher sagte dem Abendblatt, das sei offenkundig manipuliert: „Das riecht nach einer Urkundenfälschung.“
Dieser Tatbestand ist erfüllt, wenn im „Rechtsverkehr“ – und darum geht es bei der Vermittlung und Vermietung – ein Ausweis gefälscht oder ein falscher hergestellt wird. Bis zu fünf Jahre Haft sind möglich, bei bandenmäßigem Vorgehen auch bis zu zehn Jahre. Auf diese Art ist der vermeintlich kleinkriminelle und alltägliche Betrug mit Wohnungsanzeigen alles andere als ein Kavaliersdelikt.
Polizei Hamburg: Das können Wohnungssuchende tun
Die Polizei warnt abseits des Wohnungs-Betruges auch vor einem Datendiebstahl, der weitere Folgen nach sich ziehen könne. „Nicht selten wird der Wohnungssuchende auch aufgefordert, Ausweisdaten, Gehaltsmitteilungen oder auch Kontodaten im Vorwege zu übermitteln. Im Anschluss daran bricht dann vielfach der Kontakt ab. Zu Vermögensgefährdungen kommt es dabei eher nicht, allerdings ist davon auszugehen, dass die unbekannten Täter die widerrechtlich erlangten Daten missbräuchlich benutzen.“ Auf einer Internetseite hat die Polizei Tipps zusammengefasst.
Das sollten Wohnungssuchende beherzigen:
- Sicherstellen, dass ein persönliches Treffen möglich ist
- Nachschauen, ob das Konto, auf das überwiesen werden soll, im Ausland liegt
- Welche E-Mail-Adresse hat der Anbieter?
- Grundsätzlich kein Geld vorab überweisen an Unbekannte für Miete oder Kaution
- Keine amtlichen Dokumente oder sensible Daten an Unbekannte senden
- Selbst im Internet recherchieren, ob Anbieter, Bilder oder Rufnummern woanders auftauchen
- Vor Ort die Immobilie ansehen und wenn möglich nachfragen