Ushuaia. Expeditionsschiffe aus der Hansestadt liegen bei Ushuaia seit Tagen vor Anker. Welchen Einfluss Corona auf die Kreuzfahrten hat.
Im Hafen von Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt am Fuß der Anden, herrscht eigentlich ein Kommen und Gehen. Expeditions-Kreuzfahrtschiffe legen regelmäßig während des Sommers auf der Südhalbkugel ab, um über den Beagle-Kanal und die gefürchtete Drake-Passage bis zur Antarktischen Halbinsel zu fahren. Doppelt geimpft, geboostert und mehrfach getestet heißt es seit Wochen für Crew und Passagiere.
Doch mit Jahresbeginn liegen vor der argentinischen Hafenstadt fünf bis sechs der Luxusschiffe auf Reede. Mit der Mutante kommt wieder die Flaute. Betroffen sind unter anderem polartaugliche Passagierschiffe der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd Cruises und des französischen Unternehmens Compagnie du Ponant, das in Hamburg am Alten Wall eine Betriebsstätte hat.
Schifffahrt: Passagiere und Crew in Quarantäne
Die Omikronwelle schickt Passagiere und Crewmitglieder in Quarantäne oder löst kurzfristig Absagen von Reisen ins ewige Eis aus. Bei Fahrten, die pro Person bis zu 25.000 Euro kosten können, reagieren die anspruchsvollen Kunden nicht immer mit Verständnis. Zumal dann, wenn sie in ein drittklassiges Quarantäne-Hotel in Ushuaia untergebracht werden müssen.
Weil die Quarantänehotel-Kapazitäten im südlichen Feuerland angesichts der steigenden Omikronzahlen ausgeschöpft sind, stellt Ponant zwei seiner feinen Expeditionsschiffe zur Verfügung, die sonst unterwegs zu Pinguinen und gigantischen Eisbergen wären. „Aktuell sind die Quarantäne-Hotel-Betten in Ushuaia knapp“, sagt Josephine Hube, Ponant-Sprecherin in Hamburg. „Aus diesem Grund blieb uns keine Alternative, als die Quarantäne an Bord anzubieten.“
Auch Hapag-Lloyd Cruises betroffen
Aktuell sei dies der Fall auf der „L’ Austral“ und der „Le Boréal“. Gleichzeitig sei die Reederei in der „komfortablen“ Situation, mit derzeit vier Schiffe in der Region unterwegs zu sein. Dazu zählt die „Le Commandant Charcot“, der erste moderne Eisbrecher unter den Passagierschiffen. Er soll Mitte Februar Kurs auf das Rossmeer nehmen und bis auf wenige hundert Kilometer zum Südpol gelangen.
Betroffen vom zeitweisen Stopp der Expeditionsfahrten ist ebenfalls die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd Cruises. Derzeit liegen die neuen Expeditionsschiffe „Hanseatic nature“ und „Hanseatic inspiration“ vor Ushuaia, und das schon seit Tagen. Eine Wiederaufnahme des Fahrtbetriebs ist allerdings für diesen Sonnabend und den 19. Februar geplant. „Bedauerlicherweise mussten wir in der aktuellen Saison zwei aktuelle Antarktis-Reisen pandemiebedingt absagen“, sagt Kirstin Mausehund, Sprecherin von Hapag-Lloyd Cruises. Ein weiteres Schiff, die „Hanseatic spirit“, sollte nach einem Coronaausbruch und einer Zwangspause in Hamburg am Freitagabend wieder Richtung Norwegen und Lappland ablegen.
Reisen verkürzt oder gestrichen
Die Omikronwelle hat das Antarktis-Geschäft auch von Hurtigruten getroffen. Eine Reise sei verkürzt, die nächste vorsichtshalber gestrichen worden, sagte Arne Karstens, Hurtigruten-Sprecher in Hamburg. Startpunkt der Expeditions-Seereisen in die Antarktis ist in dieser Saison das chilenische Punta Arenas. Die Quarantänevorschriften sind dort nicht so streng wie in Argentinien.
Bislang reibungslos verlaufen unterdessen die Nordlandfahrten mit dem Expetitionsschiff „MS Otto Sverdrup“, die in Hamburg beginnen und dort wieder enden. Die Norwegen-Expeditionen seien sehr beliebt und bis April nahezu ausgebucht – nur einige wenige Restplätze gibt es noch, so Karstens.
Viele Kreuzfahrten abgesagt
Seit Januar, berichtet das Onlineportal cruisetrick.de, hat die Omikronwelle weltweit zu zahlreichen Absagen von Kreuzfahrten geführt. Während zurzeit gut 200 Schiffe unterwegs sind, mussten und müssen etliche Schiffe eine Zwangspause einlegen (u.a. „Amadea“, „Aida bella“, „Aida luna“, mehrere Schiffe von MSC Kreuzfahrten und Costa).
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Seit dem Neustart im Sommer 2020 konnte die Hamburger Reederei TUI Cruises rund 270 Reisen mit mehr als 300.000 Gästen durchführen. „Zuletzt mussten wir jedoch Ende vergangenen und Anfang dieses Jahres einige wenige Reisen verkürzen bzw. absagen“, sagte Reedereisprecherin Friederike Grönemeyer. Hintergrund waren Fälle von Covid-19 an Bord, die im Laufe der jeweiligen Reise festgestellt wurden.
Schifffahrt: Branche hofft auf Ende der Omikronwelle
Nun hofft die gesamte Branche auf das Ende der Omikronwelle und das nahende Frühjahr auf der Nordhalbkugel. So wird die „Mein Schiff 6“ am 19. April in Hamburg einlaufen und zu einer Kurzreise nach Zeebrügge und Amsterdam aufbrechen. Vielleicht verschwindet bis dahin ja Omikron als blinder Passagier.