Hamburg. Werden die Patienten wegen oder mit einer Corona-Erkrankung aufgenommen? FDP-Mann Schinnenburg macht dem Senat Vorwürfe.
Die Omikron-Welle hat bei den Krankenhaus-Aufnahmen in Hamburg für neue Verwirrung gesorgt. In vielen Fällen ist nicht klar, ob Patienten wegen oder mit einer Corona-Infektion stationär aufgenommen werden. Das liegt an zwei Gründen: Zum einen ist die Impfquote so hoch, dass Patienten es zum Teil nicht merken oder wissen, dass sie infiziert sind. Eine andere, ernstere Erkrankung könnte die Infektion überlagern. Zum zweiten werden sie oft erst im Krankenhaus getestet und dann als Corona-Patienten isoliert.
Wie aus einer Antwort der Sozialbehörde auf eine Anfrage der FDP-Fraktion in der Bezirksversammlung Nord hervorgeht, kann der Senat den eigentlichen oder genauen Hospitalisierungsgrund bei Corona-Patienten in den Hamburger Kliniken nicht nennen. Das beeinträchtigt die Statistik. Der FDP-Abgeordnete Wieland Schinnenburg sagte dem Abendblatt: „Die Behörde kann weiter nicht sagen, wie viele Patienten als ,Covid-Patienten‘ gezählt werden, obwohl sie eigentlich wegen einer anderen Erkrankung im Krankenhaus sind. Betreffend Corona herrscht beim Hamburger Senat nach wie vor Chaos. Bürgermeister Peter Tschentscher sollte für mehr Intensivbetten und vor allem Transparenz sorgen, statt die Bürger mit harten Einschränkungen zu quälen.“
Krankenhäuser in Hamburg: Wie groß ist die Corona-Belastung?
Die Frage der Intensivbetten ist deshalb so wichtig, weil vorrangig darüber die Belastung des Gesundheitssystems gemessen wurde. Stieg die Zahl der Intensivpatienten, hatte das auch Auswirkungen auf Normalstationen sowie planbare Operationen. Personal wurde „umgeschichtet“. Aus der Behördenantwort geht hervor, dass die Zahl der uneingeschränkt für die Not- und Unfallversorgung („High Care“) zur Verfügung stehenden Intensivbetten von Juli bis Dezember 2021 um 20 auf 441 gesunken ist. Seit Herbst 2020 seien es sogar 53 weniger, so Schinnenburg.
- Verwirrung um Genesenenstatus: Was jetzt in Hamburg gilt
- Infektiologe: „Lage ist besser, als es die Zahlen abbilden“
- Hat Hamburg die Omikron-Welle etwa schon gebrochen?
Bei der Bettenzahl in der Inneren Medizin, die vorrangig Covid-Patienten betreut, ist von Dezember 2020 bis Dezember 2021 ein Rückgang um fast 1000 auf 2513 zu beobachten. Die Behörde spricht von „bedarfsgerechter Anpassung“ bezogen auf das Jahr 2019.
Schinnenburg stellt diese Antwort nicht zufrieden. Er hatte dem Senat bereits vorgeworfen, bei der Kontaktnachverfolgung in den Gesundheitsämtern entgegen dem Bedarf Personal eingespart zu haben. Für fehlerhafte Statistiken und zweifelhafte Zählweisen im Zusammenhang mit Inzidenzen von Geimpften und Ungeimpften hatte sich Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bereits entschuldigt.