Hamburg. Die Aufklärung über Stipendien soll schon in der Schule erfolgen, damit ein Studium nicht am Geldbeutel der Eltern scheitert.
SPD und Grüne in der Bürgerschaft wollen Schülerinnen und Schüler besser und früher über Stipendien informieren, damit ein Studium nicht am Geld scheitert. In einem gemeinsamen Bürgerschaftsantrag fordern die beiden Fraktionen den Senat auf, „ein Konzept zu entwickeln, um die Information über Stipendienmöglichkeiten und staatliche Finanzierungsmöglichkeiten wie BAföG für Ausbildung und Studium noch zielgerichteter in die Maßnahmen zur Berufs- und Studienorientierung einzubinden“.
Dabei sollen insbesondere Schulen mit niedrigem Sozialindex ermutigt werden, die Information und Aufklärung für ihre Schülerinnen und Schüler zu intensivieren. „Durch ein Stipendium können Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt werden, eine Ausbildung oder ein Studium zu absolvieren, spannende Praktikumsplätze zu erlangen, akademische und wirtschaftliche Netzwerke zu knüpfen und Auslandsaufenthalte zu finanzieren“, heißt es in der Begründung des rot-grünen Antrags, der in der Sitzung der Bürgerschaft am morgigen Mittwoch beraten wird.
Schüler in Hamburg wissen zu wenig über Studienfinanzierung
Rot-Grün zitiert Untersuchungen, nach denen der Anteil der Stipendiaten bei „Erstakademikern“, die ohne familiäres Vorbild studieren, in den vergangenen Jahren bei rund 30 Prozent lag. „Leider wissen viele Schülerinnen und Schüler nicht, dass es neben der BAföG-Unterstützung auch Stiftungen und Stipendienwerke gibt, die eine Studienfinanzierung anbieten“, sagt die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Clarissa Herbst. Durch das neue Informationskonzept solle verhindert werden, dass junge Menschen aufgrund ihrer sozialen oder kulturellen Herkunft auf eine Bewerbung für ein Stipendium verzichten.
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„Wir sind in Deutschland noch weit von einem gerechten Bildungssystem entfernt, der Zugang zu Ausbildungen und Studiengängen hängt weiterhin stark vom Geldbeutel der Eltern ab“, sagt Ivy May Müller, Sprecherin für Schulpolitik der Grünen-Fraktion. Das „Dickicht der Möglichkeiten“ sei viel zu undurchsichtig. Der Antrag solle dafür sorgen, dass junge Menschen schon während ihrer Schulzeit erführen, wie sie während einer Ausbildung oder eines Studiums finanziell unterstützt werden könnten. „Auch wenn die reine Information nicht alle Hürden abbauen kann, so ist sie dennoch wichtig“, sagt Müller.
Das Studierendenwerk bietet für staatliche Finanzierungsmöglichkeiten wie auch für Stipendien Einzelberatungen und Informationsveranstaltungen an. Einer Auswertung des Studierendenwerks zufolge waren 27 Prozent der Ratsuchenden 2019 Schüler und/oder Studieninteressierte, 2020 waren es nur noch 24 Prozent.