Hamburg. Linken-Fraktionschefin Boeddinghaus kritisiert, dass immer noch zu viele junge Menschen in Einrichtungen außerhalb Hamburgs leben.

Wenn Eltern mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert sind oder dies aus anderen Gründen nicht leisten können, greift der Staat ein. Im Rahmen der Hilfen zur Erziehung waren 4201 Hamburger Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 21 Jahre zum Stichtag 30. Juni 2021 außerhalb der elterlichen Wohnung untergebracht. Drei Jahre zuvor waren es 5135 junge Menschen – ein Rückgang um 18,1 Prozent.

Diese und die weiteren Zahlen ergeben sich aus der Antwort des Senats auf eine Große Anfrage der Linken-Bürgerschaftsfraktion. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die innerhalb Hamburgs zum Beispiel bei einer Pflegefamilie untergebracht waren, sank im gleichen Zeitraum sogar um 20,8 Prozent – von 3390 auf 2685 Personen. Dagegen fiel der Rückgang bei der Unterbringung außerhalb Hamburgs deutlich geringer aus: Waren es am 30. Juni 2018 noch 1745 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, so sank deren Zahl drei Jahre später auf 1516 – ein Minus von 13,2 Prozent.

Unterbringung von Kindern und Jugendlichen außerhalb Hamburgs

Nach Möglichkeit soll die Unterbringung der jungen Menschen „grundsätzlich in der Nähe des bisherigen Wohnortes“ erfolgen, schreibt der Senat. „Somit wird die Zielsetzung der Reduzierung auswärtiger Unterbringung fortgesetzt“, heißt es weiter. Doch der Linken-Bürgerschafts-Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus reichen die Bemühungen der Landesregierung nicht aus. „Der Senat hat sein Ziel, Kinder und Jugendliche prioritär hier in Hamburg unterzubringen, klar verfehlt und dabei politisch versagt“, sagt Boeddinghaus.

Es sei ein „Armutszeugnis“, dass sich der Senat darauf bezieht, im Juni 2021 eine Arbeitsgruppe zum Thema „Reduzierung auswärtiger Unterbringung – wohnortnahe Unterbringung“ eingerichtet zu haben. „Ich erwarte dringend, dass der Senat endlich konkrete und wirksame Maßnahmen ergreift, um die Rechte der jungen Menschen gerade auch in schwierigen Lebenslagen zu gewähren und zu achten“, sagt die Linken-Politikerin.

Leonhard: Es soll Ausnahme bleiben, Kinder auswärtig unterzubringen

Die Ursachen für den unterschiedlich stark ausgeprägten Rückgang bei der außerfamiliären Unterbringung sind für die zuständige Sozialbehörde nicht klar ersichtlich. „Im Feld der Jugendhilfe ist es mitunter schwierig, eindeutige kausale Zusammenhänge bei steigenden oder fallenden Fallzahlen zu benennen“, heißt es aus der Behörde lediglich. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) verweist darauf, dass es die Ausnahme bleiben soll, Kinder und Jugendliche auswärtig unterzubringen. „Bevor diese Situation eintritt, können wir vieles tun, um die Situation in der Familie zu verbessern“, sagt Leonhard.

„Die Jugendämter und Jugendhilfeträger überlegen gemeinsam mit der Sozialbehörde regelmäßig, wie solche Hilfen aussehen müssen, und stimmen entsprechende neue mit den vorhandenen Angeboten ab“, sagt die Senatorin. „Das Angebot daran zu orientieren, was auch gebraucht wird, erfordert eine noch bessere Abstimmung zwischen den beteiligten Bereichen.“

„Senat verweigert die Auskunft mit dem Hinweis auf Sozialdatenschutz“

Laut der Senatsantwort auf die Große Anfrage der Linken gibt es in allen Bundesländern auswärtig untergebrachte Hamburger Jungen und Mädchen. „Außerhalb Hamburgs leben vor allem männliche Babys und Kinder unter 14 Jahren. Unter welchen Umständen und in welchen Einrichtungen ist völlig unklar“, kritisiert Boeddinghaus. „Der Senat verweigert die Auskunft mit dem Hinweis auf Sozialdatenschutz.“