Hamburg. Ingo C. Peters, zu Gast in der Folge „Vier Flaschen“, hat als Direktor des Vier Jahreszeiten rund 100.000 Weine im Keller gelagert.
Die älteste Flasche Wein stammt aus dem Jahr 1897, und sie ist nicht mehr trinkbar. Trotzdem hat sie jenseits der sogenannten Raritätenkammern (unter anderem für Dom Perignon), in denen die teuersten Weine liegen, einen besonderen Einzelplatz im neuen Weinkeller des Vier Jahreszeiten an der Binnenalster.
1897 ist das Gründungsjahr des Grand Hotels, das also nun 125 Jahre alt wird – und überhaupt werden Zahlen in dieser Folge unserer Reihe „Vier Flaschen“ eine wichtige Rolle spielen. Denn Weinkenner Michael Kutej, Riesling-Liebhaber Lars Haider und der inzwischen konvertierte Apelsaftschorlentrinker Axel Leonhard testen diesmal vier Weine zusammen mit Ingo C. Peters, der seit 1997 und damit seit 25 Jahren Direktor des Vier Jahreszeiten ist. Und der seit Kurzem einen Weinkeller hat, auf den man in ganz Europa neidisch ist.
„Vier Flaschen“ mit Wein aus dem Vier Jahrszeiten
Unter den Colonnaden lagern rund 100.000 Flaschen, 50 Prozent Rotweine, 30 Prozent Weißweine, der Rest Schaumweine (vor allem Champagner) im Einkaufswert (!) von rund 2,5 Millionen Euro. Pro Monat werden im Vier Jahreszeiten rund 10.000 Flaschen verkauft, und es ist „noch gar nicht lange her, dass ein Gast eine Flasche Romanée-Conti für 14.000 Euro geordert hat“, sagt Peters. Das sei natürlich die Ausnahme, im Schnitt würde für eine Flasche Wein im Vier Jahreszeiten zwischen 65 und 80 Euro ausgegeben (das ist übrigens mehr, als die vier Flaschen, die heute im Test sind, zusammen kosten, aber das nur am Rande).
Los geht es mit dem Hauswein des Vier Jahreszeiten, einem Weissburgunder aus dem Jahr 2020 vom Weingut Jochen Dreissigacker, der exklusiv für das Hotel produziert wird und von dem aktuell 800 Flaschen im Weinkeller liegen. „Wer bei uns ein Glas Weißwein bestellt, bekommt automatisch diesen Dreissigacker“, sagt Ingo C. Peters.
Im Weinkeller wird der Weissburgunder wie alle Weißweine bei sieben Grad gelagert, die Temperatur für die Rotweine ist 16 Grad. Der Hauswein riecht nach Pfirsich und Zitrone, hat eine leichte Cremig- und Salzigkeit, „man merkt, dass dieser Weissburgunder von einem Riesling-Winzer gemacht worden ist“, sagt Michael Kutej.
Im Vier Jahreszeiten kostet die Flasche 38 Euro, im Handel oder zum Mitnehmen aus dem Hotel exakt die Hälfte. „Ich habe schon viele Flaschen an Menschen verkauft, die eine Tour durch unseren Weinkeller machten“, sagt Peters. Allein vor dem Umbau des Weinkellers hatte der Hoteldirektor Flaschen aus dem Bestand für 75.000 Euro verkauft, „nach wenigen Tagen war alles weg“.
Wein wie ein Mojito
Unter den 1500 Positionen aus dem Weinkeller gibt es natürlich auch viele Rieslinge, für den Test hat Kutej einen Deidesheim Riesling Reserve von Dr. Bassermann-Jordan aus dem Jahr 2020 ausgesucht. Das Weingut aus der Pfalz gehöre zu den drei großen Bs – „Bassermann, Bürklin und von Buhl“ – und ist für seine großen Lagen bekannt.
Kutej riecht Minze und Basilikum, „fast wie ein Mojito“, Peters schmeckt Pfirsich, Leonhard Grapefruit: „Da ist richtig was los im Mund.“ Dafür kostet die Flasche im Handel auch deutlich mehr als der Weissburgunder, nämlich knapp 30 Euro. „Da sind mit Sicherheit auch ein paar alte Rebstöcke drin“, sagt Kutej. „Der Wein ist eigentlich viel zu jung, um ihn jetzt zu trinken, der wird in zehn Jahren noch viel, viel besser sein.“
Die Rotweine: Ein Hauch von Lakritz
Zu den Rotweinen: Der Laya Homenaje al Cosechero 2020 kommt aus Spanien, besteht zu 85 Prozent aus Garnacha Tintorera und zu 15 Prozent aus Monastrell. „Das ist ein wunderbarer Kaminwein“, sagt Kutej, zumal die Flasche nur 12,90 Euro kostet.
Das wäre nichts für die sechs Weinkenner gewesen, die wenige Tage vor den „Vier Flaschen“ im Weinkeller des Vier Jahreszeiten zu Gast waren und dort Flaschen im Gegenwert von 17.000 Euro tranken. Dafür könnte man locker einen Monat im Hotel leben – was Ingo C. Peters, der Ende Dezember 60 Jahre alt geworden ist, mit seiner Familie schon seit Langem tut.
Zur vierten Flasche, dem Chateau Grand Moulin Terres Rouges 2016, einer Rotwein-Cuvée aus dem Languedoc-Roussillon, die aus den Rebsorten Syrah und Grenache besteht. Der Wein riecht und schmeckt nach Johannisbeere, Kirsche und Brombeere, und – das mag Axel Leonhard sehr gern – Lakritz. „Das ist ein eleganter Rotwein, der mir noch deutlich besser gefällt als der erste“, sagt Kutej. Beide Rotweine haben einen Alkoholgehalt von 14,5 Prozent.
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Die „Vier Flaschen“ können Sie sich auch unter www.abendblatt.de/podcast anhören oder auf dem YouTube-Kanal des Abendblatts ansehen. Im Wechsel mit der bekannten, etwa 90 Minuten langen Folge gibt es alle zwei Wochen eine schnelle Variante: In maximal 9:59 Minuten testen Kutej, Haider und Leonhard eine Flasche Wein, die unter 10 Euro kosten muss, und die am Ende mit Punkten von eins bis zehn bewertet wird.