Hamburg. Fünf- bis Elfjährige sollen dort ihre Spritze gegen das Coronavirus bekommen. Seit Dienstag können Eltern Termine buchen.

  • Auch in Hamburg können nun Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren gegen das Coronavirus geimpft werden.
  • Neben den Kinderarzt-Praxen und ausgewählten Krankenhäusern hat die Stadt dafür auch ein Kinder-Impfzentrum eingerichtet, das zusätzliche Kapazitäten bieten soll.
  • Los geht es mit den Impfungen am heutigen Donnerstag, 16. Dezember, doch schon seit Dienstagnachmittag können online Termine gebucht werden.

Zugegeben: Ganz leicht zu finden ist das neue Kinder-Impfzentrum der Stadt Hamburg nicht. Aber wer es erstmal bis in die kleine Pasmannstraße in der Neustadt geschafft hat, kann es nicht mehr verfehlen. „Herzlich willkommen!“, steht auf einem großen Plakat auf der Rückseite des Hotels „The Madison“, von dem viele lustige Figuren grüßen, inklusive einer zwinkernden Spritze – quasi der Wink mit dem Zaunpfahl.

Im Inneren zeigt sich die derzeit nicht benötigte Betriebssporthalle des Verlages Gruner + Jahr schlicht, aber kindgerecht. Eine Anmeldung, ein kleiner Wartebereich mit Spielecke, 15 luftig gestaltete Impfkabinen, ein paar Stühle als „Ruhebereich“ – das war’s. Kein Vergleich zu dem ehemaligen Riesen-Impfzentrum in den Messehallen.

Kinder impfen Hamburg: Impfzentrum öffnet am Donnerstag

„Analog zur Körpergröße ist hier alles etwas kleiner“, sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) bei der Vorstellung der neuen Einrichtung, die am Donnerstag ihre Arbeit aufnimmt. Die Impfkabinen seien bewusst etwas offener gestaltet worden, um den Kinder eventuelle Ängste davor zu nehmen, was wohl hinter der Tür passiere. Bis zu 500 Kinder könnten hier pro Tag einen Piks bekommen. Bei fünf Öffnungstagen in der Woche (Dienstag, Mittwoch, Donnerstag sowie Sonnabend und Sonntag, jeweils von 10 bis 17 Uhr ) könnten so 2.500 Impfungen pro Woche vorgenommen werden.

Das klingt erstmal bescheiden (das „große“ Impfzentrum schaffte bis zu 10.000 Impfungen am Tag), doch die Gruppe der Fünf- bis Elfjährigen, für die jetzt der Impfstoff zugelassen ist, umfasse in Hamburg auch nur 110.000 Kinder, so Leonhard. Zudem empfehle die Ständige Impfkommission (Stiko) die Impfung vorerst nur für vorerkrankte Kinder und solche mit bestimmten Behinderungen. Allen anderen stehe sie auf Wunsch und nach kinderärztlicher Beratung aber auch offen.

Kinder gegen Corona impfen: Am besten beim Kinderarzt

Am besten solle die Impfung daher in der vertrauten Kinderarztpraxis erfolgen, betonte Leonhard. Da diese in derzeitigen Infekt-Phase aber ohnehin alle Hände voll zu tun hätten und zudem ungleichmäßig über die Stadt verteilt seien, wolle man mit dem Kinderimpfzentrum zusätzliche Kapazitäten schaffen. Darüber hinaus würden ebenfalls von Donnerstag an auch im UKE und in der Asklepios-Klinik Nord (Heidberg) Kinder geimpft.

Später würden weitere Krankenhäuser folgen, darunter das Altonaer Kinderkrankenhaus, die Helios Mariahilf Klinik Harburg und das Katholische Kinderkrankenhaus Wilhelmstift. Für Zwölf- bis 17-Jährige und Erwachsene gebe es ohnehin ein großes Angebot an Impfstellen.

Erster kindgerechter Impfstoff trifft am Mittwoch in Hamburg ein

Dass die ersten drei Angebote für Kinder am Donnerstag, 16. Dezember, starten, habe einen einfach Grund, erklärte die Sozialsenatorin: Die erste Lieferung mit dem kindgerechten Impfstoff – 30.000 Dosen der niedriger dosierten Variante des Vakzins von Biontech – sei für Mittwochabend angekündigt. „Wir machen wirklich das frühestmögliche Impfangebot, das man seriöserweise machen kann.“ Sie hoffe nun, dass wirklich 30.000 Dosen ankommen, denn das wisse man immer erst „wenn wir die Kiste aufmachen“. Jedenfalls müsse man keine Dosen für Zweitimpfungen zurückstellen, weil „früh im kommenden Jahr“ Nachschub angekündigt sei. Auch hier bleibe aber abzuwarten, wie „früh“ der dann wirklich komme. Bekanntlich sind die Länder auf die Lieferungen des Bundes angewiesen.

Für alle Kinder-Impfungen müssten vorab Termine gebucht werden, „weil wir einfach wissen, dass die Kinder nicht gut in der Schlange stehen und warten können“, betonte Leonhard. Termine in den Krankenhäusern können ab Mittwoch über die bekannten Portale (zu finden unter www.hamburg.de/corona-impfzentren-mit-termin/) gebucht werden. Das Kinder-Impfzentrum, das die Sozialbehörde in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) betreibt, hat dagegen ein eigenes Terminbuchungsportal bekommen. Darüber will die Behörde am Dienstag gesondert informieren. Nach Angaben von Dr. Christina Wulf, ärztliche Leiterin der mobilen Impfzentren in der Stadt, werden in der Pasmannstraße 16 niedergelassene Kinderärzte sowie 16 medizinische Fachangestellte tätig sein.

Kinderärztin: "Wir impfen zuerst die kranken Kinder"

Dr. Claudia Haupt, Kinderärztin aus Blankenese und Landesvorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Hamburg, befürwortet die Impfungen der jüngeren Kinder: „Ich kann gut mit der Stiko-Empfehlung leben, die die Impfung chronisch kranker Kinder klar priorisiert, die Impfung gesunder Kinder zwischen fünf und elf Jahren aber bei Impfwunsch der Familien als Möglichkeit klar mit aufgenommen hat“, sagte sie dem Abendblatt. Sie selbst habe in ihrer Praxis eine Priorisierung geplant. „Wir impfen bei uns in der Praxis zunächst die kranken Kinder, führen aber bereits die Warteliste für die gesunden Jungen und Mädchen.“

Die Kinderärztin findet auch die Entscheidung für ein eigenes Kinder-Impfzentrum in Hamburg richtig. „Die niedergelassenen Kinderärzte befürworten die Kinderimpfzentren und werden diese auch als Dienstärzte besetzen“, sagt sie. „Wir benötigen dieses zusätzliche Impfangebot, da wir in unseren Praxen insbesondere in der Infektzeit keine ausreichenden Kapazitäten für die benötigten Impftermine haben.“

Kinder impfen oder nicht? Landeselternaussschuss will sich nicht festlegen

Der Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung Hamburg (LEA) äußerte sich etwas zwiespältig: „Wir freuen uns, dass allen Familien, die sich eine Möglichkeit zur Impfung der Fünf- bis Elfjährigen wünschen, dafür neben dezentralen Anlaufstellen wie bei den Kinderärzten nun auch ein zentraler Ort von der Stadt zur Verfügung gestellt wird“, sagte Christian Schulze vom erweiterten Vorstand des LEA.

Allerdings vertrete der LEA als die gesetzliche Vertretung der Eltern und Kinder in den Kita- und GBS-Einrichtungen grundsätzlich eine heterogene Gruppe. „Bei einem in den Familien so stark diskutierten Thema wie dem Impfen gegen Covid-19 bei Kindern, können wir uns als LEA nicht eindeutig positionieren“, sagte Vorstandsmitglied Sven Gräpel.

Eine vom LEA gerade durchgeführte Abfrage unter den Eltern mache deutlich, dass sich neben Befürwortern der Impfung für Kinder gegen Covid-19 bei Fünf- bis Elfjährigen auch noch viele Eltern unsicher sind oder diese ablehnen. „Die Gründe für diese Positionen sind vielschichtig“, sagte Vorstandsmitglied Viola Riedel. „Neben der Sorge vor einer schweren Erkrankung mit Covid-19 auf der einen oder einer Folge der Impfung auf der anderen Seite, steht bei manchen Familien auch ein sozialer Aspekt, wie der Wegfall von Quarantäne im Vordergrund.“

Coronavirus: Hamburgs Impfstellen