Hamburg. Wurden die Corona-Impfungen fachgerecht durchgeführt? Verunsicherte Patienten. CDU fordert Aufklärung vom Senat.

Die nicht einmal zwei Wochen währende Öffnungszeit des Test- und Impfzentrums im Hamburger Hauptbahnhof hat mittlerweile für einen Skandal gesorgt, der Kreise zieht. Nach der behördlichen Schließung der Einrichtung in der vergangenen Woche, die durch Recherchen des Abendblattes mitausgelöst wurde, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Körperverletzung, wie eine Sprecherin am Montag bestätigte.

Mit einem Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichtes hatten Polizisten am Wochenende in dem versiegelten Ladengeschäft am Rande der Wandelhalle Beweismittel gesichert. Es geht zum einen um Hygienemissstände und zum anderen um die Frage, ob das Impfen fachgerecht durchgeführt wurde.

Hamburg: Impfzentrum im Hauptbahnhof geschlossen

Allerdings gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass der mutmaßlich im Impfzentrum verwendete Impfstoff von Moderna beeinträchtigt gewesen sein könnte oder dass die Dosen nicht fachgerecht aufgezogen gewesen wären. Dennoch gibt es den mehrfach von Impfkandidaten geäußerten Vorwurf, dass es weder Aufklärungsgespräche in formaler Hinsicht gab noch ein Arzt beim Impfen vor Ort war oder eine medizinisch angeratene Beobachtungszeit nach der Impfung eingehalten werden konnte.

Der Betreiber hatte auf erste Abendblatt-Anfragen zunächst geantwortet, ein Arzt sei anwesend und der Impfstoff fachgerecht gelagert worden. Er stamme aus „eigenen Vorräten“, der Nachschub werde über die Apotheken bestellt. Weitere Fragen hat die privatärztliche Firma „Hammonia Hospital Virtuelle Klinik Betriebsgesellschaft mbH“ bislang nicht beantwortet.

Impfzentrum: Ermittlungen gegen Hamburger Arzt

Gegen den mutmaßlich verantwortlichen Arzt wird ermittelt. Ob er eine Zulassung hat, ist unklar. Weder die Hamburger noch die schleswig-holsteinische Ärztekammer wollten oder konnten eine Auskunft darüber geben. Dem stünden auch „datenschutzrechtliche Gründe über potenzielle Mitgliedschaftsverhältnisse“ entgegen. Dr. B. war vor Jahren wegen hundertfachen Abrechnungsbetruges verurteilt worden. Seine Telefonnummer und die seines privatärztlichen Hamburger „Notdienstes“ war auf eine andere Praxis weitergeleitet. Eine Rückrufbitte ließ man un-beantwortet.

Die Sozialbehörde erklärte, sie nehme den Vorgang ernst. Die dort Geimpften wollten zu Recht erfahren, was mit dem Impfzentrum sei. Mehrere Behörden seien inzwischen mit dem Fall betraut. Man wolle „zeitnah“ darüber informieren. Die CDU in der Bürgerschaft mahnte eine schnelle und „lückenlose“ Aufklärung an. Die Patienten seien verunsichert und wüssten nicht, wie ihr Impfstatus nach dem Besuch und dem Immunisieren dort sei.

Wie werden Impfzentren in Hamburg kontrolliert?

Der gesundheitspolitische Sprecher Stephan Gamm sagte, das Impfzentrum in der Wandelhalle werfe die Frage auf, wie solche Einrichtungen genehmigt und kontrolliert würden. „Dass sich gerade bei einem solchen Vorgang weder die Gesundheitsbehörde noch die Kassenärztliche Vereinigung oder das Bezirksamt für die Vorgänge in der Wandelhalle und deren Aufklärung zuständig fühlt, ist ein schwerwiegender Fehler. Die Menschen haben ein Anrecht darauf, schnellstmöglich darüber informiert zu werden, ob sie einen regulären und korrekt dosierten Impfstoff erhalten haben. Wir erwarten, dass der Senat spätestens auf der kommenden Corona-Sondersitzung des Verfassungsausschusses am Freitag zu den näheren Umständen aussagefähig ist und aufzeigt, wie solche Vorgänge zukünftig verhindert werden sollen.“

Die Kassenärztliche Vereinigung ist jedoch nicht verantwortlich, weil das Impfzentrum privat betrieben wurde. Die Firma hatte es der KV nicht gemeldet.