Hamburg. Petition soll Sperrung von Wellingsbüttler Weg und Wellingsbütteler Landstraße stoppen. Sind die Rettungswege gefährdet?

Die neue BürgerinitiativeFünf Jahre Vollsperrung im Alstertal – nein danke“ hat die Baustellenplanung in Wellingsbüttel und Klein Borstel scharf kritisiert und Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) aufgefordert, die Verkehrssituation vor Ort anzusehen. Nach derzeitigem Planungsstand der Behörden sei unklar, wie Feuerwehr und Rettungswagen durch die engen und vollgeparkten Wohnstraßen zwischen Wellingsbütteler Landstraße und Wellingsbüttler Weg einerseits und Ohlsdorfer Friedhof andererseits kommen sollen.

Wenige Stunden nach dem Start ihrer Website am Sonnabend konnte die Initiative bereits 400 Unterzeichner für ihre Petition gegen die für fünf Jahre geplante Vollsperrung ihrer Hauptverkehrsader verzeichnen. Mittlerweile sind es 2500 Unterschriften. Am Montag, 15. November, will die Initiative in der Aula der Albert-Schweitzer-Schule (Schluchtweg 1, es gelten die 3G-Regeln), ab 19 Uhr, zum Thema informieren und „einige Ungereimtheiten“ der Verkehrsplanung aufzeigen. Das Treffen wird auch gestreamt, weil nur 300 Leute in die Aula dürfen.

Wellingsbütteler Landstraße: Petition gegen Vollsperrung

„Bei Gefahr für Leib und Leben müssen die Einsatzkräfte in acht Minuten vor Ort sein“, sagte Initiativen-Sprecher Guido von Scheffer. „Das sehen die Einsatzziele der Retter vor. Nach Studium der vorliegenden Akten zur Verkehrsplanung während der Bauzeit ist das aber derzeit offensichtlich nicht gewährleistet.“ Auch ein Feuerwehrmitarbeiter aus dem Alstertal habe das der Initiative erklärt.

Die Langzeitbaustelle an der Wellingbütteler Landstraße.
Die Langzeitbaustelle an der Wellingbütteler Landstraße. © HA / Frank Hasse

Hamburg Wasser, das mit der Baustellenkoordination betraute Unternehmen, bestritt diese Darstellungen entschieden: „Für die Rettungsfahrzeuge gilt die Vollsperrung nicht. Ihr Durchkommen ist gewährleistet.“ Warum die Anwohner das nicht wissen, blieb unklar. Im Informationsblatt zur Baustelleneinrichtung stand es offenbar geschrieben.

Wellingsbütteler Landstraße: Vollsperrung für täglich 31.000 Autos

Vom Frühjahr 2022 an sollen sowohl Wellingsbüttler Weg als auch Wellingsbütteler Landstraße bis mindestens Sommer 2027 grundsaniert und das darunterliegende Abwassersiel sowie die Leitungen erneuert werden. Dafür werden beide Straßen laut Senat für den Durchgangsverkehr zwischen Rolfinckstraße und Fuhlsbütteler Straße voll gesperrt. Nach einer Verkehrszählung von 2017 nutzen täglich 21.000 Fahrzeuge diese zentrale Verbindung von Alstertal und Stadt. Seit der Sperrung des Friedhofs laut Verkehrsbehörde etwa 10.000 Autos dazu gekommen.

Die betroffenen Anwohner und vor allem Einzelhändler und Gewerbetreibende im „Dorfkern“ Klein Borstels und entlang der vollgesperrten Straßen sind praktisch von Lieferverkehr abgeschnitten. Das Nahversorgungszentrum Wellingsbüttel verliert seine Laufkundschaft. Die Wohnstraßen sind so schmal und vollgeparkt, dass sie für Umleitungen von Schwerlastverkehr kaum geeignet sind. Betroffen sind etwa 50 Betriebe. Allein der Rewe-Markt in Wellingsbüttel beschäftigt 50 Leute.

Einbahnstraßenregelung statt Vollsperrung gefordert

„Wir fordern eine Einbahnstraßenregelung, um wenigstens eine Chance zum Überleben zu haben“, sagt von Scheffer. Außerdem solle der Ohlsdorfer Friedhof währen der Bauzeit wieder geöffnet und der Bau schneller fertig werden. An der Dauerbaustelle Elbchaussee habe die Stadt auch auf eine Vollsperrung verzichtet und eine wechselnde Einbahnstraße zugestanden.