Hamburg. Lebensmittel-Bringdienst Getir startet am Freitag in der Hansestadt. Welche Stadtteile dabei sind – und die Unterschiede zu Flink & Co.

Lebensmittel-Lieferdienste nehmen die klassischen Supermärkte wie Edeka oder Rewe immer stärker in die Zange: Nach Gorillas und Flink nimmt an diesem Freitag mit dem türkischen Branchenpionier Getir ein weiteres Unternehmen in Hamburg den Betrieb auf.

„Wir starten in Hammerbrook, St. Georg, Hohenfelde, Wandsbek, Altona-Nord und in Teilen von Altona-Altstadt“, sagt Getir-Deutschlandchef Tobias Brühne dem Abendblatt: „In naher Zukunft wollen wir das Gebiet auf Barmbek, Ottensen, Stellingen und den Rest von Altona ausweiten.“

Getir hält 1500 Produkte im Sortiment

Bisher ist Getir – das türkische Wort für „bring“ – in Deutschland nur in Berlin aktiv, weitere Städte außer Hamburg sollen aber noch in diesem Jahr folgen. Mit 1500 Produkten ist das Sortiment ähnlich umfangreich wie bei den Wettbewerbern. Die Angebotspalette reicht nach Angaben des Unternehmens von frischem Obst über kalte Getränke und Eis bis hin zu Drogerieartikeln.

Wie auch die beiden Konkurrenten positioniert sich Getir etwa auf dem Preisniveau klassischer Supermärkte wie etwa Edeka. „Bei uns geht es vor allem um frische Waren des täglichen Bedarfs wie Milchprodukte, Gemüse oder Fleisch“, erklärt Brühne.

Alles wird in Boxen auf E-Bikes und E-Rollern transportiert. Rucksäcke, die bei der Fahrt getragen werden müssten, gibt es bei Getir – anders als bei Wettbewerbern – grundsätzlich nicht. Unter den Bestellungen seien viele Impulskäufe, so Brühne: „Es kommen überraschend Freunde, man benötigt zwei Sixpacks Bier und zwei Tüten Chips.“

Getir: Teurere Pauschale als Flink und Gorillas

Während Gorillas und Flink jeweils 1,80 Euro für die Lieferung verlangen, ist diese bei Getir derzeit kostenlos. Außerdem liegt der Mindestbestellwert bei zehn Euro. Bei Flink genügt schon ein Euro, Gorillas hat keine Untergrenze.

Ein Unterschied besteht auch beim Lieferzeitversprechen: Flink und Gorillas werben mit der Lieferung innerhalb von zehn Minuten, was wegen des Drucks auf die Kuriere von Gewerkschaftlern kritisiert worden ist. Dagegen gibt Getir eine Spanne von acht bis zwölf Minuten an.

„Dem Konsumenten ist es relativ egal, ob die Lieferung acht oder zwölf Minuten dauert“, sagt Brühne zu dieser Diskussion: „Keiner unserer Fahrer soll sich unter Druck gesetzt fühlen, ein Limit von zum Beispiel zehn Minuten einzuhalten. Darum sind Fahrzeiten auch nie Bestandteil unseres Bonusmodells.“

Getir will in Hamburg sukzessive expandieren

Für Lagermitarbeiter beträgt das Einstiegsgehalt 10,50 Euro pro Stunde, Kuriere bekommen laut aktuellen Stellenanzeigen mindestens elf Euro. Hinzu kommen bei ihnen noch Trinkgelder, die über die App gewährt und ohne Abzüge ausgezahlt würden. „Zu Anfang haben wir in Hamburg gut 100 Beschäftigte, relativ bald werden es rund 300 sein“, so Brühne.

Aktuell hat Getir in der Hansestadt drei Lagerstandorte, im nächsten halben Jahr sollen es sieben bis acht werden – und die mittelfristigen Pläne der Firma sehen schon eine noch deutlich größere Verbreitung vor: „In drei bis fünf Jahren wollen wir den überwiegenden Teil der Hamburger Bevölkerung erreichen können.“

Getir ist das teuerste Start-up der Türkei

Gegründet bereits im Jahr 2015, sieht sich Getir als Vorreiter der Branche. Außer in der Türkei sind die blau-gelben Lieferzweiräder in Großbritannien, Frankreich, Spanien und in den Niederlanden unterwegs. Inzwischen ist das Unternehmen mit einer Bewertung von umgerechnet rund 6,5 Milliarden Euro das teuerste Start-up der Türkei.

Allerdings wächst auch die Konkurrenz. So will Foodpanda, eine Tochter des im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Konzerns Delivery Hero, früheren Angaben zufolge noch in diesem Jahr ebenfalls unter anderem in Hamburg mit Lebensmittellieferungen an den Start gehen. Flink wiederum hat, wie im Juni bekannt wurde, die Rewe-Gruppe als Anteilseigner und als exklusiven Warenversorger gewonnen.

„Der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland hat in der Corona-Krise eine Verdopplung des Liefer- und Abholservice-Geschäfts erlebt“, sagte Rewe-Chef Lionel Souque. Rewe stellt zwar auch selbst weiterhin Lebensmittel zu, aber mit festen Lieferfenstern und längerem Vorlauf.

Ebenfalls neu in Hamburg: Uber Eats

Während Getir auf dem türkischen Heimatmarkt auch Restaurantgerichte ausliefert, ist das für Deutschland derzeit nicht vorgesehen. Dafür startet jetzt in Hamburg ein anderer Anbieter in diesem Geschäft: Uber Eats, die zum Fahrdienst Uber gehörende Plattform für Essenslieferungen, ist nach eigenen Angaben ab sofort auch hier verfügbar. Wie es heißt, kooperieren zu Beginn bereits 80 Restaurants in der Stadt mit Uber Eats. Darunter sind die Burger-Kette Otto’s, der Fischspezialist Nordsee sowie das japanische Restaurant Nakama.

In Hamburg seien auf der Uber Eats-App im Jahr 2021 bereits rund 40.000 Bestellversuche eingegangen, obwohl die Plattform hier bislang nicht verfügbar war, teilte das Unternehmen mit. Seit dem Deutschlandstart vor einem halben Jahr in Berlin sei man nun bereits in acht deutschen Städten auf dem Markt. Rund 2000 Restaurants böten ihre Speisen über die Plattform an und hätten so die Möglichkeit, „die Nachfrage signifikant zu erhöhen“, wie es heißt. . Weltweit ist Uber Eats schon in mehr als 6000 Städten verfügbar.