Hamburg. Verkehrsausschuss: Anwohner bekräftigten die seit Langem geäußerte Kritik an der ihrer Meinung nach überdimensionierten Brücke.

Die Deutsche Bahn will ihre Entwürfe für die umstrittene neue Sternbrücke in der Sternschanze im Dezember online zur Abstimmung stellen. Nach Auswertung der Beitrage von Bürgerinnen und Bürgern sollen die Entwürfe dann im Januar oder Februar 2022 endgültig präsentiert werden, wie Bahn-Projektleiter Markus Warnken am Freitagabend in einer öffentlichen Anhörung des Verkehrsausschusses der Bürgerschaft ankündigte.

Etliche Anwohner bekräftigten in der Anhörung die seit Langem geäußerte Kritik an der ihrer Meinung nach überdimensionierten "Monsterbrücke", die das gewachsene Stadtbild und die Clubszene im Umfeld der Brücke zerstöre. Sie beklagen außerdem, dass sie bislang nicht angemessen an den bisherigen Planungen beteiligt gewesen wären.

"Man hat uns Rahmenbedingungen und Entwürfe als fertige Hardware vorgesetzt". Eine "Kreativwerkstatt" der Bahn zum Erscheinungsbild der Brücke mit Experten und Bürgern habe lediglich dem Ziel gedient, das geplante Bauwerk "etwas schöner" zu machen. "Wir brauchen eine neue Stunde Null mit einer neuen Gesamtplanung", sagte eine Anwohnerin. Die Ausschussvorsitzende Heike Sudmann (Linke) kündigte für den 25. November eine Senatsanhörung zum Thema an.

Sternbrücke: Hamburg betont Bedeutung des Neubaus

Die Bahn möchte die knapp 100 Jahre alte und seit Jahren sanierungsbedürftige Sternbrücke durch einen rund 125 Millionen Euro teuren Neubau ersetzen. Der Baustart ist für Anfang 2023 geplant, die Fertigstellung bis Ende 2026. Die Brücke über der Straßenkreuzung von Stresemannstraße und Max-Brauer-Allee zählt mit täglich mehr als 900 S-Bahnen, Regional- und Fernzügen zu den meistgenutzten innerstädtischen Gleisabschnitten in Deutschland. Unter ihr passieren täglich etwa 50.000 Fahrzeuge das Bauwerk.

Bahn-Projektleiter Warnken und Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) bekräftigten ihre Einschätzung, dass es zu dem Neubau keine Alternative gebe. "Diese Brücke ist aus Sicht des Senates ziemlich kaputt", und der Neubau sei für den Bahnverkehr deutschlandweit wichtig, sagte Tjarks. Er räumte allerdings ein: "Es wäre nicht falsch gewesen, früher mehr Beteiligung anzubieten."

Das Bauprojekt ist auch umstritten, weil für den Neubau mehrere Häuser abgerissen und eine Reihe von Clubs und Kneipen weichen müssen. Als Lösung für dieses Problem gibt es den Vorschlag für einen Neubau, in dem Clubs und Kneipen unterkommen könnten. Während die Idee von der Bahn begrüßt wurde, stößt sie im Quartier rund um die Brücke auf Ablehnung: Ein ohne breite Bürgerbeteiligung geplantes "Club-Kaufhaus" sei kein Ersatz für die gewachsene Club- und Undergroundkultur, hieß es bei der Anhörung am Freitag.