Hamburg. 2G in Hamburg: Handel und Friseure skeptisch. Impfpass-Fälschung soll Straftat werden. Impf-Spitzenreiter Bremen schließt Zentrum.

Der Ferieneffekt zeigt sich in Hamburg und Schleswig-Holstein deutlich: Die Zahl der Ansteckungen mit dem Coronavirus in beiden Ländern sind im Vergleich zu den Werten vor Beginn der Herbstferien deutlich höher: Lag in Hamburg die Sieben-Tage-Inzidenz am 1. Oktober, dem letzten Schultag vor Beginn der Ferien, der Wert noch bei 70,9, wird er heute mit 94,3 angegeben. Ein ähnliches Bild in Schleswig-Holstein: Am 1. Oktober lag der Sieben-Tage-Wert dort bei 28,6, am Donnerstagabend meldete das Land eine landesweite Inzidenz von 48,6.

Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert: Hier geht es zu den aktuellen Corona-Nachrichten für Hamburg und den Norden.

Dafür, dass der Anstieg der Zahlen eng mit der Ferienzeit zusammenhängt, spricht auch die Lage in Niedersachsen, wo die Ferien erst vergangene Woche begonnen haben: Im Vergleich zum Monatsbeginn ist die Inzidenz zwar ebenfalls gestiegen – aber deutlich moderater um weniger als zehn Punkte auf aktuell 56,5.

Corona News für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am 22. Oktober:

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Günther: Alle Pflegekräfte müssen geimpft sein

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hält eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen wie Pflegekräfte für sinnvoll. Sie wäre jedoch der letzte Schritt, teilte er nach einer Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) im nordrhein-westfälischen Königswinter am Freitag mit. Schon jetzt müsse in allen Einrichtungen in Schleswig-Holstein mit Nachdruck dafür gesorgt werden, dass möglichst alle Pflegekräfte geimpft sind. Günther erneuerte seinen Appell, sich gegen Corona impfen zu lassen, um gut durch Herbst und Winter zu kommen.

Daniel Günther (2.v.l.) weilte am Freitag auf der Ministerpräsidentenkonferenz in Königswinter, bei der es hauptsächlich um den weiteren Umgang mit der Pandemie ging.
Daniel Günther (2.v.l.) weilte am Freitag auf der Ministerpräsidentenkonferenz in Königswinter, bei der es hauptsächlich um den weiteren Umgang mit der Pandemie ging. © dpa

Der Ministerpräsident begrüßte die Einigung der MPK auf eine weitere rechtliche Absicherung des Bundes bei den Corona-Schutzmaßnahmen. „Die Länder müssen auch nach einer möglichen Aufhebung der pandemischen Lage individuell handeln können. Bei einer Pandemie in dieser Größenlage ist es wichtig, dass der Bund für diese gesetzliche Grundlage sorgt.“ In den Ländern müssten bei Bedarf unterschiedliche Maßnahmen ergriffen werden können, um auf besondere Situationen wie steigende Inzidenzen oder problematische Lagen in den Kliniken zu reagieren.

Letzte Corona-Impfungen im Bremer Impfzentrum

Das Herzstück des Bremer Corona-Impferfolgs, das große Impfzentrum in Messehalle 7, hat die Arbeit eingestellt. Dort seien am Freitagnachmittag die letzten Impfungen gegen das Coronavirus verabreicht worden, teilte das Gesundheitsressort mit. Seit der Eröffnung am 28. Dezember 2020 seien in dem Zentrum etwa 470.000 Impfungen durchgeführt worden.

„Die Impfungen sind unser Ausweg aus der Pandemie, und wir alle haben hier in Bremen gezeigt, was wir als ein großes Team schaffen können“, sagte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). Mit 77,5 Prozent vollständig geimpfter Einwohnerinnen und Einwohner lag Bremen dem Robert Koch-Institut zufolge auch am Freitag an der Spitze der Bundesländer.

Das Bremer Impfzentrum in den Messehallen ist Geschichte.
Das Bremer Impfzentrum in den Messehallen ist Geschichte. © Picture Alliance

„Auf die Schließung des Impfzentrums blicke ich mit Stolz und einer Mischung aus Freude und Wehmut“, sagte Bernhard. In der Messehalle 7 saß auch der Stab der Impfkampagne. Im kleinsten Bundesland hatten Behörden, Hilfswerke, Bundeswehr und die örtliche Wirtschaft besonders eng zusammengearbeitet.

Wie andere Impfzentren habe auch Bremen in den ersten Monaten unter einem Mangel an Impfstoffen gelitten, sagte Bernhard. Im Sommer dagegen wurden noch zwei weitere Messehallen mit Impfstraßen belegt. Zwei städtische Impfstellen, mobile Teams und die niedergelassenen Ärzte sollen in Bremen die Corona-Impfungen fortführen.

Weitere Corona-Fälle in Norderstedter Pflegeheim

In einem Norderstedter Pflegeheim, in dem in der vergangenen Woche eine Reihe von Corona-Fällen aufgetreten sind, wurden weitere Infektionen nachgewiesen. Wie der Kreis Segeberg am Freitag mitteilte, seien im Vergleich zum Vortag sechs weitere Bewohner und ein Mitarbeiter des „Haus Hog’n Dor“ positiv auf das Virus getestet worden.

Insgesamt sechs Bewohner und ein Beschäftigter würden derzeit im Krankenhaus behandelt, sagte eine Kreissprecherin. Niemand davon befände sich auf der Intensivstation. Seit Beginn der Woche sind damit 66 der 76 Heimbewohner und 21 von rund 70 Mitarbeitenden infiziert, ein 95 Jahre alter Bewohner war Anfang der Woche gestorben.

Initiative Hamburgs: Impfpass-Fälschung soll Straftat werden

Der Haltung Hamburgs, dass das Fälschen von Impfpässen schärfer verfolgt werden müsse, hat sich die Ministerpräsidentenkonferenz am Freitag bei ihrem Jahrestreffen angeschlossen. Die Konferenz hat den Bund zu einer Gesetzesänderung aufgefordert, die diese Fälschungen als Straftat einstuft.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD): "Das Fälschen von Impf- oder Testnachweisen unterläuft wichtige Maßnahmen zum Infektionsschutz in der Corona-Pandemie und stellt eine erhebliche Gefährdung des Gemeinwohls dar." Bisher scheitere eine Strafverfolgung der Täter in einigen Fällen aber aufgrund der lückenhaften Straftatbestände, so Tschentscher. Mit dem Aufruf an den Bund, diese Lücken zu schließen, werde die Verfolgung von Impfpassfälschern einfacher.

Die Polizei in Niedersachsen stellt jüngst einen sprunghaften Anstieg bei der Zahl gefälschter Impfnachweise fest, auch die Hamburger Polizei erwischt immer wieder Fälscher – häufig, wie in dieser Woche, als "Beifang" bei der Verfolgung anderer Straftaten.

Epidemische Lage: Weil ist für Verlängerung

Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen und der bevorstehenden kalten Jahreszeit pocht Niedersachsen Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) auf einen bundesweit einheitlichen Rechtsrahmen zur Durchsetzung von Corona-Schutzmaßnahmen. „Wir brauchen dringend auch zukünftig eine solide bundesgesetzliche Grundlage für Anti-Corona-Maßnahmen“, sagte Weil nach dem Jahrestreffen der Ministerpräsidenten im nordrhein-westfälischen Königswinter.

Aus seiner Sicht sei es sinnvoll, die Feststellung einer „epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ durch den Bundestag zunächst fortzuschreiben. Auf dieser Grundlage stehe den Landesregierungen derzeit „ein flexibles und der jeweiligen Lage angemessenes System für den notwendigen Infektionsschutz zur Verfügung“. Früher oder später sei auch wieder mit höheren Corona-Belegungszahlen in den Intensivstationen zu rechnen.

Sollte sich der Bundestag gegen einer Verlängerung entscheiden, müsse durch entsprechende Regelungen im Infektionsschutzgesetz sichergestellt werden, dass auch im Herbst und Winter alle jeweils vor Ort notwendigen Schutzmaßnahmen aufrecht erhalten werden könnten. „Dann besteht die realistische Chance, die Pandemie auch in den nächsten Monaten wirksam zu begrenzen und nach dem Ende der kalten Jahreszeit insgesamt als beendet ansehen zu können“, sagte Weil.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich dafür ausgesprochen, die Feststellung einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite nicht über den 25. November hinaus fortzusetzen. Diese Feststellung ist die Grundlage für Verordnungen und zentrale Corona-Maßnahmen in Deutschland. Zwar haben die Länder auch die Möglichkeit, solche Maßnahmen über Beschlüsse ihrer Landesparlamente aufrechtzuerhalten. Mehrere Ministerpräsidenten warnten aber am Rande der MPK vor einem „Flickenteppich“ und damit verbundener mangelnder Akzeptanz.

Inzidenz in Hamburg steigt ungebremst weiter

Die Corona-Zahlen in Hamburg steigen weiter rasant: Am Freitag meldete die Stadt 339 neue Corona-Fälle. Das sind zwar 27 weniger als am Donnerstag, aber 124 mehr als am Freitag vor einer Woche. Nachdem die Inzidenz bereits von Mittwoch zu Donnerstag um zehn Punkte auf 87,1 geschnellt war, stieg sie am Freitag erneut deutlich auf nun 94,3. Vor einer Woche lag sie noch mehr als 30 Punkte niedriger bei 61,1.

Die Zahl der Covid-19-Patienten in Hamburger Krankenhäusern steigt ebenfalls und liegt nun bei 115 (Vortag: 109, Vorwoche: 93) – 37 davon sind so schwer erkrankt, dass sie auf Intensivstationen behandelt werden müssen. Die Zahl der Corona-Toten seit Pandemiebeginn wird weiter mit 1766 angegeben.

Die Corona-Regeln an Hamburgs Schulen bleiben aber trotz der gestiegenen Zahlen vorerst unverändert.„Alle Maßnahmen werden fortlaufend von uns evaluiert, auch im Hinblick auf die Entwicklung der allgemeinen Inzidenz in Hamburg und der Inzidenzen nach Altersgruppen“, sagte ein Sprecher der Schulbehörde am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Nach rund zehnmonatiger pandemiebedingter Aussetzung gilt seit Ferienende wieder die Präsenzpflicht. Auf dem Außengelände und bei Engpässen im Vertretungsunterricht müssen Grundschüler nicht mehr nach Jahrgängen oder Kohorten getrennt werden - ab 1. November soll das auch für weiterführende Schulen gelten.

„Hamburg setzt auch weiterhin auf das sehr umfangreiche 5-Stufen-Sicherheitskonzept für den Schutz vor Corona-Infektionen“, sagte der Sprecher weiter. In keinem anderen gesellschaftlichen Bereich würden so viele Schutzmaßnahmen konsequent durchgeführt wie in Schulen. Die Maskenpflicht gilt derzeit weiterhin an den Schulen. Um Infektionen möglichst rasch zu erkennen, sind in den ersten beiden Wochen nach den Ferien jeweils drei statt wie bisher zwei Schnelltests vorgeschrieben.

Inzwischen sind nach Angaben der Schulbehörde rund 80 Prozent der Luftfiltergeräte von den Herstellern geliefert und installiert. Zudem werde von einer Impfquote von 80 bis 90 Prozent bei den Lehrkräften ausgegangen, berichtete der Sprecher. Die Impfaktionen für Schülerinnen und Schüler an den Berufsbildenden Schulen seien abgeschlossen. An den allgemeinbildenden Schulen laufen sie den Angaben zufolge noch weiter.

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Corona-Lage in Niedersachsen weitgehend statisch

In Niedersachsen bleibt die Corona-Lage vergleichsweise stabil, allerdings steigt die Sieben-Tage-Inzidenz. Die Zahl der Neuaufnahmen von Covid-19-Kranken in Kliniken während der vergangenen sieben Tage betrug am Freitag 2,3 pro 100 000 Einwohner. Damit lag die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz etwas niedriger als am Vortag (2,4). Für die niedersächsischen Gesundheitsbehörden und Kommunen ist diese Größe der wichtigste Indikator zur Bewertung der Pandemie-Situation.

Dagegen stieg die Inzidenz nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) spürbar: Am Freitag lag sie bei 56,5 - so viele registrierte Neuinfektionen mit dem Coronavirus gab es im Nordwesten binnen einer Woche je 100 000 Einwohner. Für Donnerstag war ein Wert von 54,4 ermittelt worden. Landesweit am höchsten war die Inzidenz im Landkreis Cloppenburg mit 171,5.

Auf den Intensivstationen der Krankenhäuser in Niedersachsen waren am Freitag 3,6 Prozent der zur Verfügung stehenden Betten mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten belegt. Damit stagnierte der Wert im Vergleich zum Vortag.

Eine Corona-Warnstufe wird in Niedersachsen erreicht, wenn der Hospitalisierungswert (Krankenhausaufnahmen) und mindestens eine der beiden anderen Maßzahlen (Neuinfizierte, Intensivbetten) die in der Verordnung definierten Schwellenwerte überschreiten. Die Warnstufen werden teils vom Land, teils von den Kreisen beziehungsweise kreisfreien Städten ausgerufen. Voraussetzung dafür ist, dass die jeweiligen Werte die Schwellen fünf Tage hintereinander übersteigen.

Tourismus in Hamburg erholt sich von Corona-Zwangspause

Der Tourismus in Hamburg erholt sich langsam von der Corona-bedingten Zwangspause – vom 2. November 2020 bis zum 1. Juni durften keine Touristen beherbergt werden: Im August zählte die Hansestadt rund 1,35 Millionen Übernachtungen und liegt nur noch wenig unter den rund 1,56 Millionen Übernachtungen, die in 2019 vor der Coronakrise erreicht werden konnten. Für Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) steht fest: „Die Zahlen machen Mut. Es ist beeindruckend, wie sich unsere Tourismusbranche den Herausforderungen stellt und innerhalb kürzester Zeit wieder ein so hohes Niveau an Gästezahlen bewältigt.“

Sonnenschein für Hamburg: Die Wetteraussichten fürs Wochenende sagen viele Sonnenstunden und angenehme Temperaturen voraus (Archivbild).
Das Reiseziel Hamburg wird nach der Corona-Zwangspause wieder attraktive (Archivbild). © picture alliance/dpa

In den ersten acht Monaten des Jahres – für September und Oktober gibt es noch keine Auswertung – konnte die Elbmetropole 3,6 Millionen Übernachtungen verzeichnen. Im vergleichbaren Zeitraum 2019 waren es 10,2 Millionen Übernachtungen. Dass in diesem Jahr Urlaub im eigenen Land ein Trend ist, zeichnet sich auch in Hamburg ab: 84,5 Prozent der Gäste kamen aus Deutschland. 15,5 Prozent reisten aus dem Ausland an. Nach dem Restart im Juni diesen Jahren war die Nachfrage mit rund 470.000 Übernachtungen zunächst schwach. Im Juli waren es dann bereits rund 966.000 Übernachtungen.

2G in Hamburg ausgeweitet: Handel und Friseure skeptisch

Der Senat wird am Freitag eine neue Corona-Eindämmungsverordnung veröffentlichen. Sie sieht unter anderem eine Ausweitung des sogenannten 2G-Optionsmodells auf den Handel und körpernahe Dienstleistungen vor, wie im Anschluss an die letzte Senatssitzung mitgeteilt wurde.

Einzelhändler und beispielsweise Friseure können sich damit entscheiden, nach 2G nur noch Geimpfte und Genesene zu bedienen – dann entfallen Masken- und Abstandspflicht. Ausgenommen vom Optionsmodell werden Angebote des täglichen Bedarfs wie Supermärkte, Drogerien oder Apotheken. Dort sollen auch Ungeimpfte weiter uneingeschränkt einkaufen können. Die neue Verordnung wird am Sonnabend in Kraft treten und soll für vier Wochen gelten.

Handel und Friseure haben sich zunächst skeptisch zu einer raschen Umsetzung des 2G-Optionsmodells in ihren Branchen geäußert. „Es ist jetzt erst einmal ein großes Abwarten“, sagte die Hamburger Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord, Brigitte Nolte. Friseur-Innungsobermeister Birger Kentzler bezweifelte, dass viele Betriebe schon am Sonnabend nach 2G - also nur noch für Geimpfte oder Genesene - zur Schere greifen. Er befürwortet das 2G-Modell, hätte sich aber eine flächendeckende Einführung gewünscht, statt die Verantwortung den Salonbetreibern zu überlassen.

Das 2G-Modell hat sich in den Bars und Kneipen Hamburgs bereits weit verbreitet – ab dem Wochenende dürfen auch Einzelhändler, Friseure und andere körpernahe Dienstleister es anbieten.
Das 2G-Modell hat sich in den Bars und Kneipen Hamburgs bereits weit verbreitet – ab dem Wochenende dürfen auch Einzelhändler, Friseure und andere körpernahe Dienstleister es anbieten. © dpa | Christian Charisius

Wenn die neuen Regeln über die kommenden Wochen Bestand haben sollten, „kann ich mir vorstellen, dass 2G im Weihnachtsgeschäft eine Rolle spielt“, sagte Nolte. „2G ist interessant, weil wir die Flächenbegrenzung aufheben können.“ Gerade kleinere Läden, die ansonsten nicht so viele Kunden hineinlassen könnten, würden profitieren. „Für ein großes Warenhaus ist das nichts. Ich kann ja nicht davon ausgehen, dass alle Mitarbeiter geimpft sind.“ Das müssten sie aber sein, will man 2G nutzen. Den Impfstatus ihrer Mitarbeiter abfragen dürfen Arbeitgeber jedoch nicht.

Seitdem Hamburg als erstes Bundesland das 2G-Optionsmodells für sogenannte Publikumseinrichtungen eingeführt hat, haben schon viele Restaurants, Bars, Kinos und weitere Einrichtungen davon Gebrauch gemacht. Dazu müssen sie sich beim Senat anmelden. Am Donnerstag lagen laut Gesundheitsbehörde 1620 Anmeldungen von Betrieben vor, dauerhaft 2G zu nutzen. Auch „die Anmeldung seitens der Betriebe des Einzelhandels wird kurzfristig möglich sein“, sagte Behördensprecher Martin Helfrich der dpa. „Die Erfahrungen mit dem 2-G-Modell sind positiv.“

Niedersachsen verzeichnet deutlich mehr gefälschte Impfpässe

In Niedersachsen ist seit Jahresbeginn bereits in mehr als hundert Fällen wegen gefälschter Impfpässe ermittelt worden. Die Fallzahlen seien kontinuierlich und zuletzt sprunghaft angestiegen, teilte das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen mit. „Impfausweise sind relativ einfach zu fälschen, aus diesem Grund ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen“, sagte eine LKA-Sprecherin. Pro Ermittlungsfall könne es um eine größere Zahl von Fälschungen gehen. Zumeist werden die kriminellen Machenschaften bemerkt, wenn Personen versuchen, mit den gefälschten Pässen in einer Apotheke einen digitalen Impfnachweis zu erhalten.

Die Zahl gefälschter Impfpässe ist in Niedersachsen sprunghaft gestiegen (Symbolbild).
Die Zahl gefälschter Impfpässe ist in Niedersachsen sprunghaft gestiegen (Symbolbild). © dpa | Sven Hoppe

Ob der sprunghafte Anstieg der Impfpass-Fälschungen mit diesen Änderungen für Ungeimpfte zusammenhängt, konnte die LKA-Sprecherin nicht sagen. Das Landeskriminalamt rief erneut dazu auf, keine Fotos von echten Impfpässen, auf denen Chargennummern zu erkennen sind, in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. Diese Bilder könnten Fälschern als Vorlage dienen. Bereits im Frühjahr waren gefälschte Impfpässe unter anderem im Messenger-Dienst Telegram für 99 bis 250 Euro angeboten worden. Telegram wird oft von sogenannten Querdenkern und Impfgegnern genutzt.

Gleichzeitig ist seit dem Wegfall der kostenlosen "Bürgertests" die Zahl der Schnelltests in Niedersachsen um etwa zwei Drittel gesunken, berichtete die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (Freitag) unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Demnach seien für die erste Oktoberwoche rund 275.000 Schnelltests gemeldet worden - in der ersten Woche mit Testgebühr seien es noch rund 86.000 gewesen.

Inzidenz steigt auch in Schleswig-Holstein

Nach 245 neuen Corona-Fällen ist die Inzidenz auch in Schleswig-Holstein weiter gestiegen. Sie liegt nun bei bei 48,6 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen – nach 44,9 am Mittwoch. Vor einer Woche hatte der Wert noch bei 27,8 gelegen. Die Zahl der Corona-Patienten stieg um eine Person auf 61 an. Davon werden 16 auf Intensivstationen behandelt. Die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz stieg von 1,41 auf 1,55 Corona-Kranken je 100.000 Menschen an.

Die Zahl der an oder mit Covid-19 Verstorbenen wuchs um eine Person auf 1711 an. Die höchste Inzidenz verzeichnet der Kreis Stormarn (69,8), die niedrigste der Kreis Schleswig-Flensburg (19,7).

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Schwesig sieht Ende der epidemischen Lage noch nicht gekommen

Angesichts wieder steigender Infektionszahlen hat Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) vor einer verfrühten Aufhebung von Corona-Schutzvorkehrungen gewarnt. „Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei. Wir brauchen eine sichere Rechtsgrundlage, um wichtige Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen aufrechterhalten zu können. Es geht insbesondere um den Schutz der Älteren und der chronisch Kranken in unserem Land“, sagte Schwesig am Donnerstag in Schwerin.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD)
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) © picture alliance/dpa

Zuvor hatte sich auch ihr bayerischer Amtskollege Markus Söder (CSU) gegen den Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gewandt, die epidemische Lage auf Bundesebene nicht über den 25. November hinaus zu verlängern. Diese ist Grundlage für Verordnungen und zentrale Corona-Maßnahmen in Deutschland. Komme es nicht zu einer erneuten Verlängerung, gebe es de facto keine Rechtsgrundlage mehr etwa „für das Testen in der Schule, noch für Masken, noch für ganz normale Ideen wie 3G plus, oder 2G oder 3G“, sagte Söder im Bayerischen Rundfunk. Ein Stück weit sei die Gesellschaft dann auch wehrlos und jeder einzelne müsse für seinen Schutz sorgen.

Laut Schwesig hat Mecklenburg-Vorpommern sehr gute Erfahrungen mit seiner Corona-Ampel gemacht, mit der flexibel auf die jeweilige Corona-Lage reagiert werde. „Sind die Krankenhausbelastung und die Corona-Zahlen niedrig, gibt es nur wenige Schutzmaßnahmen. Steigt die Zahl der Corona-Erkrankungen und der Krankenhauspatienten an, kommen weitere Schutzmaßnahmen wie die Testpflicht in Innenbereichen hinzu. So ist sichergestellt, dass es nur so wenig Schutzmaßnahmen wie nötig gibt“, erklärte Schwesig.

Lesen Sie hier die Corona News für Hamburg und den Norden vom Donnerstag