Hamburg. UKE-Arzt Prof. Kluge warnt, nicht auf Maßnahmen wie die Maskenpflicht zu verzichten. Doch es gibt auch andere Meinungen.
Vor wenigen Wochen schien die vierte Corona-Welle schon abzuebben. Doch der erneute sprunghafte Anstieg der Infektionszahlen und die Entwicklung in Ländern wie Großbritannien bereitet nun vielen Menschen Sorgen: Was kommt da noch auf uns zu?
In Hamburg wurden am Donnerstag 366 Neuinfektionen registriert – 204 mehr als am Donnerstag zuvor. Dadurch stieg die Sieben-Tage-Inzidenz auf 87,8. Vor einer Woche hatte die Zahl der Fälle pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen noch bei 59,1 gelegen. Bundesweit stieg die Inzidenz auf 85,6, vor einer Woche betrug der Wert 67,0.
Corona in Hamburg: UKE-Arzt warnt
Der Chef der Intensivmedizin am UKE, Prof. Stefan Kluge, hält die Entwicklung für gefährlich: „Die steigenden Zahlen bei den Neuinfektionen werden sich in zehn, 14 Tagen in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen widerspiegeln. Wenn sich nur 20-Jährige infizieren würden, sollten wir dies auf den Intensivstationen kaum merken. Jüngere haben zumeist milde Verläufe. Aber das ist nicht das Problem: Ältere infizieren sich bei ihren Kindern, Schwangere bei ihren Männern. Die Infektionen lassen sich nicht auf Jüngere begrenzen.“
Kluge kritisierte die Debatte um den sogenannten Freedom Day und die Auffassungen einiger seiner Kollegen: „Wenn die Diskussion um den sogenannten Freedom Day nicht aufhört, werden wir noch einen deutlichen Anstieg der Zahlen sehen. Es ist irritierend, wenn bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommt, sie könnten jetzt auf alle Maßnahmen wie etwa das Maskentragen in Innenräumen verzichten.“
Corona: Hamburger im hohen Umfang geimpft
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warnte davor, die bundesweit geltende „epidemische Lage“, wie von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgeschlagen, am 25. November enden zu lassen. Dann gebe es „de facto keine Rechtsgrundlage mehr – egal für was. Weder für das Testen in der Schule, noch für Masken, noch für ganz normale Ideen wie 3G plus, oder 2G oder 3G“, sagte Söder. In Königswinter bei Bonn beraten die Länderchefs bei einer Ministerpräsidenten-Konferenz noch bis heute über die Lage.
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Aus der Sozialbehörde hieß es, der Anstieg der Infektionszahlen nach dem Ende der Reisezeit entspreche den Erfahrungen. Hinzu komme, dass Schüler jetzt wieder regelmäßig getestet würden – auch das lasse die Zahlen steigen. Noch bewerte man die Lage als „nicht gravierend“, so Sprecher Martin Helfrich, „weil die Infektionen auf eine mittlerweile in hohem Umfang geimpfte Bevölkerung treffen, und mithin auch hier die Gefahr schwerer Verläufe deutlich verringert ist.“ Die Lage in den Kliniken sei noch stabil.
Hamburg: Corona-Lage noch nicht gravierend
Ohnehin sei die reine Zahl der Infektionen „keine geeignete Größe mehr, um zu ermessen, wie Hamburg in der Pandemie dasteht“. Angesichts des Ziels, die Überlastung des Gesundheitswesens zu verhindern, sei vielmehr die Lage in den Kliniken relevant – und die sei weiterhin stabil. Dennoch gelte: Der Zusammenhang zwischen Infektionen und Aufnahmen im Krankenhaus sei zwar schwächer als früher, aber nach wie vor vorhanden. Daher dürften die steigenden Infektionszahlen sich „nach den Ferien in der Tat auch in den Krankenhäusern bemerkbar machen“, so Helfrich. „Jedoch mutmaßlich nicht gravierend.“
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Dr. Dirk Heinrich, HNO-Arzt und höchster Ärztevertreter in der Kassenärztlichen Vereinigung, sagte, die mit dem Coronavirus Infizierten seien vor allem junge Leute, die in der Mehrheit schlimmstenfalls milde Verläufe hätten. Man beobachte zwar in Heimen auch Impfdurchbrüche bei Senioren. Diese Corona-Infektionen verliefen aber ebenso meist mild. Die Auffrischungsimpfungen dort trügen dazu bei, dass der Schutz vor schlimmen Folgen des Virus gewährt sei.