Hamburg. Unbekannte haben in einer Protest-Aktion gegen Tierversuche an der Alster eine Statue aufgestellt. Das Bezirksamt ahnte nichts.

Für Passanten und auch die Behörden ist es ein überraschender Anblick: Hund, Affe, Kaninchen und Ratte stehen seit Dienstag aufeinandergetürmt auf einer Picknickwiese an der Schönen Aussicht. Vor der fast zwei Meter großen Statue wurde ein Schild angebracht. „Gewidmet allen Opfern der Tierversuche weltweit“, steht darauf. Das Mahnmal ist offenbar eine Guerilla-Aktion von Tierschützern, die zudem eine professionell gestaltete Website eingerichtet haben.

Die Initiatoren der Installation mit dem Titel „Hamburger Stadtmusikanten“ prangern darauf an, dass noch immer drei Millionen Tiere in deutschen Versuchslaboren getötet werden. Welche Organisationen oder Personen hinter dem Mahnmal stecken, ist noch unklar. Als Urheber werden lediglich „die Geister der getöteten Versuchstiere“ genannt. Eine Sprecherin des Vereins Ärzte gegen Tierversuche e.V. verneinte auf Anfrage etwa eine Beteiligung, lobte aber die Idee hinter der Aktion.

Mahnmal gegen Tierversuche in Hamburg

Teil der Webseite ist auch ein neu formuliertes Märchen, das von den Gebrüdern Grimm inspiriert sei. In dem bebilderten Text flüchten die vier Versuchstiere des Mahnmals aus ihrer Gefangenschaft. Der Beagle entkommt einem „Neugrabender Gifttester“, der Affe aus einer „Luftfracht-Kiste aus Mauritius“.

Das Kaninchen entrinnt lebend aus einer Mülltonne, während die Ratte aus einer Zuchtanlage flieht. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zur Alster, laufen jedoch den Laborangestellten über den Weg. Die lädierten Tiere schlagen die Laboranten erfolgreich in die Flucht, so die Erzählung.

Mangel an Alternativen zu Tierversuchen?

Die Anlehnung an die Bremer Stadtmusikanten ist unverkennbar. Auf der Webseite bemängeln die Tierschützer, dass Deutschland seit Jahrzehnten einen Rückgang der Tierversuche versprechen würde, dies aber nicht einhalte. Außerdem würden Alternativen von der Politik ausgebremst. Klare Adressaten werden jedoch nicht benannt.

Der direkt zu Beginn des Märchens erwähnte „Neugrabener Gifttester“ bezieht sich vermutlich auf das Hamburger Tierversuchslabor LPT in Neugraben. Vor zwei Jahren erlangte das Labor zweifelhafte Berühmtheit, als Videomaterial von gequälten Tieren an die Öffentlichkeit kam.

Dieses war von eingeschmuggelten Tierschützern aufgenommen worden. Nach einer vom Landkreis Harburg erzwungenen Schließung im Januar 2020 kippte das Oberverwaltungsgericht die Entscheidung, das Labor firmiert inzwischen unter einem neuen Namen.

Bezirk Hamburg-Nord weiß nichts vom Mahnmal

Das Denkmalschutzamt sei in diesem Fall nicht zuständig, da es sich um eine Guerilla-Aktion und nicht um ein Denkmal im klassischen Sinne handele, so eine Sprecherin. Das Bezirksamt Nord konnte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Hintergrund der Aktion äußern.

Es ist weder klar, wer verantwortlich ist, noch ob eine Genehmigung vorliegt oder eine Demontage durchgeführt wird. Dass das Mahnmal im Vorfeld genehmigt wurde, ist aufgrund der hastigen Installation und der Unkenntnis der Behörden jedoch unwahrscheinlich. Vielleicht bringen die Organisatoren bald selbst Licht ins Dunkel.