Mienenbüttel. Für das Projekt auf dem Gelände des früheren LPT-Versuchslabors gibt es aber einige Auflagen

Das geplante Tierzentrum im Neu Wulmstorfer Ortsteil Mienenbüttel kann gebaut werden. Wie ein Sprecher des Landkreises Harburg dem Abendblatt bestätigte, sei dazu jetzt durch die zuständige Kreisverwaltung eine offizielle Baugenehmigung und damit auch die Möglichkeit zur Nutzungsänderung erteilt worden.

Damit steht dem Umbau zu einer Art Tierheim offensichtlich kaum noch etwas im Wege – allerdings gibt es für das Projekt einige Auflagen, die noch erfüllt werden müssten, wie es im Kreishaus in Winsen hieß.

Tierschützer filmten die Versuchstiere heimlich

Lange befand sich auf dem Gelände die seit Jahrzehnten schon heftig umstrittene Tierversuchsanstalt des Neugrabener Unternehmens „Laboratory of Pharmacology and Toxicology“ (LPT), das sich inzwischen in „Provivo Biosciences GmbH“ umbenannt hat. Nachdem im Herbst 2019 Tierschützer verstörende und heimlich aufgenommene Video-Aufnahmen von den Versuchstieren wie Affen oder Hunden veröffentlicht hatten, kam es zu Demonstrationen und Mahnwachen von Tierschützern. In der Folge untersagte der Landkreis zudem dem Unternehmen LPT die Tierhaltung auf dem Gelände. Seitdem standen die Labor- und Bürogebäude sowie Tierboxen weitgehend leer. Dann überraschte LPT mit neuem Management und der Ankündigung, dass man das Kapitel Mienenbüttel schließen und das rund zwei Hektar große Gelände der neugegründeten Tierzentrum Neu Wulmstorf GmbH zu einer kleinen Miete verpachten wolle.

Hundeexpertin plante auch ein Tier-Hotel

Initiatorin der GmbH ist die Hamburgerin Doris Firlus, die für die Stadt Hamburg als Hundeexpertin vor allem mit als gefährlich eingestuften Hunden zu tun hat. Ursprünglich wollte sie in Mienenbüttel auch eine öffentliche Tierklinik und ein Tier-Hotel zusammen mit dem Tierzentrum betreiben. Doch für Hotel und Klinik hatten die Behörden bereits im Vorfeld signalisiert, dass es dafür keine Genehmigung geben wird, weil eine solche weitgehende Nutzungsänderung für das abgelegene Gelände nicht mit dem Flächennutzungsplan der Gemeinde übereinstimmen würde. Jetzt hat das Tierzentrum laut Firlus die Genehmigung für die Unterbringung von 18 Katzen und 100 Hunden erhalten. Darunter sollen neben Fund- und Abgabehunden auch Hunde fallen, die von den niedersächsischen Behörden wegen ihres Verhaltens (etwa Beißattacken) beschlagnahmt wurden. Im Tierzentrum sollen sie „resozialisiert“ werden und eine zweite Chance bekommen, sagt Firlus.

Auflage für eine Quarantäne-Station

Auflage der Behörden sei jetzt zudem der Bau einer internen Tierklinik für die dort untergebrachten Tiere – etwa um infizierte Vierbeiner in Quarantäne isolieren zu können. Finanziert wird das Tierzentrum zunächst durch Investoren und Sponsoren, später würde mit den Behörden die Kostenübernahme für die Unterbringung verhandelt. „Es gibt da gerade in Niedersachsen einen großen Bedarf für solche Plätze“, sagt die Hundeexpertin, die damit rechnet, dass die notwendigen Umbaumaßnahmen Mitte September abgeschlossen sein werden, so dass man dann auch das Tierzentrum eröffnen könne.

Pläne für eine Wildtierauffang-Station

Später sei auf dem Gelände zudem eine Wildtier-Auffangstation samt Auswilderungsgehege geplant. Firlus: „Dazu müssen wir aber noch einen eigenen Bauantrag stellen“. Ganz begraben möchte sie auch die Idee eines Tier-Hotels noch nicht. Dafür gebe es bisher zwar keine Genehmigung, „aber im Kopf haben wir diese Pläne noch“, sagt Firlus, die seit Bekanntwerden ihres Vorhabens nicht nur mit behördlichen Auflagen zu kämpfen hat:

Streit unter Tierschützern über das Vorhaben

Örtliche Tierschützer kritisieren das Projekt teils heftig. Es gibt aber auch Unterstützung aus der Tierschutzszene, beide Gruppen lieferten sich in den sozialen Medien harte Diskussionen, was noch freundlich ausgedrückt ist. So hatten sich Tierschützer bei Doris Firlus informiert und helfen inzwischen sogar beim Aufbau mit. „Das wird das bestausgestattete Tierheim der Region und gleichzeitig ein Mahnmal für das frühere Leid der Tiere“, sagt etwa der Neu Wulmstorfer Tierschützer Uwe Gast. Die Kritik von anderen Tierschützern wie der örtlichen Gruppe „Lobby pro Tier“ zielt hingegen vor allem darauf, dass das Ex-LPT weiter Eigentümer des Grundstücks bleibt. Das Tierzentrum diene dem Unternehmen lediglich dazu, das angeschlagene Image aufzubessern, so ihr Argument.

Gemeinde wollte das Gelände kaufen

Auch in der Neu Wulmstorf Kommunalpolitik herrscht nicht nur reine Freude über die Pläne, zumal die Gemeinde das Gelände als Vorratsfläche für Gewerbebetriebe selbst gern gekauft hätte. In einer Stellungnahme der Gemeindeverwaltung sollte eigentlich das „Einvernehmen“ mit einer Tierpflegestation erklärt werden. Doch dieser Satz wurde nach einem Einspruch der Politik wieder gestrichen. Allerdings ist für eine behördliche Genehmigung des Projekts eben nicht die Gemeinde, sondern der Landkreis zuständig. Und der hat sich nun klar geäußert.