Hamburg. Die Hochschulen in Hamburg kehren zum Präsenzunterricht zurück – organisatorisch gibt es nur kleinere Schwierigkeiten.
Es wirkt fast wie ein ganz normaler Semesterbeginn: lachende Studenten im Herbstlaub, eine volle Mensa, orientierungslose Erstsemester vor Infotafeln. Und doch ist es ein besonderer Tag für viele an der Universität Hamburg. Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie startet der Präsenzunterricht wieder. Bis zu zwei Drittel aller Lehrveranstaltungen finden vor Ort statt.
„Wenn das Semester erneut digital stattfinden würde, hätte ich vielleicht noch ein Jahr gewartet“, so Magdalena Glöde De Villacis, die gerade ihr Bachelorstudium in Ethnologie beginnt. Einige sind schon länger dabei, haben die Hörsäle aber noch nie von innen gesehen. So auch Laurele Gerke, die ihr Studium während der Pandemie begann und nun ins dritte Semester kommt.
Über den wiederaufgenommenen Lehrbetrieb freut sie sich. „Im Studium geht es um den Austausch untereinander, und das ist vor Ort einfach viel besser möglich“, sagt die Geowissenschaftlerin. „Außerdem habe ich das Gefühl, viel mehr zu verstehen, wenn ich im Hörsaal sitze.“
Semesterbeginn in Hamburg unter 3G-Bedingungen
Genauso wie vor der Pandemie geht es allerdings nicht zu. Die Stadt erlaubt den Hochschulbetrieb nur unter 3G-Bedingungen. Somit bekommen zu den Lehrveranstaltungen und Prüfungen alle Studierenden Zutritt, die geimpft, genesen oder getestet sind. Ein bisschen komplizierter als an anderen 3G-Standorten ist es aber schon: Die Universität regelt den Einlass mithilfe des sogenannten Campus-Passes. Auf dem Hauptcampus und an fünf weiteren Standorten wurden bereits Anfang Oktober Registrierungszentren eingerichtet, für die sich die Studierenden Termine reservieren können.
Die Studierenden legen vor Ort Impf-, Genesenen- oder Testnachweis vor und erhalten dadurch den Campus-Pass. Studierende, die weder geimpft noch genesen sind, müssen sich täglich einen neuen Corona-Pass ausstellen lassen. Am Standort Von-Melle-Park können Studierende unter Aufsicht einen Selbsttest durchführen und damit für 24 Stunden Lehrveranstaltungen besuchen. Kontrolliert wird der Campus-Pass durch mobile Teams, die in den Gebäuden unterwegs sind.
Campus-Pass stößt in Hamburg auch auf Kritik
Seit dem Registrierungsstart vergangene Woche ließen sich etwa 1000 Studierende pro Tag den Campus-Pass ausstellen, berichtet Mitarbeiter Gregor Kuch. Mit der Organisation seien viele Studierende zufrieden. „Die Registrierung für den Corona-Pass lief prima, ich habe nur ein paar Sekunden angestanden, erzählt Grundschullehramtsstudentin Marie Gläser. Doch der Campus-Pass stößt auch auf Kritik. „Ich halte es für problematisch, dass private Akteure den Einlass zu Gebäuden kontrollieren und das so normalisiert wird. Das schafft eine unangenehme Atmosphäre“, findet Kriminologie-Student Jasper Janssen.
Der Campus-Pass soll unter anderem den Datenschutz gewährleisten, teilte die Uni mit. Den Kontrolleuren werde nicht angezeigt, welche der 3G-Bedingungen erfüllt seien – sondern nur, dass eine der Voraussetzungen erfüllt sei. So soll erreicht werden, dass Studierende sich nicht rechtfertigen müssen. In der Praxis sah dies jedoch etwas anders aus: Am Eingang neben der Mensa scannten Mitarbeiter der Firma Security Nord die QR-Codes der Ankommenden – und fragten anschließend, ob sie geimpft seien. Das Datum der letzten Impfung oder die Uhrzeit des Tests notierten sie sich.
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Schnelltests auf dem Campus bleiben weiterhin kostenlos
Als Ungeimpfter ist der Zutritt zu den Gebäuden der Universität kein Problem, denn die Schnelltests auf dem Campus bleiben weiterhin kostenlos. Allerdings gelten die negativen Testnachweise nicht außerhalb der Universität. Ab dieser Woche werden Corona-Tests in Hamburg nur noch anerkannt, wenn sie von Ärzten, Apotheken oder Laboren stammen. Arne Meyer ist einer der vielen Betreiber von Testzentren – um sich den neuen Regeln anzupassen, arbeitet er in Bergedorf jetzt mit einem Labor zusammen. Eines seiner Testzentren hat er dagegen geschlossen.
Am Montag ging es bei ihm „sehr entspannt“ zu – im Gegensatz zum Sonntag, sagt Meyer. „Viele haben sich im Voraus für Montag testen lassen.“ Einige Kunden hätten nicht gewusst, ob sie ab Montag überhaupt noch Termine bekommen würden. Generell seien viele Anrufe zu den Kosten und den Rahmenbedingungen eingegangen. Wie es weitergeht? „Ich glaube, der Bedarf ist da. Wir müssen die Resonanz abwarten und wirtschaftlich denken“, so Meyer.
In der Apotheke zum Ritter in St. Georg wurden die Erwartungen am Montag übertroffen – es kamen mehr als gedacht. „Vor allem viele touristische Gruppen haben sich testen lassen“, so die Inhaberin, die nun sogar überlegt, auch am Nachmittag zwei Stunden zusätzlich zu öffnen. Ein Drittel der Tests sei kostenpflichtig gewesen, alle Kunden hätten anstandslos bezahlt. Uninformiert sei keiner zu ihr gekommen, berichtet die Apothekerin. So wie ihr geht es vielen Apothekern. Viele wollen zunächst abwarten, wie sich der Bedarf entwickelt, und dann entscheiden, wie lange sie noch Tests anbieten werden.