Hamburg. Bauwerk mit zwei zusätzlichen Gleisen könnte das Nadelöhr auf der Bahnstrecke zwischen Hauptbahnhof und Harburg entschärfen.

Die Stadt Hamburg plant zusammen mit dem Bund und der Deutschen Bahn große Veränderungen an den Brückengleisen zwischen dem Hauptbahnhof und Harburg. „So eine Chance hat man einmal in 100 Jahren“, sagt Anjes Tjarks, Hamburgs Senator für Verkehr und Mobilitätswende. In enger Zusammenarbeit mit dem Bundesverkehrsministerium, der Deutschen Bahn sowie weiteren Akteuren aus Verkehr und Denkmalschutz wird in den kommenden Monaten eine Machbarkeitsstudie erstellt, die sich mit einer Kapazitätsweiterung der Norderelbbrücken befasst.

Im Optimalfall könnten die Planungen die Mobilitätswende in der Hansestadt, aber auch in ganz Norddeutschland, deutlich nach vorne bringen. Denn überlastet sind die Querungen bereits jetzt – und der Zugverkehr wird erwartbar noch einmal deutlich zunehmen.

Elbbrücken haben große Bedeutung für Zugverkehr

Die Norderelbbrücken sind bereits heute mehr als nur ein Wahrzeichen Hamburgs. Neben der großen Bedeutung für den S-Bahn-Verkehr sind sie auch aus dem Regional- und Fernverkehr sowie dem Güterzugverkehr nicht mehr wegzudenken. Tagtäglich gewährleisten sie beispielsweise, dass rund 225 Güterzüge die Elbe überqueren können. Insbesondere der Hamburger Hafen ist auf die Brücken angewiesen.

„Wir sind der Eisenbahnhafen Europas“, betont Tjarks. Noch wichtiger sind die Brücken allerdings für die normalen Zugreisenden. Täglich über 140 Fernverkehrszüge aus ganz Europa sowie 225 Regionalzüge aus Bremen, Bremerhaven oder Lüneburg können über die Querungen jeden Tag über die Elbe zum Hauptbahnhof oder weiter gen Norden gelangen.

Freihafenelbbrücke muss saniert werden

Die andauernde Nutzung der Brücken, auch durch den Autoverkehr, hat jedoch ihre Spuren hinterlassen: Insbesondere die Freihafenelbbrücke muss daher als „technisches Baudenkmal“ saniert werden – hierfür wurde bereits, vonseiten der Stadt, in Abstimmung mit dem Denkmalschutz ein Sanierungskonzept entwickelt. Geplant sei ebenso eine Kapazitätserweiterung zusätzlich zu den zwei bereits vorhandenen mittleren Brücken, die die Deutsche Bahn für den Regional-, Fern- und Güterverkehr verwendet.

Nun sei ein dritte Brücke mit zwei weiteren Gleisen geplant, um dem Kapazitätsengpass, der bereits 2020 zu starker Überbelastung führte, entgegenzuwirken. Geprüft werden soll durch die Machbarkeitsstudie, ob eine weitere Brücke tatsächlich zu einer Verbesserung der täglichen Problemsituationen führen würde und inwieweit das Vorhaben wirklich umsetzbar wäre. Es wäre die erste Kapazitätserweiterung der Fernbahn in Hamburg über die Elbe seit fast 100 Jahren.

Zusammenarbeit mit Niedersachsen

Tjarks ist zuversichtlich: „Sechs statt vier Gleise über die Norderelbe für den Fern-, Regional und Güterverkehr wären ein echter Schub für die Mobilitätswende in Hamburg, die Region, aber auch für den Deutschland-Takt insgesamt. Es ist ein wichtiger Schritt, dass Bund, Bahn und Hamburg jetzt gemeinsam schauen wollen, ob und wenn ja wie wir diese große Chance ergreifen und umsetzen können. Wir werden diese Schritte eng und partnerschaftlich mit dem Land Niedersachsen abstimmen.“

Dass die Studie und ein möglicher Ausbau der Norderelbbrücken auf jeden Fall der richtige Weg sei, um die Verkehrssituation in Hamburg und Norddeutschland erheblich zu verbessern, davon ist auch Manuela Herbort von der Deutschen Bahn AG überzeugt: „Die verkehrlichen Anforderungen an den Knoten Hamburg und auf die Verbindungen zwischen Hamburg und den angrenzenden Bundesländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen werden steigen. Die Engpassbeseitigung würde sich sehr positiv auf den Bahnverkehr im Norden auswirken und somit mehr Verkehr auf der umweltfreundlichen Schiene zulassen. Daher ist die Machbarkeitsstudie für die Kapazitätserweiterung über die Norderelbe der richtige Schritt.“

Warten auf Ergebnisse der Machbarkeitsstudie

Bei einer tatsächlichen Umsetzung des Bauvorhabens wäre die gleichzeitige Sanierung der Freihafenbrücke platztechnisch nicht möglich – daher hat der Senat entschieden, die Vergabe für die Sanierung zunächst zurückzustellen. Man wolle zunächst die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie über den geplanten Ausbau abwarten, sodass man diese auch erfolgreich mit den Planungen zum zusätzlichen Ausbau der Süderelbbrücken verknüpfen könne.

Konkrete Zahlen hinsichtlich der Kosten und Informationen darüber, wer diese Kosten bei einer Umsetzung des Projekts tragen würde, liegen noch nicht vor. Man stehe noch am Anfang der Planung, sodass konkrete Daten noch nicht existieren würden, so Tjarks. Erste Ergebnisse der Studie werden 2022 erwartet, mit Arbeiten könnte wohl nicht vor 2029 begonnen werden, nach der Fertigstellung der U-Bahn-Brücke auf den Grasbrook.

Bauwerk ist „eine Jahrhundertchance" für Hamburg

Die Stadt Hamburg erhofft sich jedoch den Optimalfall: „Es ist eine Jahrhundertchance, nicht nur für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, sondern auch für alle Europäer, die Hamburg als Verkehrsknotenpunkt nutzen“, betont der Senator.