Hamburg. Die Zahl der Schüler steigt. Deswegen entstehen neu Schulen. Einige setzen auf digitales Lernen andere auf Sprache oder Technik.
- In dieser Grundschule dreht sich alles ums Buch
- Grundschule in Harburg setzt auf Technik und Sprache
- Neues Gymnasium setzt auf digitales Lernen
- Statteilschule in HafenCity hat den Schwerpunkt Demokratieverständnis und Bewegung
In Hamburg steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler: 256.870 Jungen und Mädchen sind im August ins neue Schuljahr 2021/2022 gestartet. Dazu gehören mit rund 18.400 Erstklässlern auch etwa 600 mehr neue Grundschüler als 2020. Einen noch größeren Anstieg gibt es in den Vorschulklassen mit einem Plus von bis zu 1000 Schülerinnen und Schülern, insgesamt sind es rund 10.000 Kinder.
35 neue Schulen in Hamburg
Um dem Anstieg gerecht zu werden, sollen bis 2023 in Hamburg 35 neue Schulen gebaut werden. Fünf haben schon 2021 ihren Betrieb aufgenommen: drei Grundschulen, ein Gymnasium und eine Stadtteilschule. Das Abendblatt stellt sie vor.
Grundschule am Baakenhafen, HafenCity
Mit zwei Klassen und insgesamt 46 Schülerinnen und Schülern geht die Grundschule am Baakenhafen in ihr erstes Schuljahr. „Wir sind eine lesende Schule, bei uns dreht sich alles ums Buch“, sagt Schulleiter Thies Augustin. „Jedes Kind hat immer ein Buch am Platz, und wir machen Projektlesewochen, in denen wir zum Beispiel Illustratoren und Autoren einladen. Daneben wollen wir das ,kindliche Wow‘, also die Neugier auf die Welt, erhalten und fördern. Das sind unsere beiden Schwerpunkte.“
In eigenen Räumen kann das zurzeit aber noch nicht stattfinden: Aktuell teilt sich die Grundschule ein sogenanntes „Schuldorf“ aus Containern am Lohsepark mit dem ebenfalls neu gegründeten Campus HafenCity. Ein Gebäude am Lohsepark wird für die Grundschule genutzt, ein weiteres für den Campus HafenCity. Den Fachtrakt für Kunstunterricht und Darstellendes Spiel sowie die Mensa mit zwei Speisesälen teilen sich die Schulen momentan.
Der Neubau für die Grundschule an der Baakenallee 33 soll im Dezember 2022 fertiggestellt werden, der Umzug in das Gebäude ist zu 2023 geplant. Zwei Etagen werden dabei unterirdisch gebaut, dort wird die Turnhalle einziehen. Auf dem Dach entstehen ein Spiel- und Fußballplatz sowie ein Pausenhof. Der zweite Pausenhof kommt vor die Tür. Im fertiggestellten Schulgebäude wird es künftig geschlossene Bereiche, sogenannte „Compartments“ mit Materialien wie iPads, für die jeweils vier Klassen eines Jahrgangs geben.
Grundschule am Park, Harburg
Eine noch kleinere Gruppe wurde im August 2021 in Harburg begrüßt: 37 Schülerinnen und Schüler lernen an der neuen Schule am Park, eine erste Klasse mit 17 und eine Vorschulklasse mit 20 Kindern. Später soll die Schule vierzügig werden und zwischen 360 und 380 Schülerinnen und Schüler betreuen. Die Grundschule am Park ist im Moment auch noch in Containern untergebracht, voraussichtlich im Sommer 2022 wird sie das sanierte Gebäude der ehemaligen Lessing-Stadtteilschule in der Schwarzenbergstraße 50 beziehen.
Die Grundschule am Park hat sich die Schwerpunkte Technik und Sprache gesetzt: „Sprache sehen wir als verbindendes Element“, sagt Schulleiter Frank Rohweder. „Wir haben in Harburg eine Bandbreite von Schülern: Zum einen bildungsnahe Eltern, beispielsweise aus dem Harburger Binnenhafen, aber auch Kinder, die noch etwas mehr Unterstützung in der deutschen Sprache benötigen. Wenn ich Deutsch als Sprache nicht ausreichend erlernt habe, habe ich geringere Chancen auf Bildungserfolg.“
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Neben sprachsensiblem Unterricht auf Deutsch soll ab Sommer 2022 auch Englisch im Schulalltag verwendet werden, um die Sprache stärker zu fördern. „Auch für Grundschulen, sollte die Fachlichkeit bei mathematisch-naturwissenschaftlichen Themen eine wichtigere Rolle spielen“, sagt Rohweder weiter. Wenn in Harburg das Thema „Feuer“ auf dem Lehrplan steht, werden die Schülerinnen und Schüler künftig also keine Feuerwehrwache besuchen, sondern sich mit der Frage beschäftigen: „Warum brennt Feuer?“
Grundschule Fabriciusstraße, Bramfeld
Aus zwei mach eins mach zwei: So könnte man die Geschichte der Schule Fabriciusstraße zusammenfassen. Die Schule Fabriciusstraße wurde 1957 auf den Rhabarber-Feldern von Bramfeld gegründet. Im Jahr 2005 wurde sie mit der Schule Heinrich-Helbing-Straße zur Schule An der Seebek zusammengeschlossen, weil es damals immer weniger Kinder und Jugendliche im Stadtteil gab.
In diesem Schuljahr wurde die Zusammenlegung nun wieder aufgelöst – und die Schule an der Fabriciusstraße quasi neu gegründet – weil in Bramfeld mit mehr Neubauten auch wieder mehr Kinder in die Schulumgebung gekommen sind. Nach der Teilung betreut die Fabriciusstraße 300 Schülerinnen und Schüler. Diese Verkleinerung im Vergleich zur Schule an der Seebek ist wichtig, sagt Schulleiterin Birgit Möller: „In der Grundschule soll es familiär zugehen, und da möchte ich als Schulleiterin zumindest jedes Gesicht kennen. Bei 750 kann ich das nicht mehr.“
In Bramfeld entsteht ein neues Haus, in dem die dritten und vierten Klassen ab den Herbstferien unterrichtet werden sollen. Sobald der Umzug abgeschlossen ist, entscheidet sich, welche Profile von der alten Schule An der Seebek übernommen werden. „Auf jeden Fall bleibt das Profil Kunst als Schwerpunkt, weil wir zwei Schulchöre, eine große Aula und eine Kunst- und Holzwerkstatt haben“, sagt Möller.
Gymnasium Rotherbaum, Eimsbüttel
In Eimsbüttel wartet eine weitere Schule auf den Einzug in ihr neues Heim: Das Backsteingebäude an der Bundesstraße 58 soll in den kommenden zwei Jahren für das neue Gymnasium Rotherbaum aufwendig umgebaut werden. In dem Gebäude war vorher eine Berufsbildende Schule untergebracht. In sein erstes Schuljahr startet das Gymnasium daher noch im Fröbelhaus, ein paar Häuser weiter.
56 Schülerinnen und Schüler in zwei fünften Klassen beschäftigen sich hier unter anderem mit den Schwerpunkten Demokratie, Partizipation und Digitales Lernen. Im Sommer 2022 soll das Gymnasium dreizügig werden. Im Unterricht sollen die Schülerinnen und Schüler die inhaltliche Orientierung teilweise mitgestalten können, Ämter wie Klassensprecherinnen und der Klassenrat werden gefördert, sagt Schulleiterin Katja Teckentrup: „Wir legen Wert auf eine Kultur der Teilnahme.“ Dabei helfen sollen die eigenen Kurse „Demokratie in Schule und Stadtteil“ und „Digitales Lernen“.
„Wir wollen auch einen kritischen Blick fördern und mit den Schülerinnen und Schülern überlegen, wo digitales Lernen gewinnbringend ist und wo analoges Lernen sinnvoller ist. Auch für das Thema Datenschutz sollen sie sensibilisiert werden“, sagt die Schulleiterin.
Stadtteilschule Campus HafenCity (CHC), HafenCity
51 Schülerinnen und Schüler lernen seit 2021 am neuen Campus HafenCity. Die Schule ist mit einer Stadtteilschulklasse und einer Gymnasialklasse ins neue Schuljahr gestartet. „Wir wollen die Brücke schlagen zwischen HafenCity, Rothenburgsort und Veddel“, sagt Schulleiterin Meike Ludzay. „In Rothenburgsort und der HafenCity gab es bislang keine weiterführende Schule, daher bedienen wir vor allem diese Nachfrage.“
Wie für die Grundschule am Baakenhafen, mit der sich der Campus HafenCity aktuell die Räumlichkeiten am Lohsepark teilt, wird auch für die Stadtteilschule ein neuer Schulbau entstehen. Der soll nach aktueller Planung allerdings erst im Jahr 2025 fertig gestellt werden. Ähnlich wie in Eimsbüttel soll auch in der HafenCity das Demokratieverständnis ein Schwerpunkt im Schulalltag sein.
„Es geht nicht nur um die Fächer, die sich mit Demokratie beschäftigen, sondern auch das Schulleben insgesamt. Kinder und Familien werden in Entscheidungen einbezogen: Schüler können Themen, die sie im Alltag bewegen, in Zukunft auf einer Schulplattform ansprechen und darüber abstimmen“, sagt der kommissarische Stellvertreter der Schulleitung, Mirko Czarnetzki.
Ein zweiter Schwerpunkt liegt am Campus auf Bewegung. „Sportunterricht gibt es an jeder Schule. Wir wünschen uns, Bewegung darüber hinaus in den Unterricht zu integrieren. Wir finden, dass das auch das Lernen befördert“, sagt Czarnetzki. Dafür soll es im Unterricht Bewegungsspiele geben, außerdem werden Flächen abseits von Stühlen zum Lernen bereitstehen. Schülerinnen und Schüler können etwa mit beweglichen Schreibtischbrettchen arbeiten.