Hamburg. Als Ankermieter zieht das Mode- und Lifestyleunternehmen auf 14.000 Quadratmetern im neuen Einkaufsviertel am Überseequartier ein.

Wer wird der Ankermieter im neuen Einkaufsviertel Westfield Hamburg-Überseequartier? Darüber wurde seit langem spekuliert. Jetzt steht fest: Das Stuttgarter Mode- und Lifestyleunternehmen Breuninger wird einen sogenannten Flagship-Store mit 14.000 Quadratmeter Gesamtfläche im Herzen der HafenCity eröffnen.

Der langfristige Mietvertrag wurde am Mittwoch unterzeichnet. Das bestätigte Holger Blecker, Vorsitzender der Unternehmensleitung von Breuninger, im exklusiven Gespräch mit dem Abendblatt im 25hours Hotel an der Überseeallee. Der Firmenchef lässt aus dem Besprechungsraum den Blick auf die Baustelle schweifen. „In Höhe des Krahn mit der Nummer 14 wird das Gebäude entstehen, in dem wir auf drei Etagen eröffnen werden“, sagt Blecker.

Breuninger eröffnet im Herbst 2023 in der HafenCity

Das Unternehmen mit rund 6.000 Mitarbeitern, das 1881 in Stuttgart gegründet wurde und hier auch seine Zentrale hat, betreibt in Deutschland und Luxemburg insgesamt 13 Luxuskaufhäuser. Diese bieten Mode von internationalen Designern im Premiumsegment, Accessoires und auch vielfältige Gastronomie. Bislang gibt es Flagship-Stores in Stuttgart, Nürnberg und in Düsseldorf. Nun kommt ein weiterer in der Hansestadt dazu. Die Eröffnung ist für Herbst 2023 geplant. „Hamburg stand bei uns schon immer ganz oben auf der Wunschliste. Diese moderne, weltoffene und dynamische Handelsstadt passt zu Breuninger“, sagt Holger Blecker.

Bereits seit geraumer Zeit hatten Unibail-Rodamco-Westfield – der französische Immobilienkonzern investiert mehr als eine Milliarde Euro in das neue Quartier - über den Mietvertrag verhandelt. Aber warum zieht Breuninger nicht in die Innenstadt? Dort sind aktuell durchaus große Flächen zu haben. „Wir haben uns bewusst für die HafenCity entschieden. Das ist eine der größten und spannendsten Projektentwicklungen in Europa. Wir freuen uns, dass wir jetzt hier in unmittelbarer Nähe zur Elbe unseren Flagship-Store realisieren können“, sagt Blecker.

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Kunden in Hamburg erwartet eine Erlebniswelt

Auf dem 67.000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen bis Herbst 2023 insgesamt 14 Gebäude, rund 650 Wohnungen, Büroflächen und drei Hotels mit insgesamt 830 Zimmern. In dem Einkaufsquartier sollen rund 200 Flächen für Läden, Gastronomie und Entertainment realisiert werden. Die größte Einzelhandelsfläche hat sich Breuninger gesichert. „Wir eröffnen ein Haus für die Hamburgerinnen und Hamburger. Unsere Philosophie ist es, dass wir immer ein Teil der Stadt sein wollen, in der wir einen Breuninger Department Store betreiben. Das heißt, wir bringen uns in das gesellschaftliche Leben ein. Zum Beispiel durch die Förderung von sozialen Projekten, Kultur oder Vereinen“, sagt Blecker.

So könnte der Breuninger in der HafenCity aussehen.
So könnte der Breuninger in der HafenCity aussehen. © Breuninger

Auch in Hamburg erwarte die Kunden ab 2023 eine Erlebniswelt, kündigte Breuninger-Chef Blecker im Abendblatt-Gespräch an. „Wir wollen vor allem Emotionen vermitteln. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen sich als Gastgeber für unsere Kunden. Wer zu uns kommt, der soll sich einfach wohlfühlen und stundenlang verweilen. Deshalb wird es auch in Hamburg eine hochwertige Gastronomie geben.“

Wird es im Hamburger Haus eine Sansibar geben?

An den Standorten in Düsseldorf und Stuttgart können die Kunden in der Sansibar by Breuninger – ein Ableger der berühmten Sansibar auf Sylt – speisen. Wird es im neuen Hamburger Haus auch eine Sansibar geben? „Wir arbeiten zur Zeit an einem Gesamtkonzept für das Haus. Dabei geht es natürlich um das Sortiment im Premiumsegment, aber auch um die Gastronomie und die Serviceleistungen“, sagt Holger Blecker.

Wer zum Beispiel in Düsseldorf einkauft, der kann mit einem kostenlosen Shuttle-Service zum Geschäft gefahren und wieder nach Hause gebracht werden. Das Angebot soll es auch in Hamburg geben und mehr. Zudem hat Breuninger inzwischen weit mehr als eine Million Kundenkarten ausgegeben. „Damit wird man ein Teil der Breuninger-Familie und erhält zum Beispiel Zugang zu exklusiven Fashion-Events, die wir in unseren Häusern veranstalten. Natürlich wollen wir auch in Hamburg ein Ort für gesellschaftliche Ereignisse sein“, sagt Blecker.

650 Millionen Euro Umsatz allein durch das Onlinegeschäft

Breuninger ist vor allem in Süddeutschland bekannt. Durch die Eröffnung des Flagship-Stores 2013 in Düsseldorf wurde die Marke auch im Rheinland heimisch. Weitere mitteldeutsche Standorte gibt es in Leipzig und Erfurt. Der Norden war bislang ein weißer Fleck auf der Landkarte des Familienunternehmens. „Als erster Standort im Norden kam für uns nur Hamburg in Frage. Natürlich spielt es auch eine große Rolle, dass wir hier viel Kaufkraft aus dem Umland haben, und dass die Stadt jedes Jahr Millionen Touristen anzieht“, sagt Blecker.

Während der Corona-Krise waren auch die Breuninger-Häuser monatelang geschlossen. „Wir haben keine finanzielle Unterstützung vom Staat außer Kurzarbeitergeld erhalten. Das war wirtschaftlich eine Herausforderung, aber wir haben zum Glück einen stetig wachsenden Onlinehandel, den wir auch künftig weiter ausbauen werden. Schon heute haben wir viele breuninger.com-Kunden in Hamburg und Umgebung“, sagt Blecker. Wichtig sei, den stationären Handel und das Onlinegeschäft miteinander zu verzahnen. Beides seien wichtige Geschäftsfelder mit großer Zukunft, so der Breuninger-Chef.

Nach Abendblatt-Informationen erwartet das Unternehmen in diesem Jahr einen Umsatz von rund 650 Millionen Euro allein durch das Onlinegeschäft. 2019 hatte der Gesamtumsatz von Breuninger rund eine Milliarde Euro betragen. „Mit der Eröffnung in Hamburg setzen wir unseren Expansionskurs fort“, sagt Blecker. Vor kurzem hatte das Unternehmen das Konen-Bekleidungshaus mit Standorten in München und Luxemburg übernommen.

Breuninger soll Aushängeschild in der HafenCity werden

In der Innenstadt – die eh schon mit Leerständen zu kämpfen hat - wird die Ansiedlung von Breuninger in der benachbarten HafenCity für Aufsehen sorgen. Die Stuttgarter dürften vor allem für das Alsterhaus ein Konkurrent sein. Aber so sieht das Holger Blecker, der seit 1990 im Unternehmen ist und seit 2017 Breuninger leitet, nicht. „Wir sehen uns als Bereicherung für Hamburg und werden uns hier mit einem Konzept präsentieren, das in der Hansestadt bislang einmalig ist.“

Andreas Hohlmann, Deutschlandchef von Unibail-Rodamco-Westfield, und Breuninger-Chef Holger Blecker mit der Großbaustelle im Überseequartier im Hintergrund.
Andreas Hohlmann, Deutschlandchef von Unibail-Rodamco-Westfield, und Breuninger-Chef Holger Blecker mit der Großbaustelle im Überseequartier im Hintergrund. © Breuninger

Und auch Andreas Hohlmann, Deutschlandchef von Unibail-Rodamco-Westfield, freut sich über den Ankermieter. „Die strategische Partnerschaft mit Breuninger stellt den nächsten Meilenstein in der Projektentwicklung des Westfield Hamburg-Überseequartiers dar. Der Flagship-Store wird ein zentrales Aushängeschild des Quartiers.“