Hamburg. Studie von HamburgWasser nennt als Gründe Pandemie und Trend zum Gartenpool. Appell an die Verbraucher.

Die Hamburger verbrauchen zu viel Wasser. Das wird angesichts zunehmender Hitzerekorde und Trockenheit zum Problem. In einer von HamburgWasser in Auftrag gegebenen und am Donnerstag vorgestellten Studie wurden 1002 Personen zwischen 18 und 69 Jahren nach ihrem Nutzungsverhalten gefragt. Heraus kam: Die Pandemie, veränderte Ansprüche an die Ressource und eine sinkende Sensibilität bei den Jüngeren sind für den Wasserverbrauch verantwortlich. Lag der 2015 pro Person noch bei 139 Litern am Tag, sind es jetzt 144 Liter – 1825 Liter mehr im Jahr.

Um drastische Maßnahmen wie Rationierungen zu vermeiden, appelliert HamburgWasser an alle Verbraucher, insbesondere im Hochsommer sparsam mit Wasser umzugehen. Das schließe Nutzungsgruppen wie Landwirtschaft und industrielle Verbraucher mit ein, sagte Geschäftsführerin Nathalie Leroy. „Auch wir als Versorger leisten unseren Beitrag, denn Wassersparen ist eine Gemeinschaftsaufgabe und gemeinsam müssen wir dafür sorgen, den Wasserstress zu reduzieren.“ Frühzeitig Spitzenverbräuche zu senken, wäre wichtig, um Versorgungsengpässe zu vermeiden.

Coronabedingte Veränderungen im Alltag

Als besondere Treiber stellten sich laut Befragung die coronabedingten Veränderungen im Alltag und bei der Hygiene heraus: Vier von zehn Befragten gaben an, dass ihr Wasserverbrauch während der Corona-Pandemie gestiegen sei. Besonders die Jüngeren führten es darauf zurück, dass sie durch das Homeoffice und Homeschooling häufiger zu Hause waren als üblich und durch häufiges Händewaschen, Kochen oder Putzen mehr Wasser benötigt haben.

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Während der Pandemie haben auch viele Menschen in Haus und Garten investiert, etwa in Swimmingpools. Laut Studie hat sich die Zahl der frei stehenden und eingelassenen Pools im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt: Sechs Prozent der Befragten gaben an, nun einen Aufstell-Pool zu besitzen (vor der Pandemie waren es drei Prozent), weitere drei Prozent wollen sich in den kommenden zwölf Monaten einen zulegen. Die Zahl der eingelassenen Pools stieg von zwei Prozent vor der Pandemie auf mittlerweile fünf Prozent. Auch die Zahl der Planschbecken und Rasensprenger stieg jeweils um drei Prozent.

Trend zum Pool

Besonders alarmiert zeigte sich Leroy angesichts des häufig vorgenommenen Wasseraustausches. So gaben 37 Prozent der Besitzer von frei stehenden und 71 Prozent der Besitzer von eingebauten Pools an, in den Sommermonaten mindestens einmal monatlich das Wasser auszutauschen. Bei eingelassenen Pools sind das laut Hamburg Wasser mehr als 10.000 Liter – und damit auf einen Schlag etwa dreimal so viel, wie eine Person durchschnittlich im Monat verbraucht (3500 Liter).

„Der Trend zum Pool wird uns weiter begleiten und sich deutlich auf den Gesamtwasserverbrauch auswirken – gerade in der Zeit der Spitzenverbräuche“, sagte sie. Die Poolbesitzer würden so in zwei Monaten sechs Prozent der jährlichen Trinkwasserabgabe an die Hamburger Haushalte beanspruchen. „Ein monatlicher Wasserwechsel ist nicht nötig. Es gibt Reinigungsanlagen, die das überflüssig machen.“ Zudem könne man auch Regenwasser zum Befüllen des Pools nutzen.

Gute Nachricht

Sowohl Leroy als auch Stefan Liehr vom Frankfurter Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), das mit HamburgWasser den Wasserbedarf erforscht, betonten, man wolle nicht verschiedene Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausspielen. Doch die Gruppe der Jüngeren, zu der auch die Poolbesitzer gehörten, verbraucht auch im Alltag mehr Wasser als Ältere: Sie duschen häufiger und länger, spülen häufiger und waschen öfter Wäsche.

Während mehr als die Hälfte (54 Prozent) der 18- bis 64-Jährigen täglich duscht, tut das nur ein Viertel der 65- bis 79-Jährigen. Insgesamt gaben die Befragten dem Duschen aber den Vorzug: Nur sechs Prozent von ihnen nehmen täglich ein Bad, während 47 Prozent täglich duschen. 53 Prozent der Befragte sagten, dass sie seltener als einmal im Monat oder nie badeten. „Das ist eine gute Nachricht, denn ein Vollbad verbraucht dreimal so viel Wasser wie einmal Duschen“, so Leroy.

Spülmaschine ist bei 66 Prozent mehrmals wöchentlich im Einsatz

Zumindest, wenn das Duschen nicht zu lange dauert. Doch fast die Hälfte (48 Prozent) der 18- bis 39-Jährigen gaben an, zwischen zehn und 20 Minuten oder länger zu duschen – die Mehrheit der 40- bis 79-Jährigen braucht dagegen nur fünf bis zehn Minuten. Und: 43 Prozent der Befragten besitzen eine Regendusche (sieben Prozent davon wurden während der Pandemie angeschafft). Diese verbraucht bis zu dreimal mehr Wasser als eine herkömmliche Dusche und damit wieder so viel wie eine Badewanne.

Auch beim Geschirr- und Wäschewaschen sind die 18- bis 39-Jährigen, in deren Haushalt auch am häufigsten Kinder leben, die größten Verbraucher: Die Spülmaschine ist bei 66 Prozent mehrmals wöchentlich im Einsatz, die Waschmaschine bei 80 Prozent. Von den 65- bis 79-Jährigen nutzen dagegen nur 34 Prozent die Spülmaschine und 32 Prozent die Waschmaschine mehrmals pro Woche. Von den Spülmaschinennutzern geben 41 Prozent an, ihr Geschirr vorzuspülen. Aus Sicht Leroys ein überflüssiger doppelter Wasserverbrauch. „Es reicht, die Essensreste zu entsorgen. Den Rest macht die Maschine.“

Befüllung von Pools rationieren

Auch, dass nur zwei Drittel der Befragten eine Toilette mit Spartaste nutze, findet sie irritierend. „Diese Ausstattung sollte mittlerweile Standard sein.“ Mit einer Spartaste könne ein Spülvorgang von neun bis 14 Liter auf drei bis sechs Liter reduziert werden. Hier seien Vermieter und Wohnungsbaugesellschaften in der Pflicht.

Außer den Poolbesitzern sprachen sich 60 Prozent der Befragten bei Wasserknappheit dafür aus, die Befüllung von Pools zu rationieren. Das sehen nur 42 Prozent der Poolbesitzer genauso. Der Rest wäre dafür, die Bewässerung öffentlicher Grünflächen zu begrenzen.