Hamburg. Wenig Regen, heiße Sommer, hoher Verbrauch – Klimawandel erschwert städtischem Versorger die Arbeit. Chefin hat neuen Job.

Der Wasserverbrauch der Hamburger war lange Zeit kein erwähnenswertes Thema in den Jahresberichten von Hamburg Wasser und dem Management des städtischen Versorgungsunternehmens in seinen offiziellen Statements kaum einen Satz wert. Die Bewohner der Hansestadt sind eher sparsam und verbrauchen mit etwas mehr als 100 Litern pro Kopf im Durchschnitt weniger als im Bundesdurchschnitt.

Zwar steigt der Verbrauch seit 2010 wieder, aber die Grundwasserbrunnen der Stadt sind tief, die in die Tiefe sickernden Pestizide und Phosphate zudem noch weit entfernt. Die Vorräte sind reichlich, die Qualität ist ausgezeichnet, kein Grund also zur Sorge. Mehr gab es zur Versorgungssicherheit bisher nicht zu sagen.

Wasser wird eine zunehmend kostbare Ressource

Doch nach drei heißen und regenarmen Sommern in Folge, nach einer Reihe von Tagen, an denen aus den Leitungen in der Stadt mehr gezapft wurde, als die Wasserwerke in der Stadt und in den Nordheide aufbereiten konnten, und Hamburg Wasser deshalb die Vorräte in den Reservoirs angreifen musste, ändert sich das jetzt. Wassersparen ist in Hamburg jetzt wieder ein Thema.

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„Wassersparen ist das Gebot der Stunde“, mahnte Michael Pollmann, Staatsrat in der Umweltbehörde und Aufsichtsratsvorsitzender von Hamburg  Wasser, eindringlich, als das Management des Versorgers am Donnerstag die Bilanz des Corona- und Hitzejahres 2020 vorstellte. Um die Versorgungssicherheit in der wachsenden Stadt sicherzustellen, seien „kurz-, mittel und langfristig erhebliche Anstrengungen und Investitionen“ notwendig, so der Staatsrat. „Auch in Hamburg wird Wasser eine zunehmend kostbare Ressource, mit der wir sorgsam umgehen müssen.“

Trinkwasserversorgung in Hamburg sei sichergestellt

Zugleich versicherten Nathalie Leroy und Michael Hannemann, die Geschäftsführer des städtischen Ver- und Entsorgers, ein ums andere Mal: „Die Trinkwasserversorgung in Hamburg ist sichergestellt.“ Und: „Kurzfristig ist der Klimawandel nicht bedrohlich.“ Die Teilnehmer der Videokonferenz erlebten einen verbalen Drahtseilakt mit zwei Hauptbotschaften: Wasser wird in Hamburg zwar nicht knapp, aber knapper. Und: Wir stehen vor Herausforderungen, die hohe Investitionen erfordern,.

Der eine Grund, dass es knapper wird mit dem Wasser, ist die wachsende Stadt. Mehr Menschen verbrauchen eben mehr Wasser. Schwerer vorhersehbar sind die Auswirkungen des Klimawandels. 2018 und 2020 registrierte das Unternehmen jeweils um die 20 Tage mit mehr als 400.000 Kubikmeter Wasserverbrauch, im langjährigen Durchschnitt waren bislang zwei bis drei solcher Tage üblich.

Niederschlag fällt weniger zuverlässig

400.000 Kubikmeter, das ist die Menge, die zu bewältigen ist, wenn die Technik unter Volllast läuft. Ende Mai 2018 aber gab es einen Tag mit fast 450.000 Kubikmetern Verbrauch. Das war nur zu bewältigen, weil Hamburg Wasser an die Reserven ging. „Die Zahl solcher Tage pro Jahr wird sich erhöhen“, sagte Hannemann.

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. © Unbekannt | Unbekannt

Zugleich fällt der Niederschlag weniger zuverlässig: Wolkenbrüche und längere Trocken- und Dürreperioden wie im August 2020 häufen sich. Die von den Wasserwerkern anhand der Daten ihrer Messstationen geführten Statistiken zeigen zudem, dass im Spätherbst, Winter und im frühen Frühjahr insgesamt bisweilen deutlich weniger Regen fällt.

2020 gab es niederschlagsärmsten November seit Beginn der Wetteraufzeichnungen

 „Der November 2020 war der niederschlagsärmste November seit Beginn der Wetteraufzeichnungen“, so Hannemann. Es fiel nur ein Viertel der üblichen Mengen. Das ist besorgniserregend, weil es die Monate sind, in denen der Regen nicht von der Vegetation aufgezehrt wird, sondern bis in die Erdschichten sickert, aus denen Hamburgs Trinkwasser gefördert wird.

„Wir werden allein in den kommenden fünf Jahren in den Neubau und die Sanierung unserer Brunnen rund 50 Millionen Euro stecken“, kündigte Hannemann an. Wassersparen könne helfen, die notwendigen Investitionen gering zu halten. Es war nur eine von auffällig vielen Bemerkungen über absehbar hohe Kosten und Investitionen, die nun notwendig seien. Staatsrat Pollmann versprach, man werde bemüht sein, Trinkwasser „zu fairen Preisen“ zu liefern.

Wasserpreis in der Stadt dürfte künftig stärker steigen

Nathalie Leroy wies darauf hin, dass der Wasserpreis in den vergangenen Jahren weniger stark gestiegen sei als die allgemeinen Lebenshaltungskosten. Werden die Preiserhöhungen bei Hamburg Wasser wegen des Klimawandels künftig also für die Verbraucher stärker spürbar sein als bisher? Es gab keine eindeutige Antwort darauf. Aber klar ist: Teures Wasser ist ein Anreiz, weniger zu verbrauchen.

Auch eine überraschende Personalie wurde verkündet: Nathalie Leroy, seit 2013 kaufmännische Geschäftsführerin, seit 2018 Sprecherin der Geschäftsführung und eine der wenigen Frauen an der Spitze eines städtischen Unternehmens, kündigte ihren Abschied an. „Ich werde Hamburg Wasser noch in diesem Jahr verlassen“, sagte sie. Die Französin wechselt nach München und auch die Branche. Leroy wird Mitglied der Geschäftsführung des Flughafens München – obwohl ihr Vertrag bei Hamburg Wasser noch für weitere fünf Jahre galt.