Hamburg. „Plan3t“ berechnet CO2-Fußabdrücke und gibt Nutzern Hausaufgaben, um den eigenen Verbrauch zu reduzieren.
Zug oder Auto? Biogas oder Fernwärme? Vegan oder Mischkost? Wer seinen persönlichen CO2-Fußabdruck berechnen – also herausfinden möchte, wie viel klimaschädliches Kohlendioxid er selbst verursacht – muss diese Fragen beantworten. Zum Beispiel in der Smartphone-App namens Plan3t.
Drei Hamburger haben sie im März auf den Markt gebracht und zählen bereits knapp 10.000 Downloads. Solche Online-Rechner gibt es schon seit Jahren. Eher neu ist: Plan3t belässt es nicht bei der Analyse, sondern gibt auch Handlungsempfehlungen. Die Hausaufgaben, die die App verteilt, heißen etwa: verzichte auf Käse, halt das Duschen kurz oder nimm Elektrogeräte vom Stromnetz, wenn du sie nicht nutzt.
Eines der Ziele lautet: Das Klima retten oder jedenfalls dazu anspornen
Je mehr CO2 der Nutzer einspart, desto mehr Punkte erhält er – und je höher die Punktzahl, desto eher wird er belohnt und erhält Rabatte von den 25 Partnern der App. Mit dabei sind etwa die Fernbusfirma Flixbus und der Hamburger Ökostrom-Anbieter Enyway.
Lesen Sie auch:
- Erster klimaneutraler Müllsack kommt aus Hamburg
- So soll Hamburg Vorreiter der Energiewende werden
- Wie Kohlendioxid aus der Atmosphäre geholt werden kann
Erfüllt ein Nutzer die Aufgaben, könnten die C02-Emissionen um mehr als 15 Prozent reduziert werden, sagt Lukas Wehrhahn (29). Er hat mit seinem Bruder Kaspar (27) und dem Arbeitskollegen Christian Gärtner (24) ihr Start-up, das so heißt wie die App, und seinen Sitz in Eimsbüttel im Mai 2020 gegründet. Eines der Ziele lautet: Das Klima retten oder jedenfalls dazu anspornen.
Emissionen werden an anderer Stelle gespart
„Die kommenden Jahre entscheiden darüber, ob die nächsten Generationen noch einen lebensfähigen Planeten vorfinden“, sagt Lukas Wehrhahn. Er ist überzeugt: „Die Emissionen müssen bis 2050 auf unter eine Tonne CO2 pro Person im Jahr sinken.“ Aktuell sind es laut dem Umweltbundesamt in Deutschland noch etwa elf Tonnen. Ein weiter Weg.
Denn den alten Diesel durch ein E-Auto zu ersetzen ist für manche zu teuer. Andere wiederum wollen nicht auf Flugreisen verzichten. Plan3t bietet dafür eine seit vielen Jahren gängige Lösung an: die finanzielle Kompensation des CO2-Ausstoßes einer Flugreise. Die Emissionen werden beim Flug zwar ausgestoßen, aber an anderer Stelle gespart.
Flugreisen erzeugen nur rund drei Prozent der globalen Kohlendioxid-Emission
So können die App-Nutzer ein Solarenergie-Projekt in Tansania, Biogas in Indien oder die Renaturierung des Königsmoors südlich von Neumünster fördern. Das Hamburger Start-up arbeitet dafür mit den gemeinnützigen Organisationen Klima-Kollekte und Myclimate zusammen. Kritiker sagen allerdings, das sei Greenwashing, weil man sich vom eigenen Fehlverhalten freikaufe.
Die Brüder Wehrhahn haben kürzlich selbst kompensiert, weil sie über Ostern auf Mallorca waren. Das hat pro Person 0,6 Tonnen CO2-Ausstoß ausgemacht. Dafür gingen etwa 15 Euro an eines der Projekte. „Wir machen das jedes Jahr einmal. Das ist für uns okay. Weniger fliegen ist super, aber Flugreisen erzeugen nur rund drei Prozent der globalen Kohlendioxid-Emission“, so die Gründer.
Start-up macht keinen Gewinn durch die Kompensationszahlungen
Das Start-up macht nach Angaben der Brüder Wehrhahn keinen Gewinn durch die Kompensationszahlungen, es behält aber Kosten für die Transaktion ein. Für die Projekte blieben 80 Prozent der Summe übrig, sagen die Plan3t-Macher. Geld kommt aber über Provisionen herein. Führt eine Rabattaktion dazu, dass der Stromanbieter Enyway oder ein anderer Partner neue Kunden gewinnt, erhält das etwa 15 Prozent Provision. Seit dem Start der App im März sei ein Umsatz im mittleren vierstelligen Bereich verbucht worden, heißt es.
Aktuell ist der Co2-Fußabdruck-Rechner nur auf Deutschland zugeschnitten. Er muss länderspezifisch angepasst werden, weil zum Beispiel skandinavische Länder die erneuerbaren Energien bereits intensiver ausgebaut haben als Deutschland. In einer Rangliste der EU-Staaten lag Schweden im Jahr 2018 auf dem ersten Platz, Deutschland dagegen nur auf Platz 17. Bis Ende des Jahres soll der Rechner für weitere europäische Staaten verfügbar sein.