Hamburg. Verkehrssenator Tjarks sieht Projekt als Kraftakt, mit dem Hamburg eine Vorreiterrolle im Taxengewerbe einnehmen werde.
Wenn Taxis künftig durch Hamburgs Straßen „stromern“, dann trifft das Wort den Kern. Hamburg will nämlich die Umstellung der Taxiflotte auf E-Fahrzeuge kräftig vorantreiben. Dazu stellt die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende zusätzlich drei Millionen Euro bereit.
Mit der Förderung soll der Mehraufwand beim Betrieb eines E-Taxis gegenüber einem herkömmlichen Fahrzeug ausgeglichen werden. Ziel ist es, bis zum Jahresende bis zu 130 E-Taxis mit jeweils 10.000 Euro zu unterstützen. 20 barrierefreie Taxis erhalten eine Förderung von bis zu 20.000 Euro, wie die Behörde am Mittwoch mitteilte.
In einer zweiten Stufe werden ab Oktober bis Juni 2022 weitere 170 E-Taxis mit bis zu 5000 Euro und 30 für die Rollstuhlbeförderung geeignete Taxen mit bis zu 10.000 Euro gefördert. Die Subvention des Bundes und der Fahrzeughersteller zur Anschaffung eines E-Fahrzeugs von bis zu 9000 Euro gibt es zusätzlich.
Hamburgs Taxi-Unternehmen sollen zum Umstieg bewegt werden
Mit dem unter dem Namen „Zukunftstaxi“ firmierenden Projekt sollen die etwa 2000 Taxiunternehmer in der Stadt, deren Flotte derzeit bis auf eine Handvoll Batterie- und Wasserstoff-Fahrzeuge mit Diesel oder Benzin betrieben wird, zum Einstieg in die Elektromobilität bewegt werden.
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Durch die Extra-Förderung von behindertengerechten Fahrzeugen soll zudem die Knappheit der aktuell zur Verfügung stehenden Taxis für mobilitätseingeschränkte Menschen behoben werden. Nach Auskunft von Nina Gust, Leiterin der Geschäftsstelle des Inklusionsbüros, gibt es derzeit nur 15 bis 20 Anbieter in Hamburg, die Fahrzeuge für Rollstuhltransporte bereitstellen. Und dann auch nur zu bestimmten Zeiten. „Spontane Taxifahrten sind für eingeschränkte Menschen so kaum möglich“, sagt Gust.
CO2-Einsparpotenzial durch Elektrotaxis: 25.000 Tonnen
Wegen der hohen Laufleistung von 63.000 Kilometern im Jahr ist die CO2-Einsparung bei den Taxis besonders deutlich. Bei einer kompletten Umstellung aller 3000 Fahrzeuge in der Stadt könnten bis zu 25.000 Tonnen des Klimagases eingespart werden, sagte Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne).
Seine Vorstellung: Im Jahr 2030 rollen nur noch E-Taxis durch Hamburg. Tjarks bezeichnete das Projekt als einen „Kraftakt, mit dem Hamburg eine Vorreiterrolle im Taxigewerbe und in der Mobilitätswende einnehmen wird“.
Projekt wird von zahlreichen Industrie-Partnern unterstützt
Ein Kraftakt war es wohl vor allem, alle Beteiligte unter einen Hut zu bringen. Das Projekt „Zukunftstaxi“ wird nämlich von zahlreichen Partnern auch aus der Industrie unterstützt. Die Telekom will beispielsweise zwei Ladepunkte exklusiv für E-Taxis in Hamburg bereitstellen.
Der Anbieter „Free Now“, der bis 2019 MyTaxi hieß, zahlt Hamburger Taxi-Unternehmen einen zusätzlichen Zuschuss von 3120 Euro für die Anschaffung eines E-Fahrzeugs, wenn dieses mit dem Firmenlogo bedruckt wird. „Wir werden dieses Projekt ,Zukunftstaxi‘ sowohl mit finanziellen als auch personellen Ressourcen unterstützen“, sagte der Deutschland-Chef von Free Now, Alexander Mönch.
Dazu gehöre auch, dass Elektroautos bei der Bestellung von Fahrten in der Prioritätenliste nach oben rutschen würden. Die Funktaxi-Genossenschaft Hansa 211 211 will in ihrer App eine Bestellfunktion für E-Taxis einrichten und hat sogar eine extra telefonische Bestellnummer geschaltet: Unter 211 255 sollen die umweltfreundlichen Fahrzeuge geordert werden können. Auch der Fahrdienst Uber will seinen Fahrern einen finanziellen Bonus gewähren, wenn sie sich für die Anschaffung eines vollelektrischen Taxis entscheiden.
Taxen-Union-Chef blickt schon auf den Weltkongress ITS
„Ich bin mir sicher, dass wir mit dem Projekt Zukunftstaxi viele Kolleginnen und Kollegen überzeugen werden“, sagt Christian Brüggmann, geschäftsführender Vorstand der Taxen-Union Hamburg. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage bin ich zuversichtlich, dass es gelingen wird, noch bis zum Weltkongress ITS eine beträchtliche Zahl von Elektro-Taxis auf die Hamburger Straßen zu bringen.“
Katharina Fegebank (Grüne) verwies als Senatorin für Gleichstellung auf die Verbesserung der Situation für Menschen mit Behinderung: „Es ist wichtig, dass wir nun klimafreundliche und barrierefreie E-Taxen, die auch Menschen mit Rollstühlen befördern, nach vorne bringen.“
Fahrpreise sollen sich nicht ändern
Bei den Fahrpreisen soll es aber keinen Unterschied machen, ob man sich mit einem herkömmlichen Taxi oder einem E-Mobil befördern lässt. Für die Taxikunden ändert sich also nichts. „Außer, dass sie noch ausgeruhter ankommen“, ist sich Brüggmann sicher. „Denn mit einem Elektro-Taxi fährt man viel entspannter.“