Hamburg. In den Messehallen arbeiten rund 1000 Mediziner. Einige sind eigentlich schon Rentner, andere machen ihre ersten Berufserfahrungen.

Vom Studium in die Leitungsposition – wie schnell das gehen kann, sieht man aktuell im Hamburger Impfzentrum. Hier arbeitet ein vielfäl­tiges Team: vom Assistenzarzt bis zum Gefäßchirurgen, von 26 bis 70 Jahren ist alles dabei.

„Man kommt frisch von der Uni und denkt: ,Jetzt fange ich ganz unten an.‘ Aber hier spielt das gar keine Rolle“, sagt Jana Bertels. Sie ist die Laborleitung in den Messehallen und damit zuständig für die Ausbildung der sogenannten Hersteller­. Sie koordiniert, verteilt und verwaltet die Phiolen mit Impfstoff, dokumentiert, wann sie angeliefert und aufgeteilt werden. Außerdem ist sie Ansprechpartnerin und beobachtet den Ablauf.

Zwei Formen von Ärztinnen und Ärzten

Die 26-Jährige lebt seit 2016 in Hamburg und hat im Sommer 2020 ihr Staatsexamen gemacht. Danach wollte sie eigentlich erst mal ihre Doktorarbeit schreiben und sich auf eine Assistenzarztstelle in der Dermatologie bewerben. Weil sich so eine Bewerbung und die Suche nach einer passenden Stelle aber auch mal ein paar Monate hinziehen kann, bewarb sie sich im Impfzentrum.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Hier arbeiten zwei Formen von Ärztinnen und Ärzten: Rund 60 von ihnen wurden wie Bertels über die Vermittlungsfirma Doctari in Vollzeit angestellt. Sie kommen meist aus der Region Hamburg und Umgebung. Dazukommen knapp 1000 niedergelassene Ärzte, die sich über den Betreiber, die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH), zur Arbeit im Impfzentrum und den mobilen Impfteams bereit erklärt haben.

Flache Hierarchien

 Sie arbeiten neben ihrer Haupttätigkeit zusätzlich in den Messehallen. Von Dezember bis Anfang Januar haben Doctari und die KVH gemeinsam drei Wochen lang Personal gesucht, bevor das Impfzen­trum öffnen konnte.

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Bevor Bertels Ende Dezember zum Start des Impfzentrums angefangen hat, gab es einen Einarbeitungstag, an dem alle Abläufe zum Impfstoff erklärt wurden. Inzwischen bekommen neue Mitarbeiter Schulungen und werden ansonsten durch die erfahreneren Kollegen angeleitet. „Das ist total spannend für mich“, sagt Bertels über die flachen Hierarchien im Ärzteteam. „Es ist eine ganz andere erste Stelle, als ich es erwartet hätte.“

Dynamische Abläufe

Wenn man als Medizinstudent Praktika – genannt Famulaturen – im Krankenhaus absolviert, herrschen klare Hierarchien: Es gibt den Chefarzt und Oberärzte, dann Assistenzärzte, die untergeordnet sind und die im Arbeitsalltag immer Rücksprache halten müssen.

Klaus Becker (66) ist einer von sechs medizinischen Leitern im Hamburger Impfzentrum. Becker ist Ansprechpartner für medizinische Fragen der Impfärzte, behält den Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu Impfstoffen und die Entwicklungen vor Ort.
Klaus Becker (66) ist einer von sechs medizinischen Leitern im Hamburger Impfzentrum. Becker ist Ansprechpartner für medizinische Fragen der Impfärzte, behält den Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu Impfstoffen und die Entwicklungen vor Ort. © Unbekannt | Kaja Weber

Die Abläufe im Impfzentrum sind dynamischer. Neben ihrem Job als Laborleitung ist Bertels an manchen Tagen auch als Clusterleiterin unterwegs – dann teilt sie zum Beispiel ein, wer in welchem Zimmer impft oder im Ruheraum arbeitet. Aus medizinischer Sicht ist das Impfzentrum ein ganz anderer Arbeitsplatz als ein Krankenhaus, sagt Bertels: „Da würde ich viel mehr Krankheitsbilder sehen. Aber ich lerne hier fürs Leben: Personalführung, Kontakt mit Menschen aus allen Altersgruppen, Abteilungen und sozialen Hintergründen. Das gibt mir sehr viel.“

Becker wollte eigentlich in den Ruhestand gehen

Viel gelernt hat Bertels Kollege Klaus Becker bereits: Erst in der Pathologie, dann in der inneren Medizin und später in der Onkologie. Nach Stationen am UKE und in einer Lerchenfelder Praxis wollte der 66-Jährige im vergangenen April eigentlich in den Ruhestand gehen.

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„Zur Arbeit im Impfzentrum bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind, wie man so schön sagt“, sagt Becker. Sein Bekannter Dirk Heinrich, Sprecher des Ärzteteams und medizinischen Leiter, rief ihn an und fragte, ob er als medizinischer Leiter im Impfzentrum anfangen könnte. Becker hatte sich aber schon vorher als potenzieller Impfarzt gemeldet. „Ich wollte einfach mithelfen. Ich empfinde das als Verpflichtung in der aktuellen Situation“, sagt er.

Impfcluster sind aufgebaut wie eine kleine Arztpraxis

Auf seine Position hat Becker sich größtenteils selbst vorbereitet. Später kam „learning by doing“ hinzu, wie er sagt. Die Schulungen der KV-Ärzte bereitet Becker mit vor: Was ist ein Cluster, wie ist das organisiert, worauf muss man bei bestimmten Formularen achten? Für die Impfärzte im Cluster ist er Ansprechpartner für medizinische Fragen: „Können wir den impfen oder nicht? Dann rufen sie mich“, sagt Becker. Außerdem behält er neue Entwicklungen im Blick. Was tut sich im Ausland? Wie sagt die Ständige Impfkommission zu verschiedenen Fragen?

Die Impfcluster selbst sind aufgebaut wie eine kleine Arztpraxis: Es gibt einen Wartebereich, Boxen, die als Sprechzimmer fungieren, und einen Beobachtungsraum. Das war für Becker also alles bekannt. Einen Unterschied gibt es aber: „Wenn man in einer Arztpraxis arbeitet, muss man sich um Finanzen, Personal, Arbeits- und Datenschutz und Qualitätsmanagement kümmern. Das muss ich hier alles nicht. Hier mache ich nur das, was ich gelernt habe: Ich bin Arzt.“

Es gibt sechs medizinische Leiter

Die Ärztinnen und Ärzte arbeiten im Schichtdienst. „Jeder, der sich bei der KV und Doctari gemeldet hat, hinterlegt in einer eigenen App seine Präferenzen für Schichten. Wenn wir eine entsprechende Schicht vergeben, bekommt derjenige eine Nachricht. Und dann ist es wie so oft im Leben: Wer zuerst auf den Knopf drückt, kriegt die Schicht“, sagt KV-Chef Walter Plassmann.

 Manche Kollegen machen Doppelschichten, der medizinische Leiter Becker bleibt lieber bei einer – sieben Stunden in der Halle mit dem Kunstlicht, das reicht ihm pro Tag. Insgesamt gibt es sechs medizinische Leiter, die Gruppe spricht einmal die Woche in einer Telefonkonferenz, um sich über verschiedene Themen auszutauschen. Physisch sieht Becker seine Kollegen nur beim Schichtwechsel.

Weiteres Personal wird noch gesucht

„Ich hatte mir den Ruhestand auch anders vorgestellt: viel Reisen, Museen besuchen und Ähnliches. Das ging ja alles nicht“, sagt Becker. Seine Familie findet es gut, dass er im Impfzentrum hilft. „Klasse, dass du das machst“, sagen seine Töchter, von denen eine selbst Medizin studiert.

Über Doctari sind neben den Ärzten derzeit rund 400 Pflegefachkräfte im Einsatz. Und die Firma sucht weiter nach medizinischem Personal für die Messehallen. „Mit den erwarteten größeren Impfstoffmengen wird auch die Zahl der für uns tätigen Fachkräfte steigen“, sagt Doctari-Sprecherin Stefanie Dimpker. Gesucht werden beispielsweise Altenpfleger und Hebammen.

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„Wir suchen auch Fachpersonal aus Bereichen und mit Qualifikationen, die auf den ersten Blick nicht für den Einsatz im Impfzen­trum passend scheinen. Das ist jedoch ein Trugschluss“, sagt Dimpker. Pflegepersonal arbeitet zum Beispiel im Ruheraum, um die Patienten nach der Impfung zu überwachen. Oder in der AntiGen-Testung, die regelmäßig vor Ort durchgeführt wird.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Maskenpflicht im Überblick:

Welche Typen von medizinischen Masken gibt es?

  • OP-Masken: Mehrlagige Masken, die einen besseren Schutz als einfache Stoffmasken bieten.
  • FFP2-Masken: Müssen 94 Prozent aller Aerosole zurückhalten, um die Norm zu erfüllen.
  • FFP3-Masken: Müssen laut Norm 99 Prozent der Aerosole zurückhalten.
  • KN95-, N95-, P2-, D2- oder CPA-Masken: Importierte Masken, die vereinfachte Prüfverfahren durchlaufen, beim Bezug über die Apotheke aber etwa gleichwertigen Schutz wie FFP2-Masken bieten.

Kann ich die Masken mehrfach verwenden?

  • OP-Masken sind reine Wegwerfprodukte, die spätestens dann entsorgt werden sollten, wenn sie durchfeuchtet sind.
  • FFP2-Masken sind offiziell nur dann wiederverwendbar, wenn sie herstellerseitig mit einem "R" gekennzeichnet wurden. Laut Forschern der Uni Münster können aber auch Einweg-FFP-2-Masken ("NR") bis zu fünf Mal verwendet werden, wenn man sie für mindestens eine Woche an der Luft trocknet, bevor man sie wieder verwendet. Die Trocknung im Ofen ist umstritten.
  • Desinfektionsmittel zerstören die Filtereigenschaften der Maske und machen sie unbrauchbar

Was muss ich beim Kauf von Masken beachten?

  • Beim Kauf im Einzelhandel oder im Internet ist bei OP-Masken und FFP2-Masken auf das CE-Zeichen und eine vierstellige Nummer zu achten. Diese gibt die Prüfstelle an und kann im Internet überprüft werden.
  • Masken mit Ventil sind in Hamburg nicht erlaubt: Sie vereinfachen zwar das Atmen, geben die Luft aber ungefiltert an die Umwelt ab - bieten also zwar Eigen-, aber keinen Fremdschutz.

Was kosten medizinische Masken?

Mit der Einführung der erweiterten Maskenpflicht steigen auch die Preise für Masken teilweise stark an – FFP2-Masken kosten normalerweise zwischen 3 und 7 Euro pro Stück, OP-Masken sind zum Teil für deutlich weniger als einen Euro pro Stück im Paket zu bekommen. Vorsicht ist bei besonders günstigen Angeboten besonders im Internet geboten: Dahinter könnten ungeprüfte Importe oder Ausschussware stecken, die nicht denselben Schutz bieten wie eine zertifizierte Maske.

Was ist beim Tragen der Masken zu beachten?

  • OP-Masken sitzen relativ lose. Der Sitz kann verbessert werden, wenn man sie mit einer Stoffmaske kombiniert.
  • FFP2-Masken müssen eng anliegen, damit sie ihre volle Filterwirkung entfalten. Dann wird aber auch das Atmen spürbar anstrengender. Ein Vollbart verhindert den korrekten Sitz der Maske.
  • Allgemein gilt, dass Masken spätestens ausgetauscht werden müssen, wenn sie feucht sind.
  • Benutzte Masken nicht an der Filterfläche berühren: Etwaig aufgenommene Viren geraten dann an die Hände. Die Masken sollten nur an den Bändern berührt werden.

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