Hamburg. Beim sogenannten „Verbrauch“ der Tiere gemessen an der Einwohnerzahl liegt die Stadt vorn. Enormer Anstieg in Niedersachsen.

Die Hansestadt hat bei den Tierversuchen erneut bundesweit einen Rekordwert erreicht. Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes liegt Hamburg gemessen an der Einwohnerzahl beim sogenannten „Verbrauch“ der Tiere an der Spitze aller Bundesländer. Die Hansestadt komme beim Pro-Kopf-Verbrauch sogar auf fast doppelt so viele Tiere je Einwohner wie Berlin, das an zweiter Stelle liegt. An dritter Stelle folgt Hessen.

Der Tierschutzbund beruft sich dabei auf die Versuchstierzahlen für 2019, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft den Tierschützern auf Anfrage mitgeteilt hat. Bayern führt mit 572.462 „verbrauchten“ Versuchstieren die Statistik an und verdrängt damit den bisherigen Spitzenreiter Baden-Württemberg.

Enormer Anstieg bei Tierversuchen in Niedersachsen

In Niedersachsen, wo das umstrittene LPT Tierversuchslabor Mienenbüttel (bei Hamburg) seinen Sitz hat, ist den Angaben zufolge die Zahl der verwendeten Primaten im Vergleich zum Vorjahr (864 Tiere) auf 1347 Tiere gestiegen. In Hamburg wurden im Jahr 2019 insgesamt 186.720 Tiere zu wissenschaftlichen Experimenten verwendet, vor allem Mäuse, Ratten, Fische, Meerschweinchen und Kaninchen. Zum Vergleich: 2018 waren es 176.505 „verbrauchte“ Tiere. In allen deutschen Versuchslaboren waren es 2019 rund 2,9 Millionen Tiere.

Tierschutz-Präsident Thomas Schröder sieht diese Entwicklung kritisch: „Bund und Länder scheitern erneut krachend mit dem Ziel, die Zahl der Versuchstiere zu verringern.“

Biontech dankte LPT-Labor für Erprobung von Corona-Impfstoff

Dass Tierversuche für den Menschen medizinischen Nutzen haben können, beweist die Entwicklung des Corona-Impfstoffes durch das Mainzer Unternehmen Biontech. In einer Mitteilung vom 31. Dezember 2020 dankte es 134 Partnern für die Zusammenarbeit. Genannt wird dabei auch das Tierversuchslabor LPT in Mienenbüttel bei Hamburg.

„Wir sind stolz darauf, einen frühen und wichtigen Beitrag zur Entwicklung dieses Impfstoffes geleitet zu haben“, betonte LPT-Geschäftsführer Thomas Wiedermann. Während vor den Laboren Demonstranten gegen Tierversuche protestierten, hätten die Mitarbeiter trotz „vieler Anfeindungen an der Sicherheit des Impfstoffs gearbeitet“, fügte Wiedermann hinzu.

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UKE entwickelt Methoden als Alternative zu Tierversuchen

Um immer weniger Tiere zu Versuchszwecken einzusetzen, werden am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) Methoden entwickelt, welche die bisherige Praxis ersetzen können. Dabei greifen die Forscher verstärkt auf Computersimulationen, Multiorganchips und permanente Zellkulturen zurück.

Statt Mäuse zu verwenden, werden beispielsweise aus menschlichem Blut spezielle Zellkulturen hergestellt. Außerdem befindet sich ein neues Versuchslabor im Bau. Die Kosten betragen 32 Millionen Euro. Die neue Forschungstierhaltung wird über eine Nutzfläche von 3000 Quadratmeter verfügen; damit werden die Kapazitäten nicht erweitert. Der Neubau diene dazu, die räumliche Unterbringung für die Tiere und die dort arbeitenden Menschen zu verbessen, hieß es.