Hamburg. Bezirksamt will Kommerzialisierung des Schanzenparks verhindern. Veranstalter sieht Finanzierung in Gefahr. Es gibt eine Alternative.

Gemütlich auf der Wiese im Schanzenpark sitzen und dabei einen Blockbuster oder einen Arthouse-Film schauen: Damit könnte es nach rund 20 Jahren vorbei sein, denn dem traditionsreichen Freiluftkino in Hamburg droht in seiner jetzigen Form das Aus.

Grund dafür ist, dass die Grünen und das Bezirksamt Altona unter Leitung der grünen Chefin Stefanie von Berg der zunehmenden Kommerzialisierung der Parkanlage entgegenwirken möchten und das bereits seit 1975 bestehende Werbeverbot konsequent anwenden wollen. Dies aber würde dem Schanzenkino nach Einschätzung des langjährigen Veranstalters, der zuvor immer eine Sondergenehmigung erhalten hatte, die finanzielle Grundlage entziehen. Zuerst hatte die "Mopo" über den Streit berichtet.

Keine Sponsorenwerbung mehr im Schanzenpark

Am Donnerstag (14. Januar) steht das Thema im Hauptausschuss des Bezirks ganz oben auf der Tagesordnung. Laut Beschlussvorlage soll zwar noch Werbung auf der Kinoleinwand selbst, aber nicht auf Flächen im Park erlaubt sein. Für den Veranstalter des Schanzenkinos, die Outdoor Cine GmbH, würde dies bedeuten, dass sie künftig auf die lukrative Sponsoren-Werbung auf Bannern oder auf Transparenten verzichten müsste.

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"Dieses K.o.-Kriterium würde uns den Garaus machen", sagt Geschäftsführer Dirk Evers. Die Erlöse aus dem Ticketverkauf allein reichten nicht aus, um die Kosten zu decken. An guten Tagen könne man zwar auf diese Weise Platzmiete, Personalkosten und Mindestgarantien für Filmlizenzen bezahlen. Bei Vorstellungen mit geringen Besucherzahlen, beispielweise wegen schlechten Wetters oder der Vorführung eines wenig bekannten Films, gelinge dies aber nicht.

Aus für Schanzenkino? Unverständnis beim Veranstalter

Das Verbot der Sponsorenwerbung ist für Evers auch deshalb nicht nachvollziehbar, weil die Banner tagsüber stets abgedeckt würden und lediglich am Abend während der Vorführungen sichtbar seien. "Der durch Corona ohnehin schon wirtschaftlich an den Abgrund gedrängten Film- und Kinokultur wird hier ein weiterer, diesmal bürokratischer Knüppel, zwischen die Beine geworfen, der ihr Überleben zusätzlich gefährdet", empört er sich.

Das Bezirksamt Altona äußert sich bislang eher allgemein zu dem Konflikt. "Während der Corona-Pandemie stieg die Nachfrage nach öffentlichen Flächen an, auf denen kulturelle Veranstaltungen unter Einhaltung der Hygieneregeln stattfinden können", sagt Behördensprecher Mike Schlink dem Abendblatt. "Das Bezirksamt Altona hat deswegen kulturelle und soziale Akteure eingeladen, sich mit Konzepten für die Nutzung der Parkflächen im Schanzenpark in den Sommermonaten 2021 zu bewerben."

Schanzenpark – 3001 Kino hat sich auch beworben

Mit ihrer Bewerbung verpflichteten sich die Veranstalter zur Einhaltung der Vorgaben aus der Verordnung zum Schutz der öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen, so Schlink weiter. Aus dieser gehe hervor, dass es verboten sei, Werbung dort zu betreiben. ​​​​​Dies gelte auch für etwaige Open-Air-Kinos.

Ganz unmöglich scheint es allerdings nicht zu sein, die Vorgaben des Bezirksamts zu erfüllen. So hat sich auch noch das 3001 Kino um Vorführungen im Schanzenpark beworben und dabei nach Informationen des Abendblatts versprochen, kein Sponsoring zu benötigen.

Ein Kinovergnügen rund um den Wasserturm gäbe es also in jedem Fall. Eine Entscheidung, welcher Veranstalter den Zuschlag für das Freiluftkino erhält ist, noch nicht gefallen.