Hamburg. Reinhold Beckmann und Tom Ockers besuchen Orte und Menschen, die dem Hamburger Schauspieler besonders am Herzen lagen.

Der schwarze Stuhl mit dem Lehnen-Aufdruck „Jan Fedder“ steht vor dem Schminkspiegel, Uniformjacken hängen über dem Garderobenständer in der Ecke. Jan Fedder bräuchte nur ein paar Minuten, um in seiner Garderobe im Studio Hamburg in Tonndorf wieder seinen Dienst als Oberkommissar Dirk Matthies aufzunehmen. Seine Polizeimütze liegt neben der Tür auf einem Kartonstapel.

Wie zumindest im Norden der Republik jeder weiß, wird Fedder nie mehr eine Rolle im „Großstadtrevier“ spielen, vor einem Jahr, am 30. Dezember 2019, starb der Schauspieler im Alter von nur 64 Jahren. Doch Joerg Pawlik, Herstellungsleiter der TV-Serie, mag in der Garderobe seines besten Freundes nichts ändern: „Nach Jans Tod waren hier nur zwei Menschen drin. Seine Garderobiere und ich.“

Film über Jan Fedder: Mixtur aus Trauerarbeit und Humor

Zu sehen ist Fedders Revier in einem Film von Reinhold Beckmann und Tom Ockers, der am Mittwoch (30. Dezember), dem ersten Todestag des Hamburgers im Dritten ausgestrahlt wird. Jan Fedder, das ist gewiss, hätte diese liebevolle Mixtur aus Sentiment, Trauerarbeit und Humor gefallen.

"Großstadtrevier"-Darstellerin Maria Ketikidou mit Reinhold Beckmann © NDR/beckground TV/Martin Kaeswurm

Allein die Aufnahmen von Fedders Bauernhof, in Wahrheit das Museum seines Lebens, in der Nähe von Itzehoe lohnen das Einschalten. Beckmann hatte ihn dort 2018 besucht. Auf einem Elektrorollstuhl kurvt Fedder, damals schon von seiner Krebserkrankung gezeichnet, über das Gelände, seine Frau Marion steht hinter ihm auf dem Trittbrett.

Fedder – auch in Schleswig-Holstein mit St. Pauli verbunden

Stolz zeigt Fedder seine Oldtimer-Sammlung, seinen Schreibtisch, ehedem im Besitz von Hans Albers, Bilder mit aufgespießten Käfern und ein konserviertes Skelett vom angeblich kleinsten Menschen der Welt. Am Balken klebt der modellierte Fuß eines Handwerkers, Fedders Reminiszenz an einen Zimmermann, der der Legende beim Bau des Hauses durch die Decke brach.

„Ich hatte genug von dem Geruch von Pisse, Scheiße und Sperma“, erklärt Fedder seine Liebe zu dem Leben in der Natur. Andererseits zeigt die Ecke, in der er das Innenleben der elterlichen Kneipe „Zur Überseebrücke“ mit Tresen, Musikbox und Kicker nachgebaut hat, wie tief er auch in Schleswig-Holstein mit seiner Heimat St. Pauli verbunden blieb.

Das war Jan Fedder:

  • Jan Fedder wurde am 14. Januar 1955 in Hamburg geboren
  • Seinem Vater Adolf Fedder gehörte die Hafenkneipe "Zur Überseebrücke", seine Mutter Gisela war Tänzerin
  • Erste Erfahrungen im Rampenlicht machte Jan Fedder im Alter von sieben Jahren als Knabensopran im Michel
  • Als 13-Jähriger hatte Jan Fedder seinen ersten Auftritt auf der Bühne und vor der Kamera
  • Seinen Durchbruch als Schauspieler erlangte er im Kinohit "Das Boot" (1981) als Bootsmann Pilgrim
  • In der ARD-Serie "Großstadtrevier" spielte Jan Fedder von 1992 bis 2019 den Polizeioberkommissar Dirk Matthies
  • Beliebtheit erreichte Jan Fedder auch als Kurt Brakelmann in der NDR-Serie "Neues aus Büttenwarder"
  • Jan Fedder trug zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Titel "Ehrenkommissar der Hamburger Polizei"
  • Am 15. Juli 2000 heiratete Jan Fedder in der Hauptkirche St. Michaelis Marion Kurth
  • Am 30. Dezember 2019 erlag Jan Fedder in seiner Wohnung auf St. Pauli einem langjährigen Krebsleiden

Tim Mälzer bereitet Eiersalat á la Fedder – Beckmanns Urteil

Und so führen die meisten Spuren im Film auf den Kiez. TV-Koch Tim Mälzer, einer seiner engsten Freunde, bereitet in Fedders Stammkneipe „Zur Ritze“ Eiersalat á la Fedder zu. Das Geheimnis: Wenig Eier, viel Gin. „Solltest Du auf Deine Karte setzen, Tim“, urteilt Beckmann nach einer Kostprobe.

Starkoch Tim Mälzer kocht in der Hamburger Ritze Jan Fedders Lieblingsgericht: einen ganz besonderen Eiersalat.
Starkoch Tim Mälzer kocht in der Hamburger Ritze Jan Fedders Lieblingsgericht: einen ganz besonderen Eiersalat. © NDR/beckground TV/Martin Kaeswurm

Auf den Landungsbrücken mit Blick über den Hafen haben die Filmemacher mit Fedders „Großstadtrevier“-Kolleginnen Maria Ketikidou und Saskia Fischer gesprochen. Es sind die besonders bewegenden Momente im Film. Beide Schauspielerinnen kämpfen mit den Tränen, als sie sich an ihre Zeit mit Fedder erinnern.

Filmemacher besuchen Jugendfreund von Jan Fedder

„Ich hatte das Gefühl, ich bin verloren. Das ist nicht mehr mein 'Großstadtrevier'“, sagt Maria Ketikidou über den Moment, als sie die traurige Nachricht erfuhr. Saskia Fischer spricht über ihren letzten Drehtag mit Fedder: „Er wurde immer kleiner. Er hat zu mir gesagt: Saskia, ich kann nicht mehr. Das war schrecklich.“

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Auch einen Jugendfreund haben die Filmemacher aufgespürt. Er spricht über eine Seite in Fedders Leben, die man nicht vermutet hätte. Jan habe sich oft einsam gefühlt: „Seine Eltern hatten als Gastwirte ja auch wenig Zeit für den Jungen.“ Und immer habe Fedder die Sorge umtrieben, er könne nach seinem Tod vergessen werden: „Ich habe ihm gesagt, Jan, Deine Filme bleiben für immer.“

„Nach Jan Fedder wird mehr gefragt als nach Helmut Schmidt"

Natürlich dürfen in dem Film die Aufnahmen der Trauerfeier im Michel nicht fehlen, eine Feier, die eher an ein Staatsbegräbnis erinnerte. Fedder hatte sie bis ins Detail geplant – und ausgerechnet seinem Freund Joerg Pawlik eine Hauptrolle zugedacht.

Er führte die Witwe wie die Braut bei einer Hochzeit über einen roten Teppich durch den Michel an den Altar. „Wer war der Mann an Marions Seite“, raunte das Boulevard nach der Feier. „Vorher gab es im Internet nicht ein gemeinsames Foto von Jan und mir“, sagt Pawlik. Fedder habe diebischen Spaß daran gehabt, den zuvor öffentlich unbekannten Herstellungsleiter ins Rampenlicht zu zerren.

Reinhold Beckmann traf sich für den Film
Reinhold Beckmann traf sich für den Film "Jan Fedder – Was bleibt?" mit der Witwe Marion an Jan Fedders Grab auf dem Ohlsdorfer Friedhof. © NDR/beckground TV/Martin Kaeswurm

Die Spurensuche endet auf dem Ohlsdorfer Friedhof an Fedders letzter Ruhestätte, wo die Witwe einen Briefkasten hat aufbauen lassen. Hier bekommt sie noch immer Briefe von Fedder-Fans, die ihr Beileid ausdrücken und berichten, was sie mit dem Volksschauspieler verband. Und wie unbegründet seine Sorge war, man könne ihn vergessen, zeigt das Interview mit einem Friedhofsbetreuer. „Nach Jan Fedder wird mehr gefragt als nach Helmut Schmidt.“

Jan Fedder – Was bleibt?, Mittwoch, 30. Dezember, 20:15 bis 21:00 Uhr, NDR