Hamburg. MdB Matthias Bartke über seinen Protest bei der Deutschen Bahn, die Initiative von Jan Delay und mögliche Probleme mit Parteifreunden.

Es ist beschlossen: Bahn und Senat wollen die denkmalgeschützte Sternbrücke abreißen und für insgesamt 125 Millionen durch einen stützenfreien Neubau ersetzen. Als Bauzeit sind vier Jahre eingeplant (2023 – 2027). Wie berichtet, hat sich der SPD-Kreisverband Altona gegen das Projekt ausgesprochen. Im Abendblatt erklärt Matthias Bartke (SPD), direkt gewählter Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Altona, seine Bedenken.

Hamburger Abendblatt: Herr Bartke, welche Einwände haben Sie gegen den Entwurf der Bahn für die neue Sternbrücke?

Matthias Bartke: Mir geht es um drei Punkte. Erstens ist der Entwurf architektonisch ganz furchtbar und passt überhaupt nicht ins Viertel. Zweitens sollen für die neue Brücke 40 Bäume gefällt werden. Und drittens wurden die Anwohner völlig unzureichend beteiligt.

Verkehrssenator Anjes Tjarks von den Grünen hat sich aber wie die Deutsche Bahn klar zu genau diesem Entwurf bekannt. Die Würfel sind doch gefallen.

Das wird man sehen. Ich habe jedenfalls Bahn-Vorstand Ronald Pofalla schriftlich meine Bedenken geschildert. Es wird jetzt voraussichtlich Ende dieses Monats ein Gespräch mit Manuela Herbort, der Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn für die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, geben.

Der Hamburger SPD-Bundestagsabgeordnete Matthias Bartke (Archiv) kann der neuen Sternbrücke nichts abgewinnen.
Der Hamburger SPD-Bundestagsabgeordnete Matthias Bartke (Archiv) kann der neuen Sternbrücke nichts abgewinnen. © Imago/photothek

Für Senator Tjarks ist ein Neubau auch im Sinne der Verkehrswende unumgänglich. Unter der jetzigen Brücke sei viel zu wenig Platz für Radfahrer und Fußgänger.

Ich habe ja gar nichts gegen einen Neubau. Aber wir brauchen eine deutlich kleinere Lösung, im Idealfall begrünt.

Aber kleiner heißt eben auch weiter zu wenig Raum für Fußgänger und Radfahrer. Klingt nicht nach Verkehrswende.

Jan Delay hat zu Recht gesagt, Verkehrswende bedeutet zu allererst mal weniger Autos. Ich sehe bei der Sternbrücke durchaus auch Handlungsbedarf – für Fahrradfahrer ist die Verkehrsführung derzeit ja wirklich gefährlich.

Sollten die Pläne noch einmal grundlegend geändert werden, drohen laut Bahn Mehrkosten von 30 Millionen Euro.

Da wäre ein genauerer Blick wichtig. Wie hoch ist der Teil dieser Mehrkosten, der nur entsteht, weil das Bauwerk dann später fertig wird? Sehen Sie, ich wohne direkt neben dem geplanten S-Bahnhof Ottensen – auch ein Projekt der Deutschen Bahn. Der sollte auch schon seit Jahren fertig sein. Schon durch diese Verzögerung wird er nun teurer. Aber in dieser Frage dürfen die politischen Kosten nicht unberücksichtigt bleiben.

Was meinen Sie damit?

Da geht es um Vertrauen, eine ganz wichtige Währung. Die Bürger müssen darauf vertrauen können, dass sie bei einem Projekt, das das Stadtbild derart verändert, angemessen beteiligt werden. Eine solche Entscheidung kann man nicht einfach treffen, ohne das Viertel mit einzubeziehen. Und die Stimmung gegenüber diesen Plänen ist nicht nur an der Sternschanze katastrophal.

Ihr Vorstoß wird Ihre Parteifreunde, die das Projekt im Senat ja abgesegnet haben, nicht erfreuen.

Ich bin Bundestagsabgeordneter, mein Ansprechpartner ist in erster Linie die Bahn. Der Konzern ist der Bauherr. Aber ich habe auch gegenüber Verkehrssenator Anjes Tjarks meine Bedenken sehr deutlich geäußert.